Molekulare Tumoranalytik: Alle genetischen Veränderungen aus einer Probe

Ein immer besseres Verständnis der Molekularbiologie von Tumorerkrankungen hat in den letzten eineinhalb Jahrzehnten enorme Fortschritte in der Onkologie beschert. Voraussetzung für die Anwendung neuer, auf der Molekularbiologie
des Tumors basierender Therapien ist aber immer häufiger der zuverlässige
und schnelle Nachweis relevanter genetischer Veränderungen im Tumor. Eine umfassende Technologie-Plattform leistet das für alle derzeit bekannten Veränderungen.

Die zahlreichen therapeutischen Erfolge der Onkologie in den letzten anderthalb Jahrzehnten waren auch deshalb möglich, weil die Charakterisierung einzelner Tumoren eine vorher nicht bekannte Vielfalt molekularer Subtypen zeigte, von denen einige auf spezifische Medikamente besonders gut ansprechen. Ein Musterbeispiel ist das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC), bei dem man heute mehr als ein Dutzend verschiedene Treibermutationen nachweisen kann, die für das Tumorwachstum relevant sind und deren Hemmung theoretisch eine Anti-Tumor-Wirkung entfalten sollte.
Für einige der mutierten Proteine – zum Beispiel für den Rezeptor für epidermalen Wachstumsfaktor (EGFR) und für die anaplastische Lymphom-Kinase (ALK) – existieren tatsächlich bereits Inhibitoren, für die in klinischen Studien eine deutliche Verbesserung der Prognose im Vergleich zur Chemotherapie nachgewiesen werden konnte. Weil es sich dabei jeweils nur um einen Bruchteil der Patienten mit NSCLC handelt und alle anderen keinen Nutzen von diesen Medikamenten hätten, ist der molekularbiologische Nachweis der betreffenden Mutation unabdingbare Voraussetzung für ihren Einsatz. Ähnliches gilt für andere Tumoren und Therapeutika wie z. B. den PARP-Inhibitor Olaparib, der bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom nur dann gegeben werden darf, wenn im Tumor eine Mutation in einem der beiden BRCA-Gene vorliegt.
Der Nachweis dieser Veränderungen stellt häufig eine große Herausforderung dar, weil er oft aus kleinsten Gewebeproben erfolgen muss, so PD Dr. Lukas Heukamp, Köln. Die Technologie-Plattform NEO, die mit hybrid-capture-basierten Next-Generation-Sequencing-Techniken arbeitet, könne alle bis dato bekannten relevanten genetischen Veränderungen zuverlässig und schnell aus kleinsten Proben nachweisen – neben Punktmutationen zählen dazu auch Insertionen, Deletionen, Kopienzahl-Veränderungen und Genfusionen. Die Technologie ist so empfindlich, dass der Nachweis prinzipiell auch aus einer Blutprobe geführt werden kann (liquid biopsy), sodass dem Patienten bei konsekutiven Bestimmungen etwa eine Rebiopsie erspart werden kann.
Die Analytik erfolgt im Zentrallabor der NEO New Oncology AG in Köln, die Ergebnisse liegen innerhalb von zehn Werktagen vor. Die Plattform umfasst alle genetischen Veränderungen in allen bekannten klinisch und therapeutisch relevanten Genen; weil die Entwicklung in der molekularen Onkologie so schnell voranschreitet und laufend neue Mutationen bekannt werden, die unter Umständen Bedeutung für die Therapie erlangen können, ist das System so flexibel konzipiert, dass solche neuen Mutationen innerhalb kurzer Zeit integriert werden können.

Josef Gulden


Pressedinner „Molekulare Tumoranalytik heute: Wie können neue Methoden die zielgerichtete Krebstherapie unterstützen?“ anlässlich des
32. Deutschen Krebskongresses am 24.2.2016 in Berlin, veranstaltet von NEO New Oncology AG, Köln.