Multiples Myelom: Zulassung für Anti-CD38 Antikörper eingereicht

Patienten mit multiplem Myelom könnten PD Dr. Katja Weisel, Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Tübingen, zufolge in naher Zukunft von der Behandlung mit einem monoklonalen Anti-CD38 Antikörper profitieren. Diese Antikörper binden an die Oberfläche von Myelomzellen und induzieren dort sowohl direkt als auch komplementvermittelt zelluläre Zytotoxizität und Phagozytose sowie Apoptose. Bei Patienten, die auf bisherige Therapien nicht ansprachen oder bei denen ein Rezidiv auftrat, gebe es, so Weisel, bereits vielversprechende Ergebnisse aus klinischen Studien mit Anti-CD38-Antikörpern.

Daratumumab ist ein vollhumaner monoklonaler Anti-CD38 Antikörper, der bei Patienten mit extensiv vorbehandeltem und therapierefraktärem multi­plem Myelom, bei denen andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind, als Einzelsubstanz ausgeprägte Aktivität gezeigt hat. Weisel vermutet, dass Daratumumab bei rezidivierendem oder therapierefraktärem Myelom bald zum therapeutischen Standard gehören wird. Die Zulassung für die Therapie von Patienten mit stark vorbehandeltem multiplen Myelom wurde im September 2015 bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA beantragt.
Im Rahmen der offenen einarmigen Phase II-Studie MMY2002 hatten 106 Patienten Daratumumab in einer Dosierung von 16 mg/kg erhalten. Die Patienten waren mit mindestens drei Antitumor-Medikamenten vorbehandelt, einschließlich einem Proteasominhibitor (PI) und einem Immunmodulator (IMiD) oder waren sogar therapierefraktär gegenüber beiden Substanzklassen. 29% der Patienten sprachen zumindest partiell auf die Behandlung an (95%-Konfidenzintervall 21–39%), 3% erreichten eine stringente komplette, 9% eine sehr gute partielle und 17% eine partielle Remission. Die erreichte Remission hielt median 7,4 Monate lang an. Die Gesamtansprechrate war über alle relevanten Subgruppen hinweg konsistent [1].
Die häufigsten Nebenwirkungen unter Daratumumab waren Fatigue (39,6%), Anämie (33,0%), Übelkeit (29,2%), Thrombozytopenie (25,5%), Rückenschmerzen (22,6%), Neutropenie (22,6%) und Husten (20,8%). Bei 42,5% der Patienten traten Infusionsreaktionen auf, überwiegend vom Grad 1–2 und während der ersten Infusion, in 7% der Fälle vom Grad 3–4. Fünf Patienten brachen ihre Teilnahme an der Studie wegen Nebenwirkungen ab, keiner davon wegen Infusionsreaktionen.

Kombinationstherapie mit hohen Ansprechraten

In Teil 1 einer offenen Studie wurden Patienten mit multiplem Myelom mit der Kombination Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason behandelt. Die Dosierung von Daratumumab wurde schrittweise eskaliert, von 2 auf maximal 16 mg/kg, in den ersten 16 Wochen zweimal monatlich, danach einmal monatlich über maximal zwei Jahre oder bis zum Auftreten von Krankheitsprogression oder therapierefraktärer Toxizität gegeben. In Teil 2 der Studie wurde mit der maximal verträglichen Daratumumab-Dosierung aus Teil 1 weiterbehandelt. Erste Zwischenergebnisse, die auf den Therapieverläufen von 20 Patienten beruhen, zeigen eine Reduktion des M-Pro­teins bei allen Patienten. Die Gesamtansprechrate lag bei 75%. 15% der Patienten erreichten eine komplette und 30% eine sehr gute partielle Remission. Die mediane Zeit bis zum Ansprechen betrug 4,3 Wochen (2,1–11,3 Wochen; [2]).

Thomas Heim


Literatur
1. Lonial S et al. Phase II study of daratumumab (DARA) monotherapy in patients with ≥ 3 lines of prior therapy or double refractory multiple myeloma (MM): 54767414MMY2002 (Sirius). J Clin Oncol 2015; 33 (15S): 453s (ASCO 2015; Abstract #LBA8512).
2. Plesner T et al. Safety and efficacy of daratumumab with lenalidomide and dexamethasone in relapsed or relapsed, refractory multiple myeloma. ASH 2014, Abstract #84.

Satellitensymposium „Die Therapie des Multiplen Myeloms im Wandel“ im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO, OeGHO, SGMO und SGHSSH) in Basel am 09.10.2015, unterstützt von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.