Fortgeschrittenes Mamma­karzinom: wenn die endokrine Therapie nicht mehr wirkt

Etwa die Hälfte der Patientinnen mit fortgeschrittenem Hormonrezeptor-positivem (HR+), HER2/neu-negativem Mammakarzinom spricht nicht auf eine initiale endokrine Therapie an. Zudem entwickeln fast alle Patientinnen, welche auf die endokrine Therapie ansprechen, früher oder später eine Resistenz bzw. einen Progress. In diesen Fällen ist eine zielgerichtete Therapie mit Everolimus sinnvoll. Nicht zuletzt gewinnt neben der medikamentösen Therapie körperliche Aktivität bei Brustkrebs-Patientinnen einen zunehmend höheren Stellenwert.

Erste Therapieoption bei der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms mit positivem (oder unbekanntem) Hormonrezeptor-Status ist eine endokrine Therapie mit Aromatase-Inhibitoren, Tamoxifen und eventuell danach Fulve­strant. Doch irgendwann kommt es zur endokrinen Resistenz und zum Progress, weil diese Medikamente nicht mehr wirken. Ziel ist, im fortgeschrittenen Stadium den Einsatz der Chemotherapie so lange wie möglich hinauszuzögern, da sie beim metastasierten Mammakarzinom zwar effektiv, aber mit mehr Nebenwirkungen belastet ist als eine endokrine Therapie.
Seit 2012 ist der mTOR-Inhibitor Everolimus (Afinitor®) in Kombination mit Exemestan zur zielgerichteten Therapie des HR+, HER2/neu-negativen fortgeschrittenen Mammakarzinoms postmenopausaler Frauen ohne symptomatische viszerale Metastasierung zugelassen, wenn es nach einem nicht-steroidalen Aromatase-Inhibitor zu einem Rezidiv oder einer Progression gekommen ist. In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie BOLERO-2 (n = 724) erzielte Everolimus (10 mg/d) in Kombination mit dem Aromatasehemmer Exemestan (25 mg/d) bei solchen Frauen ein medianes PFS von elf Monaten gegenüber 4,4 Monaten unter Plazebo und Exemestan.
Wichtig für eine optimale Nutzung des Therapieeffekts der Kombination aus endokriner plus zielgerichteter Therapie und für ein langes Ansprechen ist nach Ansicht von Dr. Friedrich Overkamp, Hamburg, eine frühzeitige Planung der Sequenztherapie sowie ein qualifiziertes Therapiemonitoring, um den optimalen Zeitpunkt des Linienwechsels zu bestimmen. Diese Kombination kann in vielen Fällen helfen, eine endokrine Resistenz zu überwinden. Sie ist auch zur Therapie des männlichen Brustkrebses geeignet.
Über 30% aller Brustkrebspatientinnen bewegen sich während und nach der medizinischen Therapie weniger als zuvor. Dieser Rückzug in die Isolation führt zu Unwohlsein, sinkendem Selbstwertgefühl, depressiven Verstimmungen und schließlich zu negativen körperlichen Auswirkungen (z. B. Schmerz, Fatigue, Osteoporose, Lymphödem, Polyneuropathie). Experten empfehlen körperliche Aktivität inklusive Gleichgewichts-Training etwa dreimal pro Woche auch während der Chemotherapie, beispielsweise 150 Minuten aerobes Training zu Hause sowie zweimal pro Woche überwachtes Widerstandstraining. Der Arzt sollte die Patientin dazu motivieren, dabei aber Worte wie „Sport“ oder „anstrengen(d)“ vermeiden. Die Patientin sollte sich für eine Bewegung entscheiden, die ihr Freude bereitet – Hauptsache, sie ist körperlich aktiv.

Helga Vollmer


Workshop „Mammakarzinom im Dialog“ anlässlich des Senologiekongresses 2016 am 26.5.2016 in Dresden, veranstaltet von Novartis Oncology, Nürnberg.