Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) sind eine intelligente Form der Chemotherapie, auch als „smart chemo“ betitelt. Sie kombinieren die zielgerichteten Eigenschaften eines monoklonalen Antikörpers mit der tödlichen Wirkung eines Zellgifts.
Die ersten ADC-Studien wurden bereits in den 1980er-Jahren durchgeführt, und im Jahr 2000 konnte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) das erste ADC Gemtuzumab-Ozogamicin zulassen, das aus einem CD33-gerichteten Antikörper mit der daran gekoppelten Substanz Calicheamicin besteht.
Die Substanzklasse der ADCs hat sich seitdem in einem rasanten Tempo weiterentwickelt, denn eine Zulassung jagt die nächste. Nun befinden sich sogar mehr als hundert neue ADCs in klinischen Studien für verschiedenste Tumorentitäten. Deshalb widmet sich diese Ausgabe von Trillium Krebsmedizin dieser modernen Medikamentenklasse.
Da die ADCs ihren Siegeszug bei der CD33-positiven akuten myeloischen Leukämie (AML) gestartet hat, beginnen auch wir mit der Vorstellung der ADCs in der Therapie hämatologischer Neoplasien. Hier sind die intelligenten Krebstherapeutika bereits besonders verbreitet. Die Würzburger Autorengruppe mit den Onkolog:innen Dr. Xianghui Xiao, Dr. Xiang Zhou, Prof. Hermann Einsele und Dr. Maximilian Steinhardt bieten eine aktuelle Übersicht über bereits zugelassene und noch in Entwicklung befindliche ADCs.
Im daran anschließenden Beitrag geht Dr. Georgia Schilling, Sylt, gemeinsam mit der Medizinjournalistin Mascha Pömmerl auf ADCs beim Mammakarzinom ein. Die beiden werfen einen Blick auf die Entwicklung und die gegenwärtigen Einsatzgebiete der ADCs in der Therapie des Mammakarzinoms sowie die derzeitige Studienlandschaft. Die Autorinnen beleuchten zudem die Voraussetzungen für eine erfolgreiche ADC-Therapie.
Im dritten Beitrag zum Themenkreis der ADCs wagen die Bonner Forscher Dr. Stephan Menzel, Prof. Michael Hölzel und Prof. Florian Ingo Schmidt einen Blick in die Zukunft. Ihrer Meinung nach werden sogenannte Nanobodies und funktionelle Proteine eine große Rolle in der Entwicklung weiterer Krebstherapeutika spielen. Nanobodies sind von Antikörpern aus Alpakas und Lamas abgeleitete Proteine, denen eine einzelne Domäne ausreicht, um Zielmoleküle mit hoher Affinität zu binden. Die Wissenschaftler stellen in ihrem Beitrag die wichtigsten Nanobody-basierten Formate vor, die für neuartige Krebstherapeutika erforscht werden.
Ein weiteres sich schnell weiterentwickelndes Feld ist die Liquid Biopsy, die unter anderem die Analyse von zirkulierender Tumor-DNA ermöglicht. Diese Methode birgt das Potenzial, Entscheidungen für die verschiedenen Therapieoptionen und Schemata (neoadjuvant/adjuvant/palliativ) beim Melanom zu unterstützen. Diese Ansicht vertreten Dr. Isabel Heidrich und Prof. Christoffer Gebhardt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in ihrem Beitrag zu ctDNA-Analysen beim Melanom im adjuvanten und palliativen Stadium.
Nachfolgend klärt Prof. Jakob Nikolas Kather darüber auf, wie Künstliche Intelligenz in der Onkologie schon jetzt eingesetzt werden kann und wie insbesondere Tiefes Lernen (Deep Learning) die klinische Praxis zukünftig verbessern könnte.
In einem Interview mit Dr. Claudia Schöllmann gestattet Prof. Hellmut Augustin, Mannheim/Heidelberg, einen Blick in das spannende Forschungsgebiet der Metastasierung.
Dies und einiges mehr können Sie in dieser Ausgabe entdecken. Viel Freude beim Lesen!