Speziell beim besonders aggressiven triple-negativen metastasierten Brustkrebs (TNBC) besteht weiterhin Bedarf an innovativen Therapien. Der Tubulin-Synthesehemmer Eribulin, der über die zytostatische Wirkung hinaus auch die Tumorbiologie beeinflusst, wird derzeit in mehreren klinischen Studien untersucht.
Neben der irreversiblen Hemmung der Mikrotubuli-Dynamik kann Eribulin (Halaven®) das hypoxische Milieu im Tumor in Richtung Normoxie verschieben und so die Transition der Tumorzellen vom epithelialen in den invasiveren mesenchymalen Phänotyp bremsen, erklärte Gunnar Steinert, Frankfurt. Dies hemme in vitro Zellmigration und Fähigkeit des Tumors zur Metastasierung und verbessere die Erreichbarkeit des Tumorstromas für weitere Medikamente.
Eine Phase-Ib/II-Studie untersuchte Eribulin in Kombination mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor Pembrolizumab beim metastasierten TNBC bei Patientinnen mit und ohne Vorbehandlung [1]. Rationale für diese Kombination ist, dass TNBC eine erhöhte Expression von PD-L1 und eine höhere Mutationslast aufweisen als andere Mammakarzinome, so Prof. Hans Tesch, Frankfurt. Die Interimsanalyse bestätigte ein gutes Verträglichkeitsprofil ohne neuartige unerwünschte Ereignisse und bei den Phase-II-Patienten (n = 32) eine mit etwa 33% gute Gesamtansprechrate (ORR). Die ORR war bei Patientinnen ohne vorherige Chemotherapie höher als bei vorbehandelten (ORR 47,1% vs. 27,3%), jedoch unabhängig vom PD-L1-Status, so Tesch.
Eine weitere, randomisierte, offene multizentrische Phase-Ib/II-Studie untersucht derzeit bei HER2-negativem metastasiertem Brustkrebs mit hohem Hyaluronsäure-Gehalt die Kombination von Eribulin mit pegylierter rekombinanter humaner Hyaluronidase (PEGPH20; [2]). Hyaluronsäure ist Hauptbestandteil des Tumorstromas vieler solider Tumoren und mit schnellem Wachstum und vermehrter Metastasierung assoziiert, sowie ein negativer Prädiktor für das Überleben, erklärte Tesch. PEGPH20 soll durch Abbau von Hyaluronsäure den interstitiellen Tumordruck reduzieren und die vaskuläre Erreichbarkeit des Tumors für Eribulin verbessern.
Effekte auf die Zahl zirkulierender Tumorzellen
Die einarmige Studie ONSITE untersuchte die Abnahme der Menge zirkulierender Tumorzellen (CTC) unter Drittlinientherapie mit Eribulin beim HER2-negativen, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Brustkrebs [3]. Mehr als fünf CTC in 7,5 ml peripherem Blut bei metastasiertem Brustkrebs korrelieren laut Tesch signifikant negativ mit der Prognose. Ein klinischer Benefit fand sich bei 55,9% der Patientinnen. Das mediane Gesamtüberleben betrug 13,6 Monate (95%-KI: 11,8–nicht erreicht). Die durchschnittliche CTC-Zahl sank von 16,8 vor Therapiebeginn signifikant auf 5,4 zu Beginn des zweiten Zyklus. Es bestand eine signifikante positive Korrelation zwischen der CTC-Zahl zu diesem Zeitpunkt und dem Gesamtüberleben (OS). Bei 52,4% der Patienten mit initial mehr als fünf CTCs reduzierte sich deren Zahl unter die prognostisch bedeutsame Schwelle.
Andreas Häckel
Literatur
1. Tolaney S et al., SABC-Meeting 2016, Poster P5-15-02.
2. Alvarez RH et al., SABC-Meeting 2016, Poster OT2-02-02.
3. Manso Sanchez LM et al., SABC-Meeting 2016, Poster P6-07-21.
Pressekonferenz „Neue Daten zum Einsatz von Halaven® (Eribulin) beim Mammakarzinom vom SABCS 2016“ am 13.12.2016 in Frankfurt am Main, veranstaltet von Eisai GmbH.