Companion Diagnostics: ein individualisiertes Behandlungs­konzept

Diagnostik in der Onkologie

Nach Art. 2 Abs. 6 des Vorschlags für eine EU-Verordnung über In-vitro-Diagnostika versteht man unter Com­panion Diagnostics (kurz: CDx) „… ein Produkt, das speziell dafür bestimmt ist festzustellen, ob eine bestimmte Therapie für Patienten mit einem bereits diagnostizierten Zustand bzw. einer bereits bekannten Prädisposition geeignet ist.“ Diese therapiebegleitende Diagnostik gehört damit zu den wichtigsten Bausteinen der individualisierten („personalisierten“) Medizin.

Die Liste "Personalisierte Medizin – in Deutschland zugelassene Arzneimittel", die der Verband forschender Arzneimittelhersteller jährlich herausgibt, umfasst derzeit 41 Wirkstoffe, bei denen CDx zwingend vorgeschrieben sind (Stand 4.12.2015). Beispiele aus dem Bereich der Onkologie sind in der Tabelle zusammengefasst. Zu den neuesten Präparaten gehört das seit Ende 2014 zugelassene Olaparib für die Rezidivtherapie des BRCA-mutierten high-grade serösen Ovarialkarzinoms und das seit Frühjahr 2016 erhältliche Osimertinib, das gezielt EGFR mit T790M-Mutation hemmt. Bei etwa 60% der NSCLC-Patienten ist diese Mutation für eine im Therapieverlauf auftretende oder bestehende Resistenz gegenüber Tyrosinkinaseinhibitoren der 1. und 2. Generation verantwortlich.
Auch wenn der Begriff CDx vielen noch neu erscheint, so ist er für die Pathologen doch ein alter Bekannter: Die seit den 1970er-Jahren routinemäßig durchgeführte immunhistochemische Untersuchung des Östrogen- und Progesteron-Rezeptors im Kontext einer antihormonellen Therapie ist nichts anderes als Companion Diagnostics. Bei den soliden Tumoren befasst sich der Pathologe im Rahmen von CDx vor allem mit dem Mamma-, Magen- und Kolorektalkarzinom, den nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen, dem malignen Melanom sowie seit Kurzem mit dem Ovarialkarzinom. Für den Hämatopathologen (häufig in Kooperation mit hämatologischen Onkologen) kommen die Leukämien sowie bestimmte Lymphome hinzu.
Das breite Methodenspektrum der pathologischen und molekularpathologischen CDx-Analysen umfasst neben der Immunhistochemie (z. B. Her2-/neu Überexpression bei Mamma- oder Magenkarzinomen) die In-situ-Hybridisierung (FISH oder CISH), Amplifika­tionsverfahren (vor allem PCR) sowie die Gensequenzierung. Neuerdings kommt auch das Next Generation Sequencing (NGS) zum Einsatz, z. B. bei der Panel­diagnostik des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms oder der BRCA-Muta­tionsanalyse im Ovarialkarzinom.
Ausblick
Analysten erwarten, dass sich der globale CDx-Markt von gut 3 Milliarden US-Dollar im Jahre 2014 bis zum Ende des Jahrzehnts fast verdreifachen wird. Wichtiger als diese ökonomische Erfolgsperspektive ist jedoch der Vorteil für den Krebspatienten: Diese in der deutschen Pathologie und Molekularpathologie qualitätsgesicherte und in der Regel vor Ort verfügbare Form der Diagnostik sichert bessere Therapieerfolge bei weniger Nebenwirkungen – und letztlich auch weniger Kosten für das Gesundheitswesen.

Prof. Dr. Christopher Poremba
Pathologie München-Nord
Ernst-Platz-Straße 2, 80992 München