Zweitlinientherapie des RCC: Everolimus nach VEGFR-TKI
Für die Zweitlinientherapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) stehen Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) und der mTOR-Hemmer Everolimus zur Verfügung. Die Auswahl richtet sich nach der Vorbehandlung sowie nach der Verträglichkeit der Substanzen, so Prof. Dr. Emiliano Calvo, Madrid, während des ECC in Wien.
Aktuelle Leitlinien zur Therapie des mRCC berücksichtigen für die Auswahl des Zweitlinienregimes die Vortherapie und unterscheiden Zytokin- und TKI-refraktäre Patienten. Weil in der Erstlinie heute vorwiegend TKI eingesetzt werden, spielt das Nichtansprechen auf Zytokine kaum noch eine Rolle. Nach Vortherapie mit Sunitinib werden für die Folgetherapie Axitinib oder Everolimus empfohlen. Axitinib ist beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom zugelassen nach Vorbehandlung mit Sunitinib oder Zytokinen, Everolimus nach Progression unter einer gegen VEGFR gerichteten Therapie.
So zeigte die AXIS-Studie [1, 2], dass die Vortherapie Wirksamkeit und Toxizität der Zweitlinientherapie bestimmt. 723 Patienten erhielten randomisiert Axitinib oder Sorafenib, 54% waren mit Sunitinib, 35% mit Zytokinen, 8% mit Bevacizumab, 3% mit Temsirolimus vorbehandelt. Mit Axitinib betrug das progressionsfreie Überleben (PFS) in der Gesamtgruppe median 6,7, mit Sorafenib 4,7 Monate. Besonders gut war die Wirkung bei vorheriger Zytokin-Behandlung (PFS mit Axitinib median 12, mit Sorafenib 6,5 Monate). Bei Sunitinib-Vorbehandlung wurde ein PFS von median 4,8 bzw. 3,4 Monaten erreicht.
mTOR-Hemmung kann TKI-Resistenz überwinden
Als weitere Option nach TKI in der Erstlinie bietet sich der mTOR-Hemmer Everolimus an. Weil das Tumorwachstum nicht nur durch Aktivierung des VEGFR, sondern nachgeschaltet auch durch Überaktivierung des PI3K/AKT/mTOR-Signalwegs gefördert wird, kann man die Resistenz auf TKI mit dem mTOR-Inhibitor überwinden: Wie die RECORD-1-Studie zeigte, verlängerte Everolimus das PFS im Vergleich zu Placebo signifikant von 1,9 auf 4,9 Monate [3]. In der Phase-II-Studie RECORD-4 wurde dies bestätigt [4]: Von 134 Patienten mit klarzelligem mRCC hatte ein Teil Sunitinib als Erstlinientherapie erhalten (Kohorte 1), Kohorte 2 einen anderen VEGF-Hemmer. In der Kohorte 1 betrug das mediane PFS 5,7, in Kohorte 2 7,8 Monate. Dies bestätigt den Nutzen von Everolimus in der Zweitlinie nach Progression bei vorausgehender Behandlung mit VEGFR-Inhibitoren.
Susanne Heinzl
Literatur
1. Rini B et al. Lancet 2011; 378: 1931-39.
2. Motzer RJ et al. Lancet Oncol 2013; 14: 552-62.
3. Motzer RJ et al. Cancer 2010; 116: 4256-65.
4. Motzer RJ et al. ASCO 2015; Abstract #4518.
Satellitensymposium „Therapeutic considerations in advanced renal cell carcinoma: A continuum of care“ beim European Cancer Congress in Wien, 25.9.2015, unterstützt von Novartis Oncology, Nürnberg.