ASCO-GU 2015: Neues zu urologischen Tumoren

Bei den malignen Tumoren des Urogenitalsystems hat es in den letzten Jahren zahlreiche Neuentwicklungen gegeben, sowohl auf dem Gebiet der Chemotherapie (beim Prostatakarzinom) als auch bei antihormonellen Substanzen (ebenfalls Prostatakarzinom) und zielgerichteten Therapien (v. a. Nierenzellkarzinom). Neuerdings kündigt sich auch hier der fast überall zu beobachtende Vormarsch der Immuntherapie an, momentan in erster Linie mit den Checkpoint-Inhibitoren bei Nieren- und Urothelkarzinomen. Ein kleiner Querschnitt vom diesjährigen ASCO-GU-Kongress (Genitourinary Cancers Symposium) in Orlando.

Prostatakarzinom

Was ist ein intermediäres Risiko?
Patienten mit Prostatakarzinom versterben auch ohne Behandlung nicht immer an ihrem Tumor – das ist seit Langem bekannt. Knapp die Hälfte aller Patienten hat Niedrigrisiko-Tumoren, die – sofern der Patient noch grundsätzlich für eine invasive Therapie geeignet wäre – mit „Active Surveillance“ zurechtkommen könnten, d. h. dem Patienten wird dann eine Therapie angeboten, wenn sich sein PSA-Wert innerhalb von weniger als drei Jahren verdoppelt oder wenn der Gleason-Score ansteigt. Nicht wirklich klar war bislang, ob diese Strategie auch für Patienten mit intermediärem Risiko gangbar ist. Im Sunnybrook Health Sciences Center in Toronto wurde das in einer großen Kohorte von 945 Patienten untersucht, von denen 708 ein niedriges und 237 (23,9%) ein intermediäres Risiko aufwiesen. 86 Patienten aus dieser letzteren Subgruppe wurden in der medianen Nachbeobachtungszeit von 6,9 Jahren entweder operiert oder (überwiegend) strahlentherapeutisch behandelt. Das mediane behandlungsfreie Intervall für alle Patienten mit intermediärem Risiko lag bei 12,3 Jahren, aber ihre Mortalität war deutlich und signifikant höher als die der Patienten mit niedrigem Risiko, so Hima Bindu Musunuru, Toronto [1]:
Die Überlebensraten nach zehn und 15 Jahren lagen für die Intermediärrisiko-Gruppe bei 68,4% bzw. 50,3%, während sie in der Niedrigrisiko-Gruppe mit 83,6% bzw. 68,8% deutlich und si­gnifikant darüber angesiedelt waren (Tab. 1; p < 0,0001). Wurde nur das krebsspezifische Überleben berücksichtigt, so war der Unterschied ebenfalls signifikant: 95,5% nach zehn bzw. 88,5% nach 15 Jahren für die Intermediärrisiko- und 98,2% bzw. 96,3% für die Niedrigrisiko-Patienten (Tab. 1; p = 0,006). Das Mortalitätsrisiko nach 15 Jahren war damit in der Intermediärrisiko-Gruppe zweimal so hoch wie bei den Niedrigrisiko-Patienten, das Risiko, am Prostatatumor zu sterben, um den Faktor 3,75 höher. Die Erhöhung der allgemeinen Mortalität spricht dafür, dass die Patienten in der Intermediärrisiko-Gruppe stärker komorbid waren. Dass auch die krebsspezifische Mortalität hier höher war, bedeutet aber, dass ihr Progressionsrisiko ebenfalls höher ist. Eine aktive Surveillance ist bei diesen Patienten also mit einem erhöhten Risiko assoziiert, und eine Aufgabe für die Zukunft wird es sein, so Musunuru, diese Gruppe besser nach ihrem Risiko zu differenzieren und die aktive Überwachung nur denen zu empfehlen, für die das Risiko damit tatsächlich gering ist, während die übrigen sofort behandelt werden.

