Am klinischen Studienprogramm von Novartis Oncology in Deutschland nehmen derzeit über 19.000 Patienten an insgesamt 75 interventionellen onkologischen Studien teil. Weltweit hat Novartis im Augenblick über 25 Substanzen in der klinischen Entwicklung. Schwerpunkte sind dabei u. a. die Indikationen Mammakarzinom, nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC), malignes Melanom, gastrointestinale Tumoren, chronische myeloische Leukämie (CML) und Lymphome.
Ein Beispiel für immunonkologische Forschung stellt der PD-1-Antikörper PDR001 dar, der in einer Phase-I/II-Studie bei verschiedenen soliden Tumoren im fortgeschrittenen Stadium, darunter beim NSCLC, beim malignen Melanom, beim triple-negativen Mammakarzinom und beim anaplastischen Schilddrüsenkarzinom, getestet wird. Aktuell werden für diese Studie an den Universitätsklinika in Ulm und in Jena vor allem Patienten mit anaplastischem Schilddrüsenkarzinom gesucht.
In einer weiteren Phase-I/II-Studie wird ein niedermolekularer Inhibitor des FGF19-FGFR4-Signalwegs untersucht. Hier suchen die Studienzentren in Heidelberg und Würzburg noch Patienten mit hepatozellulärem Karzinom.
Ribociclib: Neuartige Therapieoption beim Mammakarzinom
Einer der in der klinischen Prüfung am weitesten fortgeschrittenen Wirkstoffe ist Ribociclib, ein Inhibitor der am Zellzyklus beteiligten Cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6 (CDK4/6). Eine Überaktivität von CDK4/6 ist an der endokrinen Resistenz von Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Mammakarzinomen beteiligt. Am internationalen Phase-III-Studienprogramm MONALEESA sind relativ viele Patientinnen aus Deutschland beteiligt, und im Oktober 2016 hat für die rein deutsche Phase-IIIb-Studie RIBECCA (RIBociclib for the trEatment of advanCed breast CAncer) die Rekrutierung von geplanten 500 Patientinnen begonnen, die derzeit keine befriedigenden Behandlungsmöglichkeiten haben und die durch die Studie Zugang zu Ribociclib erhalten sollen.
Tiefes molekulares Ansprechen bei CML
Die CML wird heute mit Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) der BCR-ABL-Kinase behandelt, die für die CML das zentrale pathogenetisch bedeutsame Molekül ist. Angestrebt wird nach Erreichen einer tiefen molekularen Remission mit einem TKI ein Absetzen der Behandlung und eine möglichst lange therapiefreie Remission (TFR). Mit dem Zweitgenerations-TKI Nilotinib (Tasigna®) steigt die Chance auf eine solche TFR. In Deutschland werden im Augenblick Patienten für die Phase-IV-Studie NILO-deep-R rekrutiert, in der der Anteil der Patienten mit einem tiefen molekularen Ansprechen (einer MR4,5) nach 24 Monaten Nilotinib bestimmt werden soll, die dann für ein anschließendes Absetzkonzept infrage kommen.
ReThink: Prüfung von Ruxolitinib bei Myelofibrose mit hohem molekularen Risiko
Die Behandlung der Myelofibrose mit dem JAK-1/2-Inhibitor Ruxolitinib (Jakavi®) ist mittlerweile etabliert. Patienten mit Myelofibrose, die eine Hochrisiko-JAK-Mutation aufweisen, haben einen besonders aggressiven Krankheitsverlauf. In der ReTHINK-Studie wird untersucht, ob sich die Krankheitsprogression bei Patienten mit früher Myelofibrose und solchen Hochrisiko-Mutationen durch Ruxolitinib verzögern lässt. Die internationale, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte multizentrische Phase-IIIb-Studie rekrutiert seit Juni 2016 an 142 Zentren in 28 Ländern, darunter an 21 Zentren in Deutschland.
Josef Gulden
Pipeline- und Studien-Werkstatt „Forschungsschwerpunkte der Novartis Oncology“ anlässlich der DGHO-Jahrestagung 2016 am 15.10.2016 in Leipzig, veranstaltet von Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.