Das vorrangige Ziel in der palliativen Situation ist beim metastasierten kolorektalen Karzinom (mCRC) eine Kombination aus möglichst langer Tumorkontrolle und bestmöglicher Wahrung der Lebensqualität. Ab der Zweitlinie steht hierfür mit der Kombination aus FOLFIRI und dem VEGF-Inhibitor Aflibercept eine im klinischen Alltag gut handhabbare Option zur Verfügung. Das zeigt sich nicht nur in kontrollierten Studien [1–3], sondern ebenso im klinischen Alltag [4, 5].
Die Kombination aus FOLFIRI und Aflibercept (Zaltrap®) ist für Patienten mit mCRC zugelassen, die bereits Oxaliplatin erhalten haben. In der Zulassungsstudie VELOUR wurde damit gegenüber FOLFIRI alleine ein signifikanter Überlebensvorteil erzielt (Hazard Ratio 0,817; p = 0,003; [1]). Etwa 20% der Patienten profitierten anhaltend. Die VELOUR-Studie ist laut Alberto Sobrero, Genua, eine der solidesten Phase-III-Studien zur Zweitlinientherapie des mCRC.
Real-life-Daten dienen der Therapieoptimierung
Eine wichtige Ergänzung zu den kontrollierten Studien sind aber auch Real-life-Untersuchungen, so Ralf-Dieter Hofheinz, Mannheim, die sich anhand von typischen Alltags-Patienten einschließlich älterer und solcher mit Komorbiditäten meist auf Sicherheit und Lebensqualität konzentrieren und damit der Therapieoptimierung unter Praxisbedingungen dienen. In zwei solchen Real-life-Studien erreichte die Kombination aus FOLFIRI und Aflibercept vergleichbare Wirksamkeit wie in der VELOUR-Studie [4, 5] – mit tendenziell besserer Verträglichkeit. Dafür ist wahrscheinlich die individuelle Dosisanpassung in Abhängigkeit von Vorbehandlung und Allgemeinzustand verantwortlich:
In der prospektiven Phase IIIb/IV-Studie ASQoP (Aflibercept Safety and Quality-of-Life Program; [4]) mit fast 800 Patienten waren Diarrhö, Stomatitis, Ulzera, Infektionen und Infestationen etwas seltener als in VELOUR. Die Lebensqualität blieb unter der Therapie ebenso erhalten wie in der nicht-interventionellen Studie QoLiTrap [5], die sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem auf die Lebensqualität der Patienten konzentriert. Bei über 70% der 402 ausgewerteten Patienten zeigte sich in einer Interimsanalyse eine anhaltende Tumorkontrolle bei Erhaltung der Lebensqualität.
Unabhängig von der Vorbehandlung – Bevacizumab oder EGFR-Antikörper – lag die progressionsfreie Überlebenszeit im Gesamtkollektiv bei median über sieben Monaten (nach Bevacizumab 7,3 Monate, nach EGFR-Antikörper 7,1 Monate). Als Folge des breiten Wirkansatzes (Blockade von VEGF-A und VEGF-B sowie Plazenta-Wachstumsfaktor [PlGF]) kann Aflibercept laut Thomas Seufferlein, Ulm, offenbar eine unter Bevacizumab entstandene antiangiogene Resistenz überwinden, indem es die Aktivierung alternativer Signalwege erschwert.
Josef Gulden
Literatur
1. van Cutsem E et al. J Clin Oncol 2012; 30: 3499-506.
2. Ruff P et al. J Clin Oncol 2013; 31 (Suppl 4): ASCO-GI 2013, Abstract #451.
3. Ruff P et al. Ann Oncol 2013; 24 (Suppl 4): iv18 (WCGIC 2013, Abstract #O-0017.
4. Riechelmann R et al. ESMO 2016, Abstract #552P.
5. Hofheinz R et al. J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl 4): ASCO-GI 2016, Abstract #681.
Satellitensymposium „Controlling disease progression in metastatic colorectal cancer: Steps towards understanding tumor evolution“ im Rahmen des Kongresses der European Society of Medical Oncology (ESMO) am 9.10.2016 in Kopenhagen, unterstützt von Sanofi Genzyme.