Polycythaemia vera: Handlungsempfehlungen zum Hydroxyurea-Therapiemanagement
Im Rahmen eines hämatologisch-dermatologischen Presse-Roundtables diskutierten der Onkologe Prof. Dr. Martin Griesshammer, Minden, und der Dermatologe Prof. Dr. Rudolf Stadler, Minden, neue interdisziplinäre Therapiekonzepte zur frühzeitigen Erkennung einer Hydroxyurea (HU)-Intoleranz bei Polycythaemia vera (PV), um damit eine effektive Behandlung für den Patienten sicherstellen zu können.
In der Behandlung der PV gehört die zytoreduktive Therapie mit HU zum Standard [1]. Allerdings kommt es bei einem Teil der PV-Patienten mit zunehmender Behandlungsdauer zu einem verminderten Ansprechen und zu schweren Nebenwirkungen, vor allem zu Hauttoxizität als Zeichen der HU-Intoleranz. Diese Patienten weisen ein vielschichtiges Beschwerdebild auf, u. a. Bein-Ulzera, gastrointestinale Beschwerden, Pneumonitis sowie Alopezie [2]. Mukokutane Manifestationen der Intoleranz sind unter anderem aktinische Keratosen und Mundschleimhaut-Ulzerationen; zudem kann die Behandlung mit HU die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen fördern [2].
Therapie mit HU erfordert Hautmonitoring
Die Ergebnisse einer nicht-interventionellen bizentrischen Studie [3] untermauern die erhöhte Inzidenz HU-assoziierter Hauttoxizitäten und unterstreichen den Bedarf eines Haut-Monitorings bei PV-Patienten unter HU-Therapie. Die Patienten sollten zunächst umfassend durch den behandelnden Hämatologen aufgeklärt werden, so Griesshammer. So lässt sich durch regelmäßige Basis-Hautpflege und ausreichenden Sonnenschutz das Risiko für Hautmanifestationen senken. Einen weiteren wichtigen Pfeiler dieses interdisziplinären Ansatzes zur optimalen HU-Therapie stellt ein regelmäßiges dermatologisches Monitoring dar (Tab.). Dies beinhaltet eine umfassende Anamnese mit Fokus auf Hauttyp und bestehende Erkrankungen, insbesondere Hautkrankheiten und Diabetes. Dermatologen sollten Patienten unter HU-Therapie gezielt zu Haut- und Schleimhaut-Beschwerden befragen sowie mindestens einmal im Jahr eine vollständige körperliche Untersuchung durchführen, um eine HU-Intoleranz rechtzeitig zu erkennen, ergänzte Stadler.
Die Hautmanifestationen unter HU-Therapie sind von klinischer Bedeutung, so das Fazit beider Experten. Ihre frühzeitige Diagnose sei wichtig, um rechtzeitig eine Zweitlinientherapie, ggf. mit Ruxolitinib (Jakavi®), einleiten zu können. Der JAK1/2-Inhibitor ermöglicht eine effektive Hämatokrit-Kontrolle und kann damit das Risiko für thromboembolische Komplikationen senken [4, 5]. Weiterhin führt die Behandlung mit dem JAK-Inhibitor zu einer anhaltenden Reduktion belastender PV-Symptome wie Pruritus und Fatigue [4, 5].
Bettina Baierl
Literatur
1. Lengfelder E et al. DGHO-Leitlinie Polycythaemia Vera (PV). Stand März 2016 [https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/polycythaemia-vera-pv/@@view/html/index.html].
2. Barbui T et al. J Clin Oncol 2011; 29: 761-70.
3. Griesshammer M et al. Oncol Res Treat 2014; 37(suppl 5): Abstract #V617.
4. Fachinformation Jakavi®, Stand Februar 2016.
5. Vannucchi AM et al. N Engl J Med 2015; 372: 426-35.
Presse-Roundtable „Blick auf die Haut – entscheidend für den Therapieerfolg bei PV“ am 18.5.2016 in Berlin, veranstaltet von Novartis Oncology, Nürnberg.