Komfortabel, sicher und vielseitig

Laborinformationssysteme

Viele Jahrzehnte Entwicklungsarbeit haben aus der Labor-EDV der 1970er-Jahre komplexe Laborinformationssysteme (LIS) gemacht, die nahezu alle Aufgaben im und die Kommunikation mit dem Labor unterstützen. Eine grafische Benutzerumgebung ist für alle teilnehmenden LIS genauso selbstverständlich wie eine sehr gut auf die Arbeitsabläufe im Labor abgestimmte Bedienerführung. Auch die Auswertung der Labordaten, beispielsweise zu statistischen Zwecken, ist sehr komfortabel geworden.  Für die flexible Abfrage von Laborwerten und Stammdaten kommen SQL und proprietäre Lösungen zum Einsatz.

 

Tabellarische Übersicht: Laborinformationssysteme

 

Labororganisation

Die Arbeitsabläufe im Labor werden im LIS mittlerweile immer detailgetreuer abgebildet. Es gibt regelbasierte Freigabeprozesse, kundenspezifische Workflow-Abbildungen oder gesonderte Darstellungen zeitkritischer Abläufe in Form eines Notfallmonitors. Generell ist der Workflow an die Vorgaben der Richtlinien der Bundesärztekammer angepasst; einige LIS berücksichtigen auch die Akkreditierungsrichtlinien ISO 15189, ISO 17025, das schweizerische Pendant der Rili-BÄK, QUALAB, oder auch die Vorgaben der Guten Laborpraxis (GLP).

 

Datensicherheit

Generell ist die Datensicherheit ein großes Thema, dem zum Teil, z. B. durch die Benutzerauthentifizierung, schon lange Rechnung getragen wird. Mit einer Ausnahme nutzen alle LIS das Rollenkonzept für die Vergabe von Benutzerberechtigungen. Zwei Hersteller bieten darüber hinaus die Möglichkeit,  biometrische Daten, etwa den Fingerabdruck, für den Login zu verwenden. Auch ein RFID-Chip kann bei einem Anbieter zum Einsatz kommen, andere verschlüsseln die Daten bereits während der Datenhaltung; beim Versand gilt das für die Daten aller LIS. Zusätzlich verfügen drei der LIS über die Möglichkeit, unterschiedliche Protokoll ebenen einzuführen, um Zugriffe oder Aktionen aufzeichnen zu können.

Ein anderer Aspekt der Datensicherheit verbirgt sich unter dem Begriff Hochverfügbarkeit. Dabei geht es um Backup-Konzepte, die sicherstellen sollen, dass auch nach Ausfall einer Systemkomponente, beispielsweise einer Festplatte, der Laborbetrieb inklusive LIS aufrechterhalten werden kann, ohne dass der Ausfall den Laboranwendern überhaupt auffällt. Solche Hochverfügbarkeitslösungen werden von zwei der vier Herstellerfirmen angeboten.

 

Labor-Workflow

Dem Wunsch der Anwender nach einem möglichst gut an die Abläufe im jeweiligen Labor angepassten Workflow wird einerseits durch Fachgebiets-übergreifende und andererseits durch Fachgebiets-spezifische Module Rechnung getragen. Zu ersteren gehört klassischerweise – neben dem Probentracking – auch die Stammdatenverwaltung, die oft zentral für alle Mandanten und Module geführt wird. Damit verbunden ist die Dokumentation von Stammdatenänderungen und deren Verwendung in der Laborumgebung – eine für die LIS-Hersteller keineswegs triviale Aufgabe. Zwei von sechs der hier vorgestellten LIS sind in der Lage, die Stammdaten zu versionieren. Als Beispiel mit weitreichenden Folgen sei hier die Änderung von Referenzintervallen genannt: Für die Befunddarstellung ist es wichtig, das zum Zeitpunkt der Messwerterhebung gültige Referenzintervall anzuzeigen.

Genauso zu den Fachgebiets-übergreifenden Modulen gehören die Order-Entry- und Reporting-Module, die für interne und externe Auftraggeber beispielsweise eine Auftragserfassung mit Nummernvergabe oder barcodierte Etiketten für die Probengefäße vorsieht. Für externe Auftraggeber, z. B. niedergelassene Ärzte, ist das Order Entry oft webbasiert; die Befundrückmeldung kann auf verschiedenen Wegen erfolgen, z. B. via Datenfernübertragung oder Fax. Einer der Anbieter stellt ein Befundportal in Form einer App für das Smartphone (Android und iOS) zur Verfügung. Außerdem gibt es von einem Hersteller spezielle Module für die Auftragserfassung und Blutabnahme, von einem anderen ein Modul für das Transfusionsmanagement.

An dieser Stelle soll auch die POC-Analytik erwähnt werden, die durch die dezentrale Entstehung der Messwerte einen anderen Ablauf hat als die klassische Laboranalytik. Ein Hersteller bietet eine permanente Schnelltest-Darstellung in einem Infofenster, alle anderen haben eine POCT-Anbindung entweder direkt oder über einen POCT-Server im Portfolio.

Auch die Fachgebiets-spezifischen Module werden kontinuierlich erweitert, und je länger ein Hersteller mit seinem oder seinen LIS am Markt vertreten ist, umso mehr Fachgebiets-spezifische Module bietet er an. Die Genetik bzw. Humangenetik, an die Mikrobiologie angelehnte Module wie Hygiene, Infektiologie oder Nosokomiale Surveillance, Module für das Umwelt-, das Studien- oder das Veterinärlabor sind hier genauso als neuere Entwicklungen zu nennen, wie ein Modul, das auf die Bedürfnisse des Zytologie- oder Pathologie-Labors zugeschnitten ist und sogar eine Dysplasie-Sprechstunde anbietet.

 

Krankenhäuser, Labore und Laborstraßen

Der Zusammenschluss von Krankenhäusern und ihren Laboren bringt Kostenersparnis, z. B. durch gemeinsamen Einkauf und verteilte Aufgaben. Eine strikte Mandantentrennung sollte allerdings Grundvoraussetzung sein. Der Zusammenschluss mehrerer Labore wird von allen Anbietern unterstützt. Wie gut solche Fusionen tatsächlich funktionieren, erfragen Interessierte am besten bei den LIS-Anbietern selbst und bei Referenzkunden, die bereits mit dem LIS arbeiten.

Vielleicht die zurzeit größte Herausforderung ist die Anbindung von Laborstraßen an ein LIS. Die Entwicklung einer tragfähigen Anwendung nimmt vermutlich noch mehrere Monate bis Jahre in Anspruch. Denn dabei geht es ja nicht nur um die Anbindung von Hochleistungs-Vollautomaten, sondern auch um die Schritte der Präanalytik ab dem Probeneingang: Proben können auf mehrere baugleiche Geräte verteilt werden; für Notfallproben muss es einen Bypass geben, der eine schnelle Bearbeitung erlaubt. Auch hierzu ist das Gespräch mit den Software-Anbietern unerlässlich.

 

Dr. Gabriele Egert

Mitglied der Redaktion

 

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