Metastasiertes Mammakarzinom: Personalisierte Therapiestrategien
Die Therapieziele beim metastasierten Mammakarzinom sind in erster Linie die Lebensverlängerung, die Linderung tumorbedingter Beschwerden, der Erhalt körperlicher Funktionen sowie der Erhalt der Lebensqualität. Dazu wird eine individualisierte, krankheitsadaptierte Therapieführung nach dem Motto „so wenig wie nötig“ bevorzugt. Anthrazykline haben ihren Stellenwert in der immer vielfältiger werdenden Therapielandschaft behalten, so Prof. Dr. Nadia Harbeck.
Die wichtigsten Unterscheidungskriterien sind die Progressionsgeschwindigkeit und der Rezeptorstatus des Tumors. Bei langsamer Progression und positivem Hormonrezeptor-Status sollte so lange wie möglich endokrin therapiert werden. Indikationen zur Gabe einer Chemotherapie sind hingegen ein negativer Hormonrezeptor-Status, eine rasche Krankheitsprogression, starke Beschwerden, eine lebensbedrohliche Metastasierung oder eine bereits ausgeschöpfte endokrine Sequenz. Eine Chemotherapie wird zudem in Kombination mit zielgerichteten Therapien eingesetzt.
Bei der Frage nach der Dauer der palliativen Chemotherapie sind die Progression sowie nicht tolerierbare Toxizitäten zu berücksichtigen. Liegt keines von beiden vor, so lohnt es sich, länger zu therapieren, wenn dadurch die Patientin nicht in ihrer Lebensqualität eingeschränkt wird. Solange der therapeutische Index positiv bleibt, kann chemotherapeutisch bis zur Progression oder bis zum besten Ansprechen behandelt werden. Vor einer Progression kann auch auf ein alternatives Schema gewechselt werden.
Die Behandlung mit einer Monochemotherapie hat einen günstigen therapeutischen Index, weshalb sie bei langsamer, nicht lebensbedrohlicher Progression sowie bei Resistenz gegen oder Progression unter endokriner Therapie indiziert ist. Bei einer Polychemotherapie ist der therapeutische Index ungünstig, weswegen sie nur im Fall von ausgeprägter Symptomatik und lebensbedrohlichen Metastasen eingesetzt wird, um eine schnelle Remission zu erzielen.
Viele wirksame Substanzen, die sich in den Toxizitäten und der Applikation unterscheiden, stehen zur Verfügung. Die Wahl der Therapie sollte gemeinsam mit der Patientin erfolgen, schlug Harbeck vor. Eine Re-Challenge mit Anthrazyklinen und Taxanen ist möglich, und mit pegyliertem liposomalem Doxorubicin (Caelyx®) steht eine weitere wirksame und verträgliche evidenzbasierte Therapieoption zur Verfügung.
Ine Schmale
Satellitensymposium „Individuelle Therapieführung im Spannungsfeld bewährter und neuer Substanzen in der Gynäkoonkologie“ im
Rahmen des 32. Deutschen Krebskongresses am 26. Februar 2016 in Berlin, unterstützt von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.