POC-Diagnostik 4.0
Zentrallabor oder POC? Die Antwort könnte lauten: POC-Tests im Zentrallabor. Wie im Artikel beschrieben, hat die Nähe der Testgeräte zum Patienten, beispielsweise im Notfallzentrum (NFZ) oder im OP, den großen Vorteil, dass Ergebnisse schnell vorliegen – eine Probenvorbereitung wie Zentrifugation etc. ist meist nicht nötig.
Am POC ist es aber gerade im Notfall so, dass alle Hände mit der Patientenversorgung beschäftigt sind. Wer hat Zeit, den Test durchzuführen, und ist überhaupt immer jemand anwesend, der eingearbeitet ist und das Gerät bedienen kann?
Der Geschwindigkeitsvorteil vermindert sich, wenn die Probe ebenso schnell ins Labor gelangen kann: Falls methodisch zulässig mit der Rohrpost oder mit dem Botendienst. Letzteres empfiehlt sich wenigstens für Methoden, in denen die Thrombozytenaktivität eine Rolle spielt. Voraussetzung ist natürlich immer, dass im Labor rund um die Uhr Laborprofis anwesend sind, die alle Geräte schnell und professionell bedienen können.
POC-Testing 4.0 kann beispielsweise so aussehen: Die Probe kommt mit der Rohrpost innerhalb von drei Minuten ins Labor, wo sofort mit dem Test begonnen wird. Die Ergebnisse werden – z. B. bei viskoelastischen Tests – in Form einer optisch leicht interpretierbaren Grafik live ins NFZ oder in den OP übertragen. Der behandelnde Arzt und die Pflegekräfte können sich um den Patienten kümmern, die Labordiagnostik am Monitor verfolgen und gezielt intervenieren.
Was bei viskoelastischen Gerinnungstests so schon verwirklicht ist, wäre sicher auch ein Modell für weitere labordiagnostische Untersuchungen.
Prof. Dr. Rudolf Gruber
Mitglied der Redaktion