Hippokratische Tradition
Vom 24.–27. Oktober findet in Köln die 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) statt. Im Zentrum der Jubiläumsveranstaltung steht der Leitgedanke „Sicherheit in der Hämotherapie" – ein Motto, das in der hippokratischen Tradition dem ersten Leitsatz ärztlichen Handelns entspricht: primum non nocere (erstens nicht schaden). An zweiter und dritter Stelle folgen cavere (vorsorgen) und sanare (heilen).
Welchen Beitrag die moderne molekularbiologische Immunhämatologie zur sicheren Hämotherapie leisten kann, beschreibt Prof. Legler anhand eines Beispiels aus der Pränatalmedizin: Jährlich erhalten in Deutschland über 40.000 RhD-negative Frauen, die einen Rh-kompatiblen Feten tragen, im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge eine nicht indizierte präpartale Anti-D-Prophylaxe. Die unnötige Gabe eines Blutprodukts lässt sich künftig dank einer neuen, nicht-invasiven molekulargenetischen Untersuchung des fetalen Rh-Status aus dem mütterlichen Plasma vermeiden, indem nur noch Schwangere mit einem RhD-positiven Fetus das Anti-D-Hyperimmunglobulin erhalten.
Dieser medizinische Fortschritt findet seinen Niederschlag in der Neufassung der Richtlinie Hämotherapie der Bundesärztekammer von 2017. Sie verknüpft somit neueste Forschung mit jahrtausendealter Tradition: primum non nocere.