Bei Krebspatienten ist Fatigue – bedingt durch die Tumorerkrankung selbst ebenso wie durch die Therapie – eine häufige und stark belastende Nebenwirkung. Zur Behandlung steht mit BREMISTAL® seit Kurzem ein neues Präparat mit einem wässrigen Extrakt aus der Mistel zur Verfügung.
Definiert ist Fatigue als langanhaltender Müdigkeits- und Erschöpfungszustand während oder nach der Therapie mit Beeinträchtigung der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit, der sich auch nach Erholung von der Krebserkrankung nicht bessert, so Petra Feyer, Berlin. Als typische Symptome imponieren Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Asthenie, erhöhte Infektanfälligkeit, Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen, Kopfschmerzen, sexuelle Unlust und Unruhe. Der Zustand ist am häufigsten während oder nach Chemo- und/oder Strahlentherapie, kann aber auch chronifizieren und über Monate und Jahre anhalten. Während einer Behandlung sind mehr als 70% und auch nach abgeschlossener Therapie mehr als 30% der Krebspatienten betroffen.
Von ärztlicher Seite wird das Fatigue-Syndrom bei Tumorpatienten oft nicht erkannt und angemessen behandelt. Ein regelmäßiges Screening auf Fatigue – z. B. mittels spezieller diagnostischer Fragebögen – ist sinnvoll, so Frau Feyer, um eine frühzeitige Therapie einleiten zu können. Die Behandlung ist idealerweise multimodal: nicht medikamentös mithilfe psychosozialer Interventionen wie Psychoedukation und kognitiv-behavioraler Therapien, mit körperlicher Aktivität und daneben auch pharmakologisch.
Misteltherapie mit guter Wirksamkeit
Neben Psychostimulanzien oder Phytotherapeutika wie Ginseng haben auch Mistelextrakte in Studien gute Wirksamkeit bei tumorassoziierten Erschöpfungszuständen gezeigt und können helfen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Seit Mitte Januar 2017 steht jetzt in Deutschland mit
BREMISTAL® M/P/Qu ein fermentierter wässriger Auszug aus Apfelbaummistel (M), Kiefernmistel (P) oder Eichenmistel (Qu) zur Verfügung, der subkutan appliziert wird.
Den Stellenwert der Misteltherapie als onkologische Supportivmaßnahme beleuchtete Daniela Paepke, München: Mistelextrakte zählen bei onkologischen Patienten in Deutschland zu den am häufigsten verordneten komplementärmedizinischen Medikamenten, vor allem mit dem Ziel einer Verbesserung der Lebensqualität und der Verminderung von Nebenwirkungen durch Systemtherapien. Die Misteltherapie wird sowohl adjuvant als auch palliativ, in Kombination mit einer konventionellen Therapie oder in der Nachsorge als alleinige Therapiemaßnahme, angewendet.
Mistelextrakte enthalten ein Gemisch vieler Inhaltsstoffe, v. a. von Mistellektinen (zuckerhaltige Proteine, die nur in der Mistel vorkommen und zytostatisch wirken) und Viscotoxinen (Proteinverbindungen, die chemisch Schlangengiften ähneln und zytolytisch wirken, aber auch die Aktivität von T-Lymphozyten und Granulozyten stimulieren).
Studienlage sehr gut
Die Studienlage zur Wirksamkeit einer Misteltherapie im Sinne einer Verbesserung der Lebensqualität und der Verträglichkeit onkologischer Therapien ist mittlerweile sehr gut, so Frau Paepke: So konnte in Studien eine Immunmodulation belegt werden, die sich in einer Verringerung der Neutropenie-Rate und einer Stabilisierung bzw. Vermehrung von zytotoxischen Zellen äußert. Außerdem wurden proapoptotische, zytotoxische und antiangiogene Effekte gezeigt. Der Verdacht, Mistelextrakte könnten das Tumorwachstum stimulieren, konnte bisher genauso wenig belegt werden wie Wechselwirkungen mit oder eine Abschwächung der Wirkung von Chemotherapien. In einer Metaanalyse konnten in 12 von 22 klinischen Studien positive Effekte auf das Überleben gefunden werden.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen einer Therapie mit Mistelextrakten beinhalten neben lokalen Reaktionen an der Injektionsstelle grippeartige Symptome, leichte gastrointestinale Beschwerden und Kopfschmerzen. Kontraindiziert sind Mistelpräparate daher vor allem bei Fieber, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen. Vorsicht ist bei gleichzeitiger Behandlung mit anderen immunologisch aktiven Substanzen (Interferone, Interleukine) sowie bei primären Hirntumoren und zerebralen Metastasen geboten, weil das Risiko perifokaler Ödeme erhöht ist.
Die Erstattung einer palliativen Misteltherapie ist geregelt, so Frau Paepke; in der adjuvanten Situation sollte die Kostenübernahme mit der Krankenkasse vorab geklärt oder ein Privatrezept ausgestellt werden.
Josef Gulden
Pressekonferenz „Supportive Care“ am 24.11.2016 in München, veranstaltet von Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Limburg.