Kongressbericht

Die therapeutischen Möglichkeiten beim metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) haben sich in den letzten Jahren deutlich erweitert, vor allem durch die Einführung zielgerichteter Therapien etwa mit Tyrosinkinase­inhibitoren (TKI) für Patienten mit aktivierenden Mutationen im EGF-Rezeptor, ALK-Inversionen/Translokationen sowie ROS1-Translokationen. 

Durch den Einsatz solcher molekular stratifizierter Therapien haben sich progressionsfreies Überleben, Lebensqualität, Symptomkontrolle sowie Ansprechen verlängert. Ob die Analyse des EGFR-Mutationsstatus und die dadurch veranlasste Stratifizierung bezüglich der Therapie in der Praxis genauso funktioniert wie in kontrollierten klinischen Studien, sollte die REASON-Studie zeigen, so Prof. Wolfgang Schütte, Halle.
In dieses Register zur epidemiologischen Erhebung des EGFR-Muta-tionsstatus und der Behandlungsstrategie bei Patienten mit neu diagnostiziertem NSCLC im Stadium IIIB/IV in Deutschland wurden zwischen November 2009 und März 2011 etwa 4.200 solche Patienten eingeschlossen (69% mit Adenokarzinomen). Bei mehr als 96% von ihnen konnte der EGFR-Mutationsstatus erfolgreich analysiert werden, Bei 432 Patienten (10,3%) war er positiv; dabei waren Frauen, Raucher bzw. Ex-Raucher und Patienten mit Adenokarzinomen signi­fikant häufiger vertreten.
Allerdings erhielten lediglich 45,2% dieser Patienten in der Erstlinie einen EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor in Monotherapie, insgesamt – Erst- und Zweitlinie – waren es 57%; mit 222 Patienten bekamen die meisten davon Gefitinib (Iressa®). Immerhin 37,7% erhielten dagegen eine platinbasierte Chemotherapie, die mit ungünstigeren Ergebnissen assoziiert war: Das progressionsfreie Überleben betrug ohne TKI median sieben, mit TKI hingegen 10,1 Monate, auch beim Gesamtüberleben war der Unterschied mit 13,6 vs. 18,4 Monaten erheblich (Abb.). Das ist in Übereinstimmung mit Ergebnissen des Clinical Lung Cancer Genome Project (CLCGP) und des Network Genomic Medicine (NGM), wonach Patienten mit NSCLC und EGFR-Mutationen, die mit EGFR-Inhibitoren behandelt werden, ein deutlich verlängertes Gesamtüberleben aufweisen (median 31,5 vs. 9,6 Monate bei denen, die eine Standard-Chemotherapie erhalten; p < 0,001).

Bei der Hälfte der Patienten in der REASON-Studie, die Gefitinib erhielten, wurden Nebenwirkungen regis­triert, die überwiegend die Haut und den Gastrointestinaltrakt betrafen und klinisch kein Problem darstellen: Im Zweifelsfall, so Schütte, ist eine Reinduktion nach vorübergehendem Absetzen jederzeit möglich. Derzeit werden die pharmakoökonomischen Endpunkte evaluiert. Insgesamt besteht in der Praxis also erheblicher Verbesserungsbedarf bei der Erstlinienbehandlung von Patienten mit NSCLC und mutiertem EGFR: Nicht einmal die Hälfte dieser Patienten erhielt in dieser Registerstudie in der Erstlinie einen eigentlich indizierten EGFR-Inhibitor. Wenn man aber bei Patienten mit einem EGFR-mutierten NSCLC mit einer Chemotherapie anfängt, so Prof. Frank Griesinger, Oldenburg, verliert man einen relevanten Anteil an Patienten, die nie einen TKI erhalten werden.


Josef Gulden

Satellitensymposium „Das zukunftweisende AstraZeneca Update NSCLC“ im Rahmen des Deutschen Krebskongresses am 20.2.2014, Berlin, unterstützt von AstraZeneca GmbH.