Forschung unter Hochdruck

von Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Ambrosch


Als die WHO im August 2014 die westafrikanische Ebola-Epidemie als „internationalen Gesundheitsnotfall“ einstufte, waren therapeutische Strategien noch von untergeordneter Bedeutung; man hoffte, die Infektion auf einige wenige Länder eingrenzen zu können. Doch bereits im September prognostizierten die Statistiker für Anfang 2015 bis zu 100.000 Erkrankte und  schlossen ein Überschwappen nach Europa und Amerika nicht mehr aus.

Daraufhin wurden Hunderte Millionen Euro für die Medikamenten- und Impfstoffentwicklung mobilisiert, die auch schon erste Erfolge zeigt. So bewährte sich der RNA-Polymerasehemmstoff Favi­piravir 2014 im Tierversuch gegen Ebolaviren; bei einer französischen Krankenschwester wurde er noch im selben Jahr erstmals erfolgreich eingesetzt.

Zwei Impfstoffe befinden sich sogar bereits in Phase II der klinischen Prüfung. Es handelt sich um eine Lebendvakzine auf Basis des vesikulären Stomatitis­virus, das ein Ebolaprotein exprimiert, und ein Adenovirus-Konstrukt aus nicht-infektiösen Ebola-Gensegmenten, die in den Immuneffektorzellen aktiv werden.

Auch zur passiven Immunisierung als Postexpositionsprophylaxe laufen mehrere – allerdings nicht randomisierte – Studien u. a. mit ZMapp, einem Cocktail aus neutralisierenden Antikörpern gegen Ebola-Hüllproteine. Der Einsatz von Antiseren rekonvaleszenter Patienten wurde in Einzelfällen erprobt.

Kontrollierte, randomisierte Studien gestalten sich schwierig, da die Plazebogabe bei einer Mortalität von über 70% ethisch nicht vertretbar ist. Möglich wäre aber ein Stepped wedge-Design, bei dem alle eingeschlossenen Patienten zu unterschiedlichen Zeitpunkten das Verum erhalten.