Mobile Laboranwendungen für Gebiete mit schwacher Infrastruktur
Hochspezialisierte Geräte, die von einer stabilen Stromquelle, sauberem Wasser oder der Möglichkeit zum Temperieren und Einfrieren abhängig sind, können in entlegenen Gebieten der Dritten Welt kaum zum Einsatz kommen. Deshalb sind hier Point-of-Care-Lösungen oftmals von geradezu existenzieller Bedeutung. Das gilt ganz besonders für die Infektionsdiagnostik.
Zu den weltweit größten Herausforderungen zählt die Tuberkulose, die vorzugsweise mittels PCR nachgewiesen wird. Für den POCT-Einsatz sind kompakte, leicht bedienbare Kassettensysteme im Handel und Lab-on-a-Chip-Lösungen in Entwicklung. Einen großen Fortschritt im Bereich der hochansteckenden Viruserkrankungen stellen isotherme Nukleinsäure-Amplifikations-Verfahren dar, die nur geringe Anforderungen an die Temperierung stellen und relativ leicht in ein „Kofferlabor“ verpackt werden können (siehe nebenstehende Seite). Bei HIV-Infektionen benötigt man zur Bestimmung des optimalen Zeitpunkts für die retrovirale Therapie zusätzlich CD4+-Zellzählungen, für die es mittlerweile sogar schon POC-gängige Durchflusszytometer gibt.
Zum Nachweis einer Malaria ist eigentlich die technisch wenig anspruchsvolle Giemsa-Mikroskopie ausreichend; doch hier mangelt es in den Ländern mit dem höchsten Bedarf leider an ausgebildeten Fachkräften. Als POC-Verfahren bietet sich die antikörperbasierte Lateral-Flow-Technik an, die eine hohe Spezifität und Sensitivität für Plasmodium falciparum und P. vivax, nicht jedoch für P. ovale und P. malariae aufweist.
Dr. med. A. Bietenbeck, Prof. Dr. med. P. Luppa, München