Molekulare Testung beim NSCLC – Qualität im Fokus

Zur Therapieentscheidung beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) ist heute zwingend eine genetische Testung erforderlich. Das Vorliegen einer molekularen Veränderung wie etwa einer aktivierenden Mutation des Rezeptors für den epidermalen Wachstumsfaktor (EGFR) ist eine Indikation für eine zielgerichtete Therapie mit EGFR-Inhibitoren, die deutliche Vorteile gegenüber einer platinbasierten Chemotherapie aufweist [1–4]. Eine hohe Qualität der Nachweismethoden wird durch Ringversuche im Rahmen der Qualitätssicherungs-Initiative Pathologie (QuIP) der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP) und des Bundesverbandes Deutscher Pathologen (BDP) gesichert. Der zweite Ringversuch zum Nachweis der T790M-Mutation in Gewebe und Blut – hier ist eine hohe Sensitivität besonders wichtig – arbeitete mit geringeren Mengen mutierter Tumor-DNA im Blut als der Vorjahres-Versuch. PD Dr. Sabine Merkelbach-Bruse, Köln, stellte die ers­ten Ergebnisse vor. 

Die größten Therapieerfolge beim NSCLC sind mit zielgerichteten Thera­pien möglich, wenn eine entsprechende Treibermutation nachgewiesen werden kann, so Prof. Frank Griesinger, Oldenburg. Der molekularpathologischen Diagnostik kommt deshalb enorm hohe Bedeutung zu, und so ist es sehr erfreulich, dass am kürzlich abgeschlossenen zweiten Ringversuch zum Nachweis der T790M-Mutation insgesamt 55 molekularpathologisch tätige Institute – davon 20 aus dem Ausland –teilgenommen haben, so Frau Merkelbach-Bruse. Der Nachweis dieser Resistenzmutation ist Voraussetzung dafür, dass Patienten, die unter der Therapie mit einem EGFR-TKI der ersten oder zweiten Generation progredient waren, in den Genuss einer weiteren zielgerichteten Therapie mit Osimertinib (Tagrisso®) kommen können, einem Drittgenerations-EGFR-Inhibitor und der einzigen Substanz, die bei Tumoren mit dieser Mutation wirksam ist.

Im zweiten T790M-Ringversuch wurde für die Analyse in Blut („Liquid Biopsy“) eine Allelfrequenz von 3% statt wie zuvor 6% als Nachweisgrenze festgelegt, um den im klinischen Alltag beobachteten Werten mehr gerecht zu werden. Innerhalb von zehn Werktagen sollte der EGFR-T790M-Mutationsstatus unter Angabe der verwendeten Methode für die Extraktion und die Sequenzierung bestimmt werden. Den Test an Gewebe (Paraffin-Material) bestanden 93% der Institute (im Vergleich zu 92% im ersten Ringversuch), die Kriterien für Blut konnten trotz der höheren Anforderungen 81% erfüllen (im Vergleich zu 83% im ersten Ringversuch). Die Sanger-Sequenzierung liefert nicht die erforderliche Sensitivität und wurde daher von den Teilnehmern für den Nachweis aus Blut nicht mehr eingesetzt. Aber auch beim Einsatz von Pyrosequenzierung und Allel-spezifischer Polymerasekettenreaktion (PCR) kam es bei einer Allelfrequenz ≤ 6% zu falsch-negativen Ergebnissen. Die höchsten Erfolgsquoten ergaben sich mit Parallelsequenzierung und Droplet Digital PCR (ddPCR).

Empfindliche Nachweismethoden als Basis für zielgerichtete Therapie beim NSCLC 

Die theoretische Sensitivität der ddPCR, so Prof. Florian Haller, Erlangen, übertrifft das in der Praxis notwendige Maß zum Nachweis einer einzigen Tumor-DNA-Kopie in der Liquid Biopsy. Die Arbeitsgruppe von Prof. Martin Filipits, Wien, untersuchte, ob das Absenken der Sensitivitätsgrenze mit modernsten Methoden zu falsch-positiven Befunden führen und damit die klinische Relevanz positiver Testergebnisse obsolet machen könnte. Das scheint nicht der Fall zu sein: Bei 89 Patienten, die mittels ddPCR als T790M-mutationspositiv identifiziert wurden, korrelierten auch positive Testergebnisse aus Blut, die im Grenzbereich der Sensitivität lagen, mit dem klinischen Ansprechen. So zeigten Patienten mit weniger als zehn T790M-Kopien/ml unter der Behandlung mit Osimertinib ein vergleichbares progressionsfreies sowie Gesamtüberleben wie Patienten mit zehn oder mehr T790M-Kopien/ml. „Wenn die Sensitivität ausreichend hoch ist, ist die Liquid Biopsy eine ausgezeichnete Alternative zur Re-Biopsie bei Patienten mit fortgeschrittenem EGFR-mutiertem 

NSCLC und einem Progress unter EGFR-TKI“, so Anna Buder, Wien.

Josef Gulden

Literatur

1. Mok T et al. N Engl J Med 2009; 361: 947-57.

2. Zhou et al. Lancet Oncol 2011; 12: 735-42.

3. Sequist LV et al. J Clin Oncol 2013: 31: 3327-34.

4. Shaw AT et al. N Engl J Med 2013; 368:385-94. 

Satellitensymposium bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP), 22.–24.06.2017 in Erlangen, unterstützt von AstraZeneca GmbH, Wedel.