Eine Chemotherapie-bedingte febrile Neutropenie (FN) ist mit einem erhöhten Risiko für den onkologischen Patienten verbunden – durch die Infektionen ebenso wie dadurch, dass damit häufig Dosisreduktionen und Zyklusverschiebungen der Chemotherapie einhergehen, die die Überlebenszeit verkürzen und im Fall eines kurativen Therapieansatzes die Heilung gefährden können. Eine Prophylaxe mit Granulozyten-Koloniestimulierendem Faktor (G-CSF) kann der FN vorbeugen, sollte aber nur auf der Grundlage von Leitlinien-Empfehlungen erfolgen, so Hartmut Link, Kaiserslautern.

Leitlinien dazu gibt es von verschiedenen Fachgesellschaften (NCCN, ASCO, DGHO und EORTC), aber in den wesentlichen Punkten stimmen sie weitgehend überein: Eine G-CSF-Prophylaxe ist auf jeden Fall indiziert bei einem FN-Risiko von über 20%. Liegt das Risiko zwischen 10% und 20%, entscheidet das Vorliegen von Patienten-bezogenen Risikofaktoren über die Durchführung einer Prophylaxe. Laut EORTC-Leitlinie erhöht ein Alter von über 65 Jahren dieses Risiko automatisch und sollte damit zu einer G-CSF-Gabe führen. Bei einem FN-Risiko von weniger als 10% ist zunächst keine Prophylaxe indiziert, aber das Risiko sollte für jeden Zyklus der Chemotherapie neu bewertet werden.
Ein weiterer Grund für eine G-CSF-Prophylaxe ist eine drohende Reduktion der Chemotherapie-Dosis bzw. eine Verschiebung von Zyklen: „Man kann durch eine Leukämie sterben, aber man kann auch durch die Reduktion der Chemotherapie-Dosis Schaden erleiden“, so Link. In einer Metaanalyse etwa gab es 5,7% weniger Todesfälle bei älteren Patienten, wenn die Chemotherapie adäquat durchgeführt werden konnte.
Link warnte außerdem, dass Risikoabschätzungen, wie sie aus kontrollierten Studien abgeleitet werden, nicht immer mit dem klinischen Alltag übereinstimmen: So fand sich z. B. in einer Studie zum Hodgkin-Lymphom bei 7% der Patienten, die eine Chemotherapie mit ABVD erhalten hatten, eine febrile Neutropenie. In einer Beobachtungsstudie stieg dieses Risiko auf 15%, „denn in klinischen Studien werden nicht immer die Patienten behandelt, die man aus dem Alltag kennt“, so Link. Hier wechseln die Patienten also im klinischen Alltag aus der Kohorte, bei der keine Prophylaxe empfohlen wird, in die intermediäre Kohorte, in der bei Vorliegen eines Risikofaktors (wie zum Beispiel eines Alters von über 65 Jahren) G-CSF gegeben werden soll.


jfg


Satellitensymposium „G-CSF in Folgetherapielinien bei älteren Tumorpatienten“ anlässlich der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin (ASORS) in der Deutschen Krebsgesellschaft am 27.3.2015 in München,
unterstützt von Teva.