Themenschwerpunkt – Translationale Immunologie
Herzlich willkommen zum Themenschwerpunkt „Translationale Immunologie“ in dieser Ausgabe von Trillium Immunologie. Das Wort „Translation“ ist sicher eines der meistverwendeten Schlagwörter im interaktiven Spannungsfeld von klinischer Medizin und Biowissenschaften. Und das nicht ohne Grund: Allseits besteht der dringende Wunsch, neue Erkenntnisse in eine verbesserte Prävention und Behandlung von Erkrankungen zu überführen. Dies trifft in besonderem Maße auf die Immunologie zu, einem Fach mit großer Dynamik und hohem Innovationspotential. Ein Beispiel ist die überaus erfolgreiche Entwicklung von therapeutischen Antikörpern in den letzten zwei Jahrzehnten. Aus dem Arzneimittel-Portfolio sind diese mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Und schon bahnt sich eine neue Substanzklasse aus dem Umfeld der Immunologie an, sehr wahrscheinlich mit ähnlich bahnbrechender Bedeutung: der Einsatz von therapeutischer mRNA, zum einen als Vakzine zur Antigen-spezifischen Steuerung von Immunfunktionen, zum anderen für den Ersatz von Proteinen bei genetischen Defekten. Das Entwicklungspotential aus der Immunologie ist damit aber bei Weitem nicht ausgeschöpft.
Um den wissenschaftlichen und klinischen Nachwuchs auf diesem Gebiet zu stärken, hat die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) die „Translational Immunology School“ etabliert, die seit 2014 einmal jährlich stattfindet. Wissenschaftler und Kliniker erhalten bei dieser Veranstaltung Einblicke in die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Translationalen Immunologie. Die Teilnehmer stellen ihre eigene Arbeit in Form von wissenschaftlichen Postern vor und diskutieren diese mit den Experten. Der persönliche Kontakt führt zu einem intensiven Austausch und über die Jahre zu aktiven Netzwerken. Neben der DGfI und der EFIS (European Federation of Immunological Societies) wird die Schule aktuell auch von drei DFG-geförderten Exzellenzclustern unterstützt, den Exzellenzclustern ImmunoSensation in Bonn, Precision Medicine in Chronic Inflammation (PMI) in Kiel, und Resolving infection susceptibility (RESIST) in Hannover. Der Schulterschluss der Translational Immunology School mit den Exzellenzclustern sorgt für hohe wissenschaftliche Qualität und Interdisziplinarität der Veranstaltung.
Auch wenn es nicht möglich ist, in einer Ausgabe von Trillium Immunologie die gesamte thematische Bandbreite der Translational Immunology School abzudecken, so sollen die hier ausgewählten Artikel doch zumindest einen Eindruck vermitteln von den aktuellen immunologischen Themen an der Schnittstelle zwischen Grundlagenwissenschaft und klinischer Anwendung. So haben beispielsweise die sogenannten Interferonopathien – seltene Erkrankungen, bei denen eine genetisch-bedingte Veränderungen des Typ-I-Interferon-Systems zu systemischen entzündlichen Erkrankungen führt – sehr zum Verständnis der sogenannten Nu-kleinsäure-Immunität (Nucleic Acid Immunity) beigetragen. Und das Feld der Nukleinsäure-Immunität hat die Entwicklung und den aktuellen Einsatz der mRNA-Vakzine zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie wiederum erst möglich gemacht.
Translationale Immunologie ist also äußerst spannend und relevant. Und damit wünsche ich viel Freude beim Stöbern in den Artikeln dieser Ausgabe!
Mit besten Grüßen
Gunther Hartmann