mCRC: Therapiesequenz von Bedeutung für Prognose

Beim metastasierten kolorektalen Karzinoms (mCRC) lagen die medianen Überlebenszeiten in einer Metaanalyse von 1992 bei etwa einem Jahr, heute werden zwei Jahre bereits überschritten. Die Einführung wirksamerer und doch verträglicher Chemotherapien hat dazu ebenso beigetragen wie die Entwicklung monoklonaler Antikörper, die an wichtigen Wachstumsfaktor-Rezeptoren auf den Tumorzellen angreifen. Insgesamt möchte man bereits von der Erstlinientherapie an möglichst flexibel verschiedene Kombinationen nutzen können, um die Behandlung so individuell wie möglich an den Patienten anpassen zu können.

Seit 2008 ist der gegen den EGFR-Rezeptor gerichtete vollhumane monoklonale Antikörper Panitumumab zur Therapie des mCRC zugelassen – nach Untersuchung der klinischen Wirksamkeit in einem umfassenden Studienprogramm (z. B.PRIME, PEAK, PLANET; [1–3]). Im April 2015 folgte dann die Zulassungserweiterung für die Kombination von Panitumumab mit FOLFIRI (5-FU, Folinsäure, Irinotecan) für die Erstlinientherapie von RAS-Wildtyp-Tumoren. Sie beruhte u. a. auf den Ergebnissen der einarmigen Phase-II-Studie 314, in der laut Sebastian Stintzing, München, bei 135 Patienten gezeigt werden konnte, dass Panitumumab plus FOLFIRI bei Tumoren mit den Wildtypen der RAS-Gene und von BRAF ein deutlich besseres Ansprechen und eine längere Ansprechdauer sowie ein längeres progressionsfreies Überleben ermöglicht als bei Patienten mit mutierten Genen [4]. Darüber hinaus konnte in einer explorativen Analyse der Studie bestätigt werden, dass die Tiefe des frühen Ansprechens, d. h. das Ausmaß der Tumorschrumpfung mit dem progressionsfreien Überleben korreliert [5].
Die Therapiesequenz scheint laut Michael Geißler, Esslingen, für den langfristigen Erfolg der Behandlung des mCRC von großer Bedeutung zu sein: So gibt es zunehmend mehr klinische Daten, die einen Überlebensvorteil belegen, wenn Patienten mit mCRC und RAS-Wildtyp in der Erstlinie eine Chemotherapie und einen EGFR-Antikörper erhalten. Diese Antikörper scheinen den Tumor für nachfolgende Therapien zu sensibilisieren, während umgekehrt die Erstlinienbehandlung mit Chemotherapie und einem Antikörper gegen vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) die Sensitivität für spätere Therapien reduziert [6].
Wichtig ist bei Therapie mit EGFR-Inhibitoren das Management von Hautreaktionen, die bei diesen Medikamenten häufig auftreten und mit dem Therapieansprechen korrelieren, so Geißler. So zeigte sich in der PRIME-Studie, dass die Belastung durch die Hautreaktionen offenbar durch die Linderung der Tumorsymptomatik aufgewogen wird [7]. Es ist daher wichtig, so Geißler, die Patienten zu ermutigen, die Behandlung mit dem EGFR-Inhibitor fortzusetzen und gleichzeitig proaktiven Hautschutz mit präventiver Anwendung von Sonnenschutzmitteln, Feuchtigkeitscremes, topischen Steroiden und Doxycyclin zu betreiben.

Josef Gulden


Literatur
1. Douillard JY et al. N Engl J Med 2013; 369: 1023-34.
2. Schwartzberg LS et al. J Clin Oncol 2014; 32: 2240-7.
3. Abad A et al. J Clin Oncol 2014; 32 (15S): 228s (ASCO 2014, Abstract #3560).
4. Karthaus M et al. Ann Oncol 2014; 25 (Suppl 4): iv188 (ESMO 2014, Abstract #549P).
5. Karthaus M et al. Eur J Cancer 2015; 51 (3): 375-6 (ECC 2015, Abstract #2130).
6. Wainberg ZA et al. Expert Opin Biol Ther 2015; 15: 1205-20.
7. Douillard JY et al. Final results from PRIME: randomized phase III study of panitumumab with FOLFOX4 for first-line treatment of metastatic colorectal cancer. Ann Oncol 2014; 25: 1346-55.

MediaDialog „1 Jahr Panitumumab + FOLFIRI Erstlinientherapie beim mCRC mit RAS-Wildtyp: Klinische Daten und praktische Erfahrungen“ am 12.4.2016 in München, veranstaltet von Amgen GmbH, München.