Metastasierter Brustkrebs: Überlebensvorteil mit Monochemotherapie

Das Gesamtüberleben ist auch im fortgeschrittenen Stadium von Krebserkrankungen für Ärzte und Patienten relevant und wird außerdem von den Zulassungsbehörden als wichtigster Endpunkt angesehen. Das Spindelgift Eribulin kann als einzige Monochemotherapie auch in Zweit- oder folgenden Therapielinien das Gesamtüberleben signifikant verlängern.

Laut Dr. med. Rachel Würstlein, München, wird auch beim fortgeschrittenen Brustkrebs das Gesamtüberleben von Ärzten und Patienten zunehmend als klinisch relevantestes Ziel wahrgenommen – das sei z. B. auch von Patientinnenvertretern bei der 3rd International Consensus Conference for Advanced Breast Cancer im November 2015 in Lissabon sehr deutlich gemacht worden. Entsprechende Daten liegen u. a. für den ersten Wirkstoff aus der Substanzklasse der Halichondrine, den Mikrotubuli-Inhibitor Eribulin (Halaven®) vor. Er ist zur Behandlung von Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs und weiterem Progress nach mindestens einer Chemotherapie zugelassen, wobei die Vortherapien ein An­thrazyklin und ein Taxan entweder adjuvant oder im Rahmen der metastasierten Situation enthalten haben sollen:
- In der offenen randomisierten zulassungsrelevanten Phase-III-Studie EMBRACE verlängerte Eribulin das Gesamtüberleben im Vergleich mit anderen Monochemotherapien nach mindestens zwei Vortherapien (≥ 3rd-Line) signifikant von 10,5 auf 13,2 Monate (Hazard Ratio 0,81; 95%-Konfidenz­intervall 0,67–0,96; p = 0,014; [1]).
- In der Phase-III-Studie 301 zeigte sich nach mindestens einer erfolgten Vortherapie (≥ 2nd-Line) in der Gesamtpopulation der Patientinnen eine Tendenz zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens durch Eribulin gegenüber Capecitabin [2]. Subgruppenanalysen ergaben signifikante Vorteile bei Patientinnen mit HER2-negativen (median 15,9 vs. 13,5 Monate; HR 0,84; 95%-KI 0,72–0,98; p = 0,03) sowie triple-negativen Tumoren (median 14,4 vs. 9,4 Monate; HR 0,70; 95%-KI 0,55–0,91; p = 0,01; [3]). Diese Lebensverlängerung ging nicht zulasten der Lebensqualität [4].

Besonderer Wirkmechanismus von Eribulin als mögliche Erklärung

Eribulin ist ein neuartiger Hemmer der Mikrotubuli-Dynamik, der aufgrund seiner hohen Affinität für β-Tubulin am Plus-Ende der Mikrotubuli bindet und selektiv nur die Wachstumsphase der Mikrotubuli inhibiert [5]. Im Mausmodell wurden außerdem vaskuläre Effekte von Eribulin gezeigt, die einer Hypoxie im Tumorgewebe entgegenwirken und dadurch einerseits die Perfusion mit dem Medikament verbessern, andererseits Metastasierungsprozesse hemmen könnten [6]. Weitere beim San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2015 vorgestellte Daten scheinen überdies zu belegen, dass Eribulin den Erhalt des epithelialen Charakters der Tumorzellen fördert und die epithelial-mesenchymale Transition (EMT) umkehren kann, was ebenfalls einer Metastasierungstendenz entgegenwirken sollte [7–9].

Josef Gulden


Literatur
1. Cortes J et al. Lancet 2011; 377: 914-23.
2. Kaufman PA et al. Cancer Res 2012; 72: Abstract #S6-6.
3. Kaufman PA et al. J Clin Oncol 2013; 31 (15S): 61s (ASCO 2013, Abstract #1049).
4. Velikova G et al. ESMO 2014, Abstract #392P.
5. Fachinformation HALAVEN®; Stand November 2015.
6. Funahashi Y et al. Cancer Sci 2014; 105: 1334–42.
7. Dybdal-Hargreaves NF et al. SABCS 2015, Abstract #P5-03-09.
8. Rohena CC et al. SABCS 2015, Abstract #P5-03-08.
9. Yoshida T et al. Br J Cancer 2014; 110: 1497-505.

 

Pressekonferenz “Zeit für einen Paradigmenwechsel beim Mammakarzinom?” im Rahmen des 32. Deutschen Krebskongresses am 25.2.2016 in Berlin, veranstaltet von Eisai GmbH, Frankfurt/Main.