Jenseits von C3/C4
Gastkommentar
Auf den nächsten Seiten wird ein zentrales und trotzdem oft verkanntes System der innaten Immunantwort vorgestellt. Störungen der Komplementaktivierung finden sich bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie und anderen Defekten der GPI-verankerten Rezeptoren, bei Autoimmunerkrankungen mit aktivierten oder defizienten Komplementwegen, und natürlich bei Immundefekten. Auch moderne immunologische Tumortherapien hängen in hohem Maße von der Komplementkaskade ab.
Trotz ihrer großen Bedeutung finden sich Komplementdefekte in den Registern der European Society for Immunodeficiencies auf den hintersten Rängen – vermutlich, weil kaum daran gedacht wird. Dabei sind die Zusammenhänge durch die regulatorischen Netzwerke oft komplex und werden durch die Standardanforderung „C3/C4“ völlig unzureichend abgedeckt.
Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Die viel zu seltenen Anforderungen machen es leider nahezu unmöglich, eine umfassende Komplementdiagnostik in allen Laboren anzubieten. Benötigt werden funktionelle Übersichtstests für alle drei Komplementwege als Basisdiagnostik; weiterführende Analysen können dann in einem spezialisierten Labor durchgeführt werden.
Prof. Dr. med. Ulrich Sack
Universitätsmedizin Leipzig
Institut für Klinische Immunologie
sack[at]uni-leipzig[dot]de