AML: Antikörper-Toxin- Konjugate weiter im Rennen
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine Erkrankung, bei der einerseits das Immunsystem versagt, andererseits Immuntherapien als vielversprechende therapeutische Optionen angesehen werden. eine Zielstruktur ist das myeloide Differenzierungs-Antigen CD33, das auf 80–90% der AML-Blasten exprimiert wird.
Ein vielversprechender Ansatz, so Gail Roboz, New York, ist das neue Antikörper-Toxin-Konjugat Vadastuximab Talirine (SGN-CD33A). In einer Phase-I-Studie hatten 87 ältere Patienten mit CD33-positiver AML es alle drei Wochen als Monotherapie erhalten. Bei einer Dosierung von 40 µg/kg hatten von 21 auswertbaren Patienten sieben eine komplette Remission erzielt, fünf weitere erreichten einen morphologisch leukämiefreien Status [1]. In einer weiteren Studie hatten 49 Patienten Vadastuximab Talirine in Kombination mit einem hypomethylierenden Medikament (Azacitidin oder Decitabin) erhalten und zu 76% angesprochen, davon 73% mit einer Komplettremission (mit oder ohne vollständige hämatologische Erholung; [2]). Bei sekundären AML-Erkrankungen lag die Gesamtansprechrate sogar bei 82%, bei den fünf Patienten mit Flt3-ITD-Mutation bei 100%. Über 75-jährige Patienten schnitten mit 69% etwas schlechter ab.
Eine weitere vielversprechende Strategie, so Frau Roboz, ist eine Peptidvakzine, die das WT1-Antigen nachbildet. In einer Phase-II-Studie erhielten 22 Patienten mit AML in der ersten Komplettremission mindestens sechs Dosen des Impfstoffs (zehn bekamen sogar zwölf Dosen; [3]). Obwohl 14 der Patienten in der Folge ein Rezidiv erlitten, waren die progressionsfreie und die Gesamtüberlebenszeit mit median 23,5 bzw. 45,5 Monaten beachtlich.
Die Ära der Immuntherapie hat gerade erst richtig begonnen, aber sie hat schon eine Vielzahl neuer Technologien und aufregender immuntherapeutischer Ansätze hervorgebracht, so Frau Roboz. Allerdings seien die Daten sehr vorläufig und „wir wissen noch nicht wirklich, was wir hier eigentlich machen“ – soll heißen: Die Komplexität des immunologischen Geschehens im Körper ist so hoch, dass die Auswirkungen eines Eingriffs an einer Stelle noch lange nicht in der Summe vorausberechnet werden können.
Josef Gulden
Literatur
1. Stein AS et al. ASH 2015, Abstract #324.
2. Fathi AT et al. ASH 2016, Abstract #591.
3. Maslak PG et al. ASCO 2016, Abstract #7005.
Satellitensymposium „Raising the bar in AML: Novel endpoints and new treatment approaches“ beim International Symposium Acute Leukemias XVI am 20.02.2017 in München, unterstützt von Janssen Oncology, Neuss.