Die immunologische Tarnkappe

Abstoßung und Organmangel sind die großen Hürden der Transplantationsmedizin. Daher ist der Wunschgedanke nach wie vor die Erzeugung einer Toleranz gegenüber unbegrenzt verfügbaren Organen. Die Fortschritte sind unübersehbar, wie die nachfolgenden Artikel eindrucksvoll zeigen. Dabei besteht das Grundprinzip fast immer in der Modifizierung des Immunsystems, damit der Empfänger gegenüber dem transplantierten Organ „immunologisch blind“ wird. Doch trotz aller Fortschritte bei Biomarkern, Medikamenten und Monitoring bleibt eine allgemeine, meist lebenslange Immunsuppression weiterhin unverzichtbar.
Regenerative Medizin und Tissue Engineering könnten hier Abhilfe schaffen. Ihre Techniken setzen nicht auf Blindheit, sondern auf immunologische Unsichtbarkeit des Transplantats, zum Beispiel durch Abschaltung ursächlicher Antigene (HLA-Silencing) oder durch Konstruktion kompatibler Transplantate aus gentechnisch modifizierten humanen Stammzellen mithilfe des 3D-Druckers (Bioprinting).
Das klingt womöglich nach Zukunftsmusik, doch die wird ganz real in zahlreichen Plenar- und Abstract-Sitzungen unserer Jahrestagung aufgeführt – erstmals gemeinsam von den Fachgesellschaften für Transfusionsmedizin und Immun­hämatologie sowie Immungenetik. Ich freue mich, in beiden „Orches­tern“ dieser Tagung spielen zu dürfen.


Prof. Dr. med. Rainer Blasczyk
Institut für Transfusionsmedizin
Medizinische Hochschule Hannover