Frau Prof. Harbeck, was bedeuten die Ergebnisse der ADAPT-Studie für den klinischen Alltag?
Harbeck: Die Ergebnisse ermöglichen es uns, zukünftig individueller zu entscheiden, welchen Patientinnen mit frühem HR+/HER2– Mammakarzinom und intermediärem Risikoprofil wir zukünftig eine adjuvante Chemotherapie ersparen können. Unsere Patientinnen hatten 0–3 befallene axilläre Lymphknoten und einen Recurrence-Score (RS) von 12–25, der für ein intermediäres Risiko steht. Der postoperative Ki-67- Abfall auf ≤ 10 % nach kurzer präoperativer endokriner Therapie erwies sich unabhängig vom Alter der Patientinnen als prädiktiv für eine hohe endokrine Sensitivität des Tumors. Diese Patientinnen hatten unter der alleinigen adjuvantenendokrinen Therapie keine schlechtere Prognose als jene mit einem RS < 12, sodass postoperativ bei diesen Patientinnen auf eine zusätzliche adjuvante Chemotherapie verzichtet werden kann (siehe auch: www.enrep.info). Lediglich bei Patientinnen mit RS 12–25 und bereits drei befallenen axillären Lymphknoten raten wir noch zur adjuvanten Chemotherapie. Hier zeigt eine allerdings explorative Subauswertung, dass diese Patientinnen trotz eines postoperativen Ki-67 ≤ 10 % eine ungünstigere Prognose haben. Als Wissenschaftlerin bin ich allerdings davon überzeugt, dass es aus dem beschriebenen Kollektiv der ADAPT-Studie auch Patientinnen mit mehr als zwei befallenen axillären Lymphknoten gibt, die keine zusätzliche adjuvante Chemotherapie benötigen. Darauf deuten unter anderem die Ergebnisse der Plan-B-Studie hin. Die vorgestellte explorative Analyse wurde gemacht, weil die multivariate Analyse den Lymphknotenbefall als multivariaten Faktor ausgewiesen hatte. Sie basiert aber auf einer kleinen Fallzahl.