Beim Pankreaskarzinom fehlen zuverlässige Biomarker aus dem peripheren Blut, die eine möglichst frühe Diagnose und darüber hinaus auch ein nicht-invasives Therapie-Monitoring gestatten würden. In einer koreanischen Studie schneidet der Nachweis tumorassoziierter Mutationen aus zirkulierender Tumor-DNA sehr gut ab.
Zirkulierende Tumor-DNA wird zunehmend als Alternative zu Protein-Biomarkern angesehen, weil verschiedene Tumorentitäten durch spezifische genetische Alterationen charakterisiert sind. Der Nachweis solcher Veränderungen aus dem Blut („Liquid Biopsy“) ist ein Hinweis auf die Anwesenheit eines Tumors bzw. kann als Maß für die Tumorlast verwendet werden. Einige Tumorentitäten wie etwa das Pankreaskarzinom könnten davon besonders profitieren, weil die frühe Diagnose hier ein entscheidender Prognosefaktor ist und weil Biopsien hier schwierig oder unmöglich sind.
Ein kritischer technischer Punkt ist die Sensitivität der Nachweismethode für die gesuchten DNA-Veränderungen. Digitale Varianten der Polymerasekettenreaktion (PCR) gelten als hochempfindlich, eignen sich aber nur zur Suche einzelner, genau definierter Mutationen. Zwar findet man in über 90% der Pankreaskarzinome Mutationen im KRAS-Onkogen, aber der Anteil veränderter KRAS-Allele ist sehr variabel und kann auch gegen Null tendieren – ein Nachweis aus dem Blut ist dann Glückssache.
„Tiefe“ Sequenzier-Methoden erleichtern hingegen die Auswertung der Tumorlast, der genetischen Heterogenität innerhalb eines Tumors, des Auftauchens von Resistenzmutationen sowie der klonalen Expansion. Die Durchführung und Auswertung ist aber deutlich aufwendiger, und falsch-positive Ergebnisse sind möglich. Um Vor- und Nachteile eines solchen Vorgehens besser abwägen zu können, suchten koreanische Onkologen und Molekularpathologen in Proben von 17 Patienten mit pankreatischem Adenokarzinom mit tiefer Sequenzierung („Capture-based targeted Next Generation Sequencing“, NGS) nach 83 Genen, die bei diesem Tumor verändert sein können. Von allen 17 Patienten standen Feinnadel-Biopsien sowie insgesamt 69 zu verschiedenen Zeitpunkten entnommene Blutproben zur Verfügung.
In Blutproben, die vor Beginn einer Therapie gewonnen worden waren, fanden sich nur bei zehn der 17 Patienten KRAS-Mutationen. Dagegen konnte bei Sequenzierung der 83-Gen-Palette in 15 Fällen zirkulierende tumorspezifische DNA nachgewiesen werden (Sensitivität 88,2%). In den longitudinalen Proben konnte außerdem das Monitoring der Erkrankung im Verlauf der Therapie deutlich verbessert werden: Die Konzentrationen der mutierten Allele korrelierten mit dem Ansprechen, d. h. bei einer kompletten oder partiellen Remission unter der Behandlung fand sich ein entsprechend niedrigerer Gehalt.
Man kann also mit tiefer Sequenzierung, so die Autoren, sehr sensitiv die Anwesenheit eines Pankreastumors nachweisen, und die Messungen korrelieren gut mit dem Ansprechen auf die Therapie bzw. mit einer Progression der Erkrankung.
Josef Gulden