Fast Track-Promotion in Immunologie – DFG-gefördertes Pilotprojekt wird zum Erfolg

Das erste strukturierte von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Fast Track-Promotionsprogramm im Bereich der Lebenswissenschaften wurde 2010 von Erlanger Immunologen ins Leben gerufen. Angelehnt an das Ausbildungskonzept eines US-amerikanischen Doktorandenprogramms, das eine Promotion zum PhD ohne Masterabschluss ermöglicht, konnte das Erlanger Programm bereits 13 junge Naturwissenschaftler mit einer Promotionszeit von durchschnittlich 3,4 Jahren zur Promotion führen und wurde im Mai 2014 vom Bewilligungsausschuss der DFG mit einer exzellenten Begutachtung für weitere 4,5 Jahre mit einem Fördervolumen von über 3,5 Mio. Euro gefördert. Die promovierten Naturwissenschaftler erhielten neben der exzellenten Ausbildung in Immunologie auch eine vielversprechende Zukunftsperspektive und zeichneten somit den Forschungsstandort Erlangen als hervorragenden Forschungs- und Ausbildungspartner aus.

Konzept und Geburt

Im Jahr 2010 startete das erste strukturierte und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Fast Track-Promotionsprogramm im Bereich der Lebenswissenschaften. Hans-Martin Jäck (Leiter der Abteilung für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen) begann 2009 zusammen mit 23 Erlanger Immunologen ein an US-amerikanische PhD-Programme angelehntes Forschungs- und Ausbildungskonzept zu entwickeln.
Das immunologische Forschungsumfeld in Erlangen war eine perfekt abgestimmte Voraussetzung für dieses Pilotprojekt. So arbeiteten in Erlangen bereits mehr als 25 Forschungsgruppen an immunologischen Fragestellungen zum Thema der adaptiven Immunität und konnten in Ausbildung und Forschungsfragen einander perfekt ergänzen.
Eine weitere Grundvoraussetzung für die Durchführung eines Fast Track-Programmes war die Änderung der Promotionsordnung an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg im Jahre 2009. Durch diese sinnvolle und zukunftsweisende Änderung konnten von nun an auch begabte Bachelorabsolventen ohne Masterabschluss zur Promotion zugelassen werden. Somit stand einer Antragstellung an die DFG nichts mehr im Wege, und 2010 wurde unser Konzept dann auch gefördert.

Rekrutierung

Um schon bei der Rekrutierung mit einem interessanten, vielseitigen und intensiven Ausbildungs- und Forschungskonzept zu überzeugen, wurden neben deutschlandweit versandten Plakaten und Flyern, auch auf Karriereplattformen im Internet geworben und Informationsveranstaltungen am Forschungsstandort Erlangen angeboten. So konnten im Herbst 2010 fünfzehn junge Bachelor­absolventen mit einer sehr guten Abschlussnote motiviert in die Qualifizierungsphase des Programms starten.

Qualifizierungsphase – intensive Vorbereitung auf die Promotion

Die 1,5-jährige Qualifizierungsphase sollte die Fast Track-Kollegiaten intensiv im Bereich Immunologie theoretisch und praktisch auf die Promotionsphase vorbereiten. Hierfür hatten die Projektleiter des Graduiertenkollegs eigens für diese Ausbildungsphase angepasste Workshops und Seminare entworfen. Darüber hinaus hatten die Kollegiaten auch die Gelegenheit, fächerübergreifend Veranstaltungen aus dem an der FAU etablierten Masterstudiengang Zell- und Molekularbiologie auszuwählen, zu kombinieren und verpflichtend zu belegen. Workshops zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen und die Teilnahme an internen Tagungen rundeten die Ausbildung ab.
Um sich bereits zu diesem Zeitpunkt mit einem möglichen Promotionsprojekt vertraut zu machen, wurden vom Koordinator des Programms neben den obengenannten Lehrveranstaltungen auch Praktika in den Laboratorien der Projektleiter organisiert, die sich von ersten Kurzbesuchen in 3er-Gruppen bis zu 4- bis 8-wöchigen forschungsrelevanten Laborrotationen intensivierten. Nach der Wahl des zukünftigen Promotionsthemas legten alle Kollegiaten im Herbst 2011 die in der Promotionsordnung der FAU verankerte und für die Zulassung zur Promotion notwendige 90-minütige Promotionseignungsprüfung (PE) ab.

Integriertes Auslandspraktikum – „Bonbon“ für zukunftsweisende Karriere

Die Zulassung zur Promotion im Gepäck, traten alle 15 Kollegiaten nach einem arbeitsreichen und ferienfremden Ausbildungsjahr ein dreimonatiges Auslandspraktikum an. Hierbei erstreckten sich die Ziele zu Kooperationspartnern in Asien, Nordamerika und Europa. Neben dem Austausch von Labormethoden und der Festigung der Sprachkenntnisse in Englisch, wurden auch Erfahrungen mit der jeweils anderen Zivilisation gemacht und es wurde in das etwas andere Leben eingetaucht. Dank des durch die DFG vollfinanzierten Auslandspraktikums durften die Promotionsanwärter diese Phase völlig entspannt erleben. Auch im Hinblick auf eine wissenschaftliche Karriere nach der Promotion konnten den Kollegiaten erste Fragen hinsichtlich der Möglichkeit einer Forschungsstelle im Ausland beantwortet werden.

Verteidigung des geplanten Promotionsprojekts – oder „früh übt sich ...“

Nach ihrer Rückkehr vom Auslandspraktikum mussten die Kollegiaten während der Übergangsphase zur Promotionsarbeit einen weiteren essenziellen und für ihre Karriere sehr förderlichen Programmpunkt absolvieren: Das Verfassen eines nach den DFG-Richtlinien angefertigten Forschungsantrags über ihr Promotionsprojekt. Neben einer wissenschaftlichen Anleitung zum Antragschreiben im Rahmen eines Workshops hatten die Doktoranden ausreichend Gelegenheit, sich mit Vorarbeiten und Literatur zum Projekt zu befassen, um dann nach dessen mündlicher Verteidigung (AV) vor einer kolleg­internen Prüfungskommission bestmöglich vorbereitet im April 2012 in die Promotionsphase zu starten.

Promotionsphase – kein Vergleich zu nicht-strukturierten Einzelpromotionen

Nach erfolgreicher Verteidigung des Forschungsantrags begann die ebenfalls strukturierte Promotionsphase, in der sich die Doktoranden hauptsächlich auf die Arbeit am Promotionsprojekt konzentrierten, aber zusätzlich neben Workshops auch regelmäßig einen von den Kollegiaten organisierten 14-tägigen Jour fixe besuchten, zusätzliche Ausbildung im tierexperimentellen Arbeiten und in der Manuskriptverfassung erhielten und sich einmal jährlich im Rahmen des Tages der Immunologie an der Öffentlichkeitsarbeit engagierten. Zur Diskussion und Präsentation der eigenen Daten standen den Doktoranden Reisegelder für Kongressteilnahmen im In- und Ausland zur Verfügung. Darüber hinaus finden jedes Jahr ein Vernetzungstreffen mit Graduiertenkollegs anderer Universitäten und interne Berichtsymposien statt, auf denen die eigenen Daten meist sehr ausgiebig diskutiert und wissenschaftliche Kooperationen geknüpft werden können.

Qualitätssicherung: Vertrauen ist gut – Kontrolle besser?

Natürlich obliegt dem Begriff „Kon­trolle“ ein gewisser negativer Beigeschmack, wenn er im Zusammenhang mit Vertrauen genannt wird. Im Fast Track-Promotionsprogramm halten sich die beiden Begriffe jedoch gegenseitig fördernd die Waage. Einerseits werden Richtlinien zur Qualitätssicherung in allen öffentlichen Einrichtungen angestrebt, um die Qualität gleichmäßig hochzuhalten, andererseits darf daraus nicht die Freiheit der Ausbildungsvarianz mit all ihren verschiedenen Farben verloren gehen. Das Fast Track-Promotionsprogramm ist in der Promotionsphase deshalb aus Pflicht- und Wahlkursen zusammengesetzt. Als Beispiel ist hier ein Grundlagenkurs der Statistik zum relevanten Aufbereiten der Daten verpflichtend, ein Aufbaukurs zu spezieller Software jedoch nicht. Weitere essenzielle, auch von der DFG vorgeschriebene Schlüsselqualifikationen liegen im Bereich der Good Scientific Practice.
Die wissenschaftliche Betreuung der Doktoranden übernimmt eine Betreuungskommission, die aus dem Betreuer und zwei weiteren institutsunabhängigen Projektleitern des Kollegs besteht und mit der der Doktorand einmal im Jahr den Projektfortschritt diskutiert. Das jährliche Berichtssymposium und die Betreuungskommission sind beides verpflichtende Rückkoppelungsmechanismen. Sie dienen nicht nur der Qualitätskontrolle der Arbeit des Doktoranden, sondern unterstützen den Doktoranden, sein Promotionsziel in einer angemessenen Zeit zu erreichen. Alle Maßnahmen zur Qualitätssicherung werden von Doktoranden und Projektleitern sehr wohlwollend und gern gesehen angenommen.

Fast Track-Promotion – Konzept mit Zukunftspotenzial?

Die Vorteile unseres Fast Track-Promotionsprogramms liegen auf der Hand und grenzen sich deutlich von anderen Fast Track-Promotionen außerhalb von strukturierten Promotionsprogrammen ab. Die Doktoranden werden durch ein intensives Training zu jungen Wissenschaftlern mit einem breiten immunologischen Fachwissen ausgebildet und erhalten einen guten Überblick über die Karrieremöglichkeiten. Durch die fokussierte, aber trotzdem vielseitige Ausbildung konnte die Promotionszeit im Durchschnitt um 1 Jahr verkürzt werden, was sich sicher positiv im Lebenslauf im Vergleich zu internationalen Absolventen auswirkt. Dabei sollte der wichtige Punkt der Entwicklung sozialer Kompetenzen und der Teambildung nicht vergessen werden. Beides wird durch Mitarbeit in der Graduiertenkolleg-Kommission, die Entwicklung von Projekten für die Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation eines gesamten wissenschaftlichen, alle drei Jahre stattfindenden internationalen Kongresses bereits in diesem frühen Stadium gefördert.
Schade ist jedoch, dass auch nach nunmehr sieben Jahren bisher keine Einigung zwischen der Kultusministerkonferenz und der Mitgliederversammlung der Tarifgemeinschaft der Länder (TD-L) bezüglich der Lohneinstufung im öffentlichen Dienst zustande kam, um promovierten Absolventen ohne Masterabschluss die gleiche tarifrechtliche Einstufung zu geben wie Promovierten mit Masterabschluss.
Dennoch sollten Fast Track-Promotionsprogramme mit all ihren Facetten weitergeführt werden, um auch weiterhin exzellenten und motivierten jungen Studenten in Deutschland die Möglichkeit zu geben, sich konkurrenzfähig auf die wissenschaftliche Karriere vorzubereiten.

Dr. Anja Glanz
Universitätsklinikum Erlangen
Molekular-Immunologische Abteilung
Nikolaus-Fiebiger-Zentrum
Glückstraße 6, 91054 Erlangen
+49 9131 85 43219