Der immunologische Blick auf das SARS-CoV-2-Virus
Wir freuen uns, Ihnen eine neue Ausgabe des offiziellen Journals der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, DGfI, zu präsentieren. Das Heft bietet eine aktuelle, informative und auch unterhaltsame Mischung aus Nachrichten, Übersichten und persönlichen Einsichten der Autoren aus dem Fachbereich der Immunologie und angrenzender Disziplinen. Aus gegebenem Anlass liegt der Schwerpunkt dieser Ausgabe auf der SARS-CoV-2-Infektion. Der krankheitsbestimmende Teil der SARS-CoV-2-Infektion, die Immunantwort, mit ihren positiven wie negativen Effekten auf den Krankheitsverlauf ist derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung unterrepräsentiert. Wir würden uns wünschen, dass sich alle wissenschaftlichen Fachgebiete mit direktem Bezug zur SARS-CoV-2-Infektion einem direkten wissenschaftlichen Diskurs verpflichtet fühlen. Dabei entspricht die in den Medien übliche Verkürzung der Inhalte, bis hinab zu der in sozialen Medien verbreiteten like-Kultur, nicht den Ansprüchen an einen guten wissenschaftlichen Diskurs. In der aktuellen Pandemie-Situation ist die Wissenschaft in der Pflicht, die drängendsten Fragen mit den zur Verfügung stehenden Methoden und mit der gebotenen Sorgfalt unverzüglich anzugehen, unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Expertise. Die Wissenschaft sollte in dieser Situation Ergebnisse präsentieren, sobald diese zur Verfügung stehen, in eigener Verantwortung der Wissenschaftler, unabhängig von Interessen Dritter. Mehr oder weniger sichtbare Eitelkeiten von Wissenschaftlern sind in dieser Situation deplaziert und schädlich.
Doch nun zu diesem Heft: Keine Eitelkeiten, sondern interessante persönliche Einblicke bietet hier und in den folgenden Ausgaben die Rubrik Lebenswege Immunologie, in diesem Heft der Lebensweg von Hans-Hartmut Peter. Zum Themenschwerpunkt SARS-CoV-2 erklärt das Autorenteam um Andreas Radbruch die Prinzipien und die Dynamik des immunologischen Gedächtnisses nach heutigem Verständnis und wendet dieses auf die Infektion mit SARS-CoV-2 an. Im folgenden Artikel geben Marcel Renn und Rayk Berendt einen Überblick über die aktuell verfügbaren Tiermodelle der SARS-CoV-2-Infektion. Dann gehen Alexander Scheffold und Petra Bacher, basierend auf dem bisherigen Wissen zu Corona-Virusinfektionen, näher auf die beobachtete transiente Antikörperantwort und die lang andauernde und protektive T-Zellantwort ein und beleuchten den interessanten Aspekt, dass in einem Individuum präexistierende kreuzreaktive Gedächtnis-T-Zellen aus früheren Infektionen mit anderen Corona-Viren die Induktion einer SARS-CoV-2-spezifischen T-Zellantwort beschleunigen. Das Autorenteam um Georg Hoffmann berichtet anschließend über die zweischneidige Rolle des angeborenen Immunsystems und führt insbesondere die Inhibition des Komplementsystems als neuen therapeutischen Ansatz zur Therapie von COVID-19 aus. Im letzten Artikel zum Themenschwerpunkt SARS-CoV-2 gibt Thomas Kamradt einen aktuellen Überblick zum Stand der Impfstoffentwicklung. Daneben gibt es in der aktuellen Ausgabe noch einen Artikel von Julia Zeiträg und Dirk Baumjohann, der die Bedeutung von follikulären T-Helferzellen für Immunität und Autoimmunität erläutert, insbesondere als vielversprechenden Ansatz für die Entwicklung von hochwirksamen Impfstoffen und Immuntherapien.
Zum Schluss kommen die Neuigkeiten aus der Fachgesellschaft DGfI. Wir wünschen viel Freude beim Lesen der Ausgabe. Ideen, Beiträge und Anregungen für die folgenden Hefte der DGfI-Zeitschrift Immunologie sind jederzeit gerne willkommen. Zuletzt gilt unser besonderer Dank allen Autoren, die zu dieser Ausgabe beigetragen haben, sowie dem Medizinischen Fachverlag Trillium für die großartige Unterstützung.
Mit besten Grüßen und Wünschen!