MCL und CLL: Btk-Inibitor im Rezidiv hochwirksam
Die Zellen von B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen sind für ihr Wachstum auf die Stimulation des B-Zell-Rezeptors auf ihrer Zelloberfläche angewiesen. Das macht den Signalweg zu einem attraktiven Ziel für neue Therapieoptionen, beispielsweise für Inhibitoren von Bruton-Tyrosinkinase (Btk), von denen als erster Ibrutinib (Imbruvica®) zur Therapie von rezidivierten Formen des Mantelzell-Lymphoms (MCL) und der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassen wurde.
Beim rezidivierten oder refraktären Mantelzell-Lymphom etwa, so Martin Dreyling, München, wurde in der Phase-II-Zulassungsstudie bei 75% der Patienten eine Remission gesehen, die in 39% der Fälle komplett war [1]. In einer Folgestudie wurde Ibrutinib bei rezidivierten Patienten in Kombination mit Rituximab eingesetzt [2] – mit einer Ansprechrate von 88% bei 40% kompletten Remissionen; bei Patienten mit weniger stark proliferierendem Lymphom, deren maligne Zellen zu weniger als 50% das Ki67-Antigen trugen, waren es sogar 100% bzw. 56% Komplettremissionen. Bei letzteren Patienten lag auch die progressionsfreie Überlebensrate nach einem Jahr bei rund 90%.
Zu beachten ist laut Dreyling, dass es zu Beginn der Therapie mit Ibrutinib zu einem starken Anstieg der Lymphozyten im peripheren Blut kommen kann. Das hat nichts mit einer Verschlechterung der Erkrankung zu tun, sondern ist Ausdruck einer Ausschwemmung der malignen Zellen aus dem lymphatischen Kompartiment in die Blutbahn, wo sie für das Medikament besonders gut zugänglich sind [3].
Ähnliches, so Stephan Stilgenbauer, Ulm, gilt für die CLL, wo Ibrutinib ebenfalls in der rezidivierten oder refraktären Situation zugelassen ist bzw. bei Patienten mit 17p-Deletion oder p53-Mutation in der Erstlinie. In der Phase-III-Studie RESONATE™ hatte der Btk-Inhibitor bei diesen Patienten das Risiko für Progression oder Tod um beinahe 90% gesenkt (Hazard Ratio 0,106; p < 0,001; [4]), unabhängig von der Zahl der Vortherapien oder vom Vorliegen einer der genannten Mutationen [5]. Auch die Wirksamkeit einer herkömmlichen Standardtherapie kann durch Ibrutinib erheblich verbessert werden, wie sich in der Phase-III-Studie HELIOS zeigt [6]: Unter der Chemoimmuntherapie-Kombination aus Bendamustin und Rituximab (BR) lag das mediane progressionsfreie Überleben von Patienten mit rezidivierter CLL bei 13,3 Monaten, unter der Kombination aus BR und Ibrutinib war der Medianwert nach zwei Jahren noch nicht erreicht (HR 0,203; p < 0,0001); der Vorteil beim Gesamtüberleben liegt bereits an der Grenze zur Signifikanz (HR 0,628; p = 0,0598), obwohl beinahe ein Drittel der Patienten aus dem Kontrollarm bereits von der Crossover-Möglichkeit Gebrauch gemacht und ebenfalls Ibrutinib eingenommen haben.
Josef Gulden
Literatur
1. Wang ML et al. N Engl J Med 2013; 369: 507-16.
2. Wang ML et al. ASH 2014, Abstract #627.
3. Furtado M et al. Br J Haematol 2015; 170: 131-4.
4. Byrd JC et al. N Engl J Med 2014; 371: 213-23.
5. Brown JR et al. ASH 2014, Abstract #3331.
6. Chanan-Khan A et al. ASCO 2015, Abstract #7005.
Satellitensymposium “CLL und MCL: Wie verändern sich die Therapiesequenzen durch die neuen Substanzen?“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung 2015 am 11.10.2015 in Basel, unterstützt von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.