Angriff auf die Schaltzentrale
Biomarker für zerebrale Erkrankungen
Das Gehirn als Schaltzentrale des menschlichen Körpers gleicht einem Hochsicherheitstrakt – mechanisch und chemisch abgeschirmt durch den knöchernen Schädel und die Blut-Hirn-Schranke. Dennoch ist es vor Angriffen von außen und innen nicht gefeit. Dazu zählen bakterielle, virale und parasitäre Infektionen ebenso wie degenerative, immunologische und (para-)neoplastische Prozesse. Das Bild der zumeist schweren Erkrankungen ist vielfältig und erfordert eine außerordentlich differenzierte Diagnostik. Auf den nächsten Seiten stellen wir typische Ansätze der Labordiagnostik vor.
Infektionskrankheiten
Akute Infektionen bedürfen einer schnellen zielgerichteten Therapie nach einer ebenso schnellen, sicheren Erregertypisierung. Speziell die Neuroborreliose steht derzeit offenbar im Fokus vieler Diagnostika-Hersteller Sechs an dieser Übersicht beteiligte Anbieter präsentieren ihre Assays auf S. 40, 41 und 43. Ab S. 56 stellt Dr. Volker Fingerle vom Nationalen Referenzzentrum für Borrelien klar, dass die Erkrankung zwar relativ selten ist, aber im Verdachtsfall eindeutig gesichert oder ausgeschlossen werden muss. Der Liquor-Serum-Quotient für Antikörper gegen Borrelien erhärtet den Verdacht auf eine spezifische intrathekale IgG-Produktion. Allerdings geht der IgG-Spiegel auch bei bereits ausgeheilter Infektion nicht sofort zurück. Anders ist das bei der zellulären Immunantwort: Das Verhältnis der T-Zellen, die IL-2, IL-17 oder Interferon-γ ausschütten, zeigt schnell nach der Infektion ein spezifisches Muster. Das Chemokin CXCL13 kann als Biomarker eingesetzt werden, um die diagnostische Lücke im Fall einer frühen Neuroborreliose zu schließen.
Immunologische und degenerative ZNS-Erkrankungen
Autoimmunologisch bedingte Enzephalitiden können durch Infektionen und Tumoren entstehen, wenn sich Antikörper gegen gesundes Hirngewebe richten. Der Autoantikörper-Nachweis erfolgt meist durch indirekte Immunfluoreszenz (IIFT), die Diagnostik der zugrunde liegenden ZNS-Infektionen mithilfe von ELISA- oder Multiplex-PCR.
Unter den neurodegenerativen Erkrankungen sticht aus labordiagnostischer Sicht der M. Alzheimer hervor: β-Amyloidspaltprodukte sowie phosphoryliertes Tau-Protein im Verhältnis zum Gesamt-Tau weist man im Liquor mittels ELISA nach. Für diese Assays werden auch Ringversuche angeboten. Eine molekularRisikoabschatzung erfolgt anhand von APOE-Genvarianten.
Dr. Gabriele Egert
Mitglied der Redaktion
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