Das niedermolekulare Heparin (NMH) Tinzaparin (innohep®) hat im Juni 2014 die Zulassungserweiterung zur Langzeitbehandlung symptomatischer venöser Thromboembolien (VTE) und zur Rezidivprophylaxe bei Patienten mit aktiver Tumorerkrankung erhalten. Im Rahmen der 43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) unterstrichen Experten die Notwendigkeit sowie die Herausforderung im Versorgungsalltag von VTE-Patienten mit Krebserkrankung.

Tumorerkrankungen – und vielfach auch deren Therapien – sind bedeutsame Risikofaktoren für das Entstehen einer Thrombose. Studien konnten zeigen, dass das VTE-Risiko bei Tumorpatienten bis zu siebenfach erhöht ist [1]. Helmut Ostermann, Klinikum der Universität München, wies in Bezug auf diese unglückliche Assoziation darauf hin, dass eine Thrombose bei Patienten, die nicht zu einer typischen VTE-Risikopopulation gehörten, sogar auf eine noch nicht entdeckte Tumorerkrankung hindeuten kann. Auch das Risiko, an einer VTE zu versterben, ist für Tumorpatienten höher als für Thrombose-Patienten ohne Tumor. Sechs Monate nach initialer Hospitalisierung ist das Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Tumorpatienten ohne begleitende VTE mehr als verdoppelt [2]. Daher müssen VTEs bei Tumorpatienten als eine ernsthafte Komplikation wahrgenommen werden, betonte Ostermann.

Main-LITE-Studie unterstreicht Effektivität von NMH

Die internationale Main-LITE-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit einer längerfristigen Therapie mit Tinzaparin bei 200 anfangs hospitalisierten Krebspatienten mit tiefer Beinvenenthrombose [3]. Verglichen wurde die Gabe von Tinzaparin mit der initialen intravenösen Gabe von unfraktioniertem Heparin (UFH) und nachfolgender längerfristiger Einnahme des Vitamin K-Antagonisten (VKA) Warfarin. In der Tinzaparin-Gruppe waren nach einem Jahr signifikant weniger VTE-Rezidive aufgetreten als im Kontroll-Arm (p = 0,044). Das relative Risiko für ein VTE-Rezidiv konnte um 56% gesenkt werden. Die Blutungsinzidenz war dabei mit 24% unter UFH/Warfarin versus 27% unter Tinzaparin in beiden Gruppen vergleichbar.
Rupert Bauersachs, Klinikum Darmstadt, hob die Vorteile einer NMH-Therapie bei Tumorpatienten hervor: NMH seien den VKA bezüglich der Nutzen-Risiko-Bilanz überlegen. Auch mehrere Metaanalysen zeigten unter NMH im Vergleich zu VKA in der Langzeitbehandlung der VTE eine signifikante Reduktion von VTE-Rezidiven (HR 0,47), ohne dass es zu einer vermehrten Zahl von Blutungen oder Thrombozytopenien gekommen sei. Die neuen oralen Antikoagulanzien hätten die Evidenz
ihrer Wirksamkeit und Sicherheit in Bezug auf Tumorpatienten noch zu erbringen, fügte Bauersachs hinzu.
Die aktuell gültigen Leitlinien empfehlen NMHs als Therapie der Wahl bei der Behandlung von Patienten mit tumorassoziierter Thrombose oder Lungenembolie über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten [4, 5]. Damit
decke die Empfehlung bereits den Einsatz von Tinzaparin in dieser Indikation ab, konstatierte Ulrich Hoffmann, Klinikum der Universität München.

Dr. Ine Schmale

Literatur
1. Blom JW et al. J Am Med Ass 2005; 293: 715-22.
2. Levitan N et al. Medicine 1999; 78: 285-91.
3. Hull RD et al. Am J Med 2006; 119: 1062-72.
4. Lyman GH et al. J Clin Oncol 2013; 31: 2189-204.
5. S2-AWMF-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie, www.awmf.org

Pressekonferenz der LEO Pharma GmbH „Tinzaparin bei tumorassoziierten Thrombosen – Von Main-LITE zur erweiterten Zulassung“, 4. September 2014, Hamburg