Zielgerichtete Therapie mit Ibrutinib bei B-Zell-Lymphomen

Für erwachsene Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) und mit Mantelzell-Lymphom (MCL) stellt der Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase (BTK) Ibrutinib seit einem Jahr eine wichtige Therapieoption dar. Sowohl Studien und Nachbeobachtungen als auch Erfahrungen aus der Praxis zeigen positive Ergebnisse. Für Prof. Clemens Wendtner, München, und PD Dr. Georg Heß, Mainz, ist Ibrutinib ein fester Baustein in der Therapie bei CLL und MCL geworden.

Ibrutinib (Imbruvica) erhielt die Zulassung zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit CLL, die mindestens eine vorangehende Therapie erhalten haben, oder zur Erstlinien-Therapie bei Patienten mit einer 17p-Deletion oder einer TP53-Mutation, die für eine Chemoimmuntherapie nicht geeignet sind. Den Beweis lieferte die direkte Vergleichsstudie RESONATE [1]: Darin erwies sich Ibrutinib gegenüber dem Anti-CD20-Antikörper Ofatumumab hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens (PFS) und des Gesamtüberlebens (OS) als signifikant überlegen. Nach zwölf Monaten lag das OS unter Ibrutinib bei 90% vs. 81% unter Ofatumumab.
Wie Wendtner anhand von aktualisierten Wirksamkeits-Daten nach einem medianen Follow-up der RESONATE-Studie von 16 Monaten veranschaulichte, bestätigten die Daten die Überlegenheit von Ibrutinib gegenüber Ofatumumab [2]: Das PFS lag nach zwölf Monaten Ibrutinib im Investigator Assessment bei 84% gegenüber Ofatumumab mit 19% (Median nicht erreicht vs. 8,1 Monate; p < 0,0001).

Gut verträglich in der Langzeit­beobachtung

Insgesamt zeigten die Ergebnisse der Langzeit-Nachbeobachtung der Phase-Ib/II-Studie PCYC-1102/110310 eine gute Verträglichkeit von Ibrutinib. Man konnte sehen, dass die Inzidenz einiger Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 wie z. B. Zytopenien, Fatigue, Diarrhö oder Pneumonien im Therapieverlauf abnahmen, sagte Wendtner. Nach seinen Erfahrungen seien die Langzeit-Nebenwirkungen nach drei Jahren überschaubar und prinzipiell gut kontrollierbar.
Blutungen als häufigste Nebenwirkung unter Ibrutinib sind in den allermeisten Fällen niedriggradig (Grad 1) und im zeitlichen Verlauf abnehmend. Die Einnahme von Antikoagulanzien sowie von Plättcheninhibitoren sei daher per se keine Kontraindikation bezüglich Ibrutinib, versicherte Wendtner. Ibrutinib wird derzeit in der frühen Behandlung von Patienten mit Hochrisiko-CLL und in der Kombination mit (Chemo-)Immuntherapie sowohl in der Erstlinien- als auch in der Rezidivtherapie weiter entwickelt.

Hochwirksam auch bei MCL

Die Phase-II-Studie PCYC 1104 konnte die Wirksamkeit von Ibrutinib als Einzelsubstanz in der Therapie des MCL belegen. 67% der Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem MCL sprachen auf die Behandlung an. Davon erreichten 44% eine partielle und 23% eine komplette Remission. Das mediane progressionsfreie Überleben wurde nach 13 Monaten erreicht. Das mediane Gesamtüberleben lag bei 22,5 Monaten mit einer geschätzten 24-Monats-Überlebensrate von 47%. Wie PD Dr. Georg Heß, Mainz, schilderte, ging die Therapie mit Ibrutinib mit einem günstigen Verträglichkeitsprofil im Vergleich zu dem einher, was in der Regel unter einer Chemotherapie an Nebenwirkungen zu erwarten ist. Die häufigsten Infekte vom Grad 3 oder höher waren Pneumonien (6%). Hämatologische Nebenwirkungen von Grad 3 und 4 umfassten Neutropenie (16%), Thrombozytopenie (11%) und Anämie (10%).

Martina Eimer


Literatur
1. Byrd JC et al. N Engl J Med 2014; 371: 213-23.
2. Brown JR et al. ASH 2014, Abstract #3331.
Pressekonferenz „1 Jahr Imbruvica®: Neue Studienergebnisse und erste Praxiserfahrungen zur Therapie mit dem selektiven BTK-Inhibitor“ am 21.10.2015 in Frankfurt/Main, veranstaltet von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.