Abirateronacetat nach frühem ADT-Versagen?
Wie behandelt man Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom, die auf eine Androgen-Deprivationstherapie (ADT) schlecht ansprechen, am besten weiter? In einer Studie der Southwestern Oncology Group (S9346) war das jeder vierte Patient gewesen, d. h. diese Patienten hatten nach siebenmonatiger Androgendeprivation immer noch PSA-Titer von mehr als 4 ng/ml aufgewiesen. In einer weiteren Studie (S1014) wurde deshalb untersucht, ob Abirateronacetat in dieser Situation hilft [2]: Wie Thomas Flaig, Aurora, Colorado, berichtete, erhielten 41 solche Patienten 1.000 mg Abirateron pro Tag sowie 5 mg Prednison zweimal täglich. Bei fünf Patienten (13%) sank der PSA-Spiegel unter die Nachweisgrenze von 0,2 ng/ml (primärer Endpunkt), während er bei neun weiteren (23%) zwar darüber, aber unterhalb von 4 ng/ml zu liegen kam. Die übrigen Patienten sprachen nicht an oder waren nicht auswertbar. Die mediane progressionsfreie Überlebenszeit lag bei 17,4 Monaten, in der S9346-Studie hatte die mediane Gesamtüberlebenszeit für das entsprechende Kollektiv nur 13 Monate betragen. Das lässt eine Abirateron-Therapie bei diesen Patienten nicht aussichtslos erscheinen, auch wenn das vorab festgelegte Ziel von mindestens fünf kompletten PSA-Remissionen in diesem kleinen Kollektiv nicht erreicht wurde.

Prädiktiver Biomarker für Resistenz gegenüber Androgenrezeptor-Inhibitoren?
Die beiden in den letzten Jahren neu in die Therapie des Prostatakarzinoms eingeführten Medikamente Enzalutamid und Abirateronacetat blockieren den Androgenrezeptor (AR), der die Hormonabhängigkeit der Tumorzellen vermittelt. Im vergangenen Jahr wurde eine Splice-Variante des Rezeptors gefunden (AR-V7), die Krebszellen resistent gegen die beiden Substanzen macht. Unklar war bisher, ob sie auch andere, nicht am Rezeptor angreifende Therapien beeinträchtigt; das untersuchten Emanuel Antonarakis und Kollegen, Baltimore, in einer kleinen Studie, in der sie 37 Patienten mit metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) mit Taxanen behandelten [3].
Mittels quantitativer Polymerasekettenreaktion wurden zirkulierende Tumorzellen aus dem Blut der Patienten auf das Vorliegen der V7-Variante getestet, die auch bei 17 von ihnen (45,9%) entdeckt werden konnte. PSA-Ansprechen und progressionsfreies Überleben unter der Therapie mit Docetaxel oder Cabazitaxel waren unabhängig von der Anwesenheit der Mutation. In einer früheren Studie mit 62 Patienten, in der Taxane ebenso wie die beiden Rezeptor-Inhibitoren eingesetzt worden waren, zeigte sich, dass bei den Patienten mit normalen Rezeptormolekülen in den Krebszellen kein Unterschied hinsichtlich des Ansprechens auf die beiden Substanzklassen zu finden war, während die Patienten mit der Splice-Variante in ihren Zellen deutlich und signifikant besser auf Taxane ansprachen (41%) als die Patienten mit der V7-Variante (0%; p < 0,001); das Überleben ohne PSA-Progression war ebenso si­gnifikant besser (Hazard Ratio 0,19; p = 0,001) wie das progressionsfreie Überleben überhaupt (HR 0,21; p = 0,003).
Die V7-Variante könnte also, wenn sich diese Befunde in weiteren, größeren Studien bestätigen lassen, einen prädiktiven Marker abgeben, mit dem sich Patienten mit Prostatakarzinom identifizieren lassen, die zwar auf Taxane, nicht aber auf Enzalutamid und Abirateron ansprechen. Außerdem ist es denkbar, Inhibitoren zu entwickeln, die an anderen Domänen des Androgenrezeptors angreifen und so auch die V7-Variante hemmen könnten. Im Augenblick, so Antonarakis, wäre es allerdings verfrüht, solchen Patienten die Inhibitoren vorzuenthalten, aber sie sollten engmaschig kontrolliert werden, um eine drohende Progression rasch erkennen und dann umgehend die Therapiestrategie ändern zu können. Außerdem muss die Rolle von V7 für die Behandlung mit Immuntherapien wie Sipuleucel-T oder Radiopharmazeutika wie Ra-223 untersucht werden.

Hodenkarzinom erhöht Risiko für Prostatakrebs
Epidemiologische Studien zeigen, dass Patienten, die an einem Hodenkarzinom erkrankt waren und dieses überlebt haben, ein erhöhtes Risiko für ein Prostatakarzinom haben. Unklar war aber bislang, wie aggressiv diese Zweittumoren sind und ob sie nicht auf ia­trogene Einflüsse, v. a. auf eine Radiotherapie im Rahmen der Behandlung des Keimzelltumors zurückgehen könnten. Andrew Riggin und Mohummad Siddiqui, Baltimore, nutzten zur weiteren Klärung dieser Fragen das SEER-Register (Surveillance, Epidemiology and End Results) und verglichen in einer Fall-Kontroll-Studie 10.365 Männer mit einer Hodenkarzinom-Anamnese mit der mehr als zehnfachen Anzahl an Überlebenden einer Melanom-Erkrankung [4]. Diese Kontrollgruppe wurde gewählt, weil über einen Zusammenhang von Melanom und Prostatakarzinom nichts bekannt ist.
Im Alter von 80 Jahren waren 2,7% der Melanom-Patienten an einem Prostatakarzinom erkrankt, aber 12,3% derer, die ein Hodenkarzinom überlebt hatten (HR 4,7; p < 0,0001). Für Prostatakarzinome mit intermediärem oder hohem Risiko lag der Unterschied bei 1,1% versus 5,7% (HR 5,2; p < 0,0001) und hatte auch in einer multivariaten Analyse Bestand, in der andere Risikofaktoren wie Rasse und eine stattgehabte Radiotherapie mit berücksichtigt wurden (Abb. 1).
Es ist sicherlich zu früh für spezifische Empfehlungen, zumal das Risiko insgesamt nicht sehr hoch ist, so Siddiqui, aber es kann auch nicht schaden, bei Patienten, die einen Hodentumor überlebt haben, im fortgeschrittenen Alter eine besonders konsequente Vorsorge zu betreiben.

Nierenzellkarzinom

Zielgerichtete Therapien haben Überleben verlängert
Zur Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms gab es Jahrzehnte kaum vernünftige Optionen, aber seit ungefähr zehn Jahren wird ein Medikament nach dem anderen dafür zugelassen. Ob das den Patienten insgesamt tatsächlich Fortschritte gebracht hat, wollten norwegische Onkologen wissen, so Olbjom Klepp, Ålesund [5]. Zu diesem Zweck durchforsteten sie zwei landesweite Register, das nationale Krebsregister und eine Datenbank, in der die Verschreibungen aller Medikamente gespeichert werden, für die Zeiträume von 2000 bis 2005 (vor Einführung zielgerichteter Therapien), von 2006 bis 2008 und von 2009 bis 2011 im Hinblick auf Überlebenszeiten von Patienten mit Nierenzellkarzinomen. Für diese Zeiträume wurden 3.233, 1.887 und 2.176 Patienten mit Nierenzellkarzinom identifiziert, von denen ein knappes Drittel an einem metastasierten Tumor litt.
Von 2006 bis 2011 nahm die Verschreibung zielgerichteter Medikamente signifikant zu, von einem Anteil von zunächst 21% auf zuletzt 56% (p < 0,01); in der Erstlinie wurde am häufigsten Sunitinib eingesetzt (93%). Parallel dazu stiegen die Überlebenszeiten für alle Patienten an: von median 49 über 76 Monate; für den Zeitraum von 2009 bis 2011 ist der Medianwert noch nicht erreicht (p < 0,001). Ähnliches galt für Patienten mit metastasierten Tumoren: Hier nahmen die Medianwerte von 6,0 über 8,0 auf 11,0 Monate zu (beide Vergleiche p < 0,001); das Mortalitätsrisiko war damit um 13% (HR 0,87) bzw. 23% (HR 0,77) gesunken. Zu den Faktoren, die bei metastasierten Tumoren signifikant mit einem längeren Überleben korrelierten, zählte neben jüngerem Alter (HR 0,98), weiblichem Geschlecht (HR 0,88) und einer vorangegangenen Nephrektomie (HR 0,49) auch die Behandlung mit zielgerichteten Therapien (HR 0,58). Deren Einführung, so das Resümee der Autoren, hat damit die Überlebenschancen von Patienten mit Nierenzellkarzinom deutlich verbessert.

Sunitinib: anderes Dosierungsschema verträglicher

Sunitinib dürfte der am häufigsten in der Erstlinientherapie des Nierenzellkarzinoms eingesetzte Tyrosinkinase­inhibitor sein. Nebenwirkungen der Substanz sind nicht selten, und insbesondere die langfristige Aufrechterhaltung der Dosisintensität ist oft nicht einfach. Das gilt besonders für asiatische Patienten, und deshalb wollten südkoreanische Onkologen wissen, ob sich das vielleicht mit einem anderen Therapieschema ändern ließe [6]: In einer Phase-II-Studie, so Jae-Lyun Lee, Seoul, erhielten 76 Patienten mit metastasiertem klarzelligem Nierenzellkarzinom Sunitinib randomisiert entweder im konventionellen Regime, bei dem es jeweils vier Wochen lang gegeben und dann zwei Wochen pausiert wird (4/2-Schema) oder in einem 2/1-Schema, bei dem auf zwei Wochen Therapie immer eine Woche Pause folgt.
Das kürzer getaktete Schema war besser verträglich: Neutropenien (37% vs. 61% für alle Grade, 11% vs. 28% für Grad 3/4; p = 0,0368) und Fatigue (alle Grