Gastkommentar: Konfliktmanagement

Vordergründig ist die Automatisierung eines Labors vor allem eine technische, organisatorische und wirtschaftliche Herausforderung: Welche Systeme kommen in die engere Wahl? Welche Prozesse soll man automatisieren? Was kostet das Ganze? All diese Fragen werden im Leit­artikel dieses Automationsschwerpunkts ausführlich behandelt.
Aus langjähriger Beratungstätigkeit möchte ich die zwischenmenschliche Komponente als vierten Problembereich nennen, denn hier lauern mehr Fallstricke, als vielen bewusst ist. Letztlich geht es um zwei Knackpunkte: Automa­tion bedeutet fast immer a) Wegfall manueller Tätigkeiten und b) Zentralisierung.
Punkt a) kann unter den Mitarbeitern Angst vor Entlassung oder Überforderung auslösen, was zu Aggression („nur über meine Leiche“) oder Resignation führt, Punkt b) bedeutet fast zwangsläufig, dass bisherige „Königreiche“ aufgelöst oder zumindest herabgestuft werden. Die Folge sind oft erbitterte Machtkämpfe unter Menschen, die bislang gut miteinander auskamen. .
Wann immer dieser Zustand droht, muss man rasch Strategien zur professio­nellen Deeskala­tion finden. Das klassische Fünfpunkteprogramm umfasst Arbeitsbündnis, Bestandsaufnahme, Interessenabgleich, Lösungsoptionen und Abschlussvereinbarung. Nach Möglichkeit sollten diese Schritte von geschulten „allparteilichen“ Mediatoren umgesetzt werden, um einen Dialog auf Augenhöhe zu gewährleisten.

Autor
Prof. Dr. Georg Hoffmann
Herausgeber
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