Traditionell widmet sich das erste Heft des Jahres von Trillium Krebsmedizin der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) und dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS), die beide im vergangenen Dezember in den USA ausgerichtet und auch online übertragen wurden. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe fassen namhafte Expertinnen und Experten wieder die neuen Studien-ergebnisse für Sie zusammen und ordnen sie auch hinsichtlich ihrer Relevanz für den klinischen Alltag ein.
Die Entwicklungen beim Multiplen Myelom gehen weiterhin rasant voran. Im Fokus beim ASH standen die Quadruplet-Therapie in der Erstlinienbehandlung des neu diagnostizierten Myeloms, gerade bei Vorliegen von Hochrisikokonstellationen. Weiterhin wurden vielversprechende Studiendaten zu CAR-T-Zellen und bispezifischen Antikörpern präsentiert, die das B-Cell Maturation Antigen (BCMA), zunehmend aber auch andere Zielmoleküle auf Myelomzellen adressieren.
Zum Thema Lymphome war die gewohnte Vielfalt geboten – von indolenten Lymphomen über das Mantelzell-Lymphom und aggressive Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) bis hin zu ZNS-Lymphomen. Bei aggressiven NHL vom B-Zell-Typ haben sich CAR-T-Zellen in der rezidivierten bzw. refraktären Situation trotz eines hohen logistischen und finanziellen Aufwands inzwischen etabliert und rücken zunehmend in frühere Therapielinien vor. Dazu sowie zu weiteren neuen Lymphom-Therapien wie etwa bispezifischen Antikörpern wurden interessante Daten präsentiert.
Für die akute myeloische Leukämie (AML) wurden beim ASH relevante Stu-diendaten vorgestellt, die den Praxisalltag verändern werden. So konnte – unter Beteiligung deutscher Forschergruppen – gezeigt werden, dass Patient:innen im Rezidiv auch dann von einer allogenen Stammzelltransplantation profitieren, wenn vor der Tranplantation keine komplette Remission (CR) erreicht wird. Eine zusätzliche aggressive Chemotherapie zum Erreichen einer CR bringt keinen Nutzen. In einer weiteren Studie stellte sich heraus, dass Erkrankte mit neu diagnostizierter AML bei gutem Ansprechen auf die erste Induktion keine zweite benötigen.
Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) der ersten und zweiten Generation haben die Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie (CML) revolutioniert und das Outcome der Patient:innen dramatisch verbessert. Beim ASH wurde die gute Wirksamkeit moderner Zweitgenerations-TKI im Langzeitverlauf erneut bestätigt. Im Zentrum des Interesses standen aber andere Substanzen: der STAMP-Inhibitor Asciminib und der Drittgenerations-TKI Olverembatinib.
Bei myeloproliferativen Neoplasien (MPN) standen bewährte Substanzen wie Ruxolitinib und Ropeginterferon alfa-2b im Fokus, die teilweise auch in neuen Kombinationen geprüft wurden. Bis in die Plenary Session schaffte es ein monoklonaler Antikörper gegen mutiertes Calreticulin, der sich in der klinischen Entwicklung befindet und die Therapie von MPN in Zukunft deutlich verändern könnte. Auf dem SABCS 2022 gab es keine Studiendaten mit revolutionären Therapie-durchbrüchen für das frühe und fortgeschrittene Mammakarzinom. Im Fokus standen eher Studienergebnisse mit zum Teil langer Nachbeobachtungszeit, die die Therapiesicherheit im klinischen Alltag erhöhen werden. Es ging aber auch um perspektivische Daten, die sich vor allem der immer gezielteren Behandlung von Brusttumoren widmeten.
Was die neuen Studienergebnisse vom SABCS für die Versorgungsroutine bedeuten, ordnet der anerkannte Brustkrebsexperte Prof. Wolfgang Janni, Ulm, im Interview mit Trillium Krebsmedizin für Sie ein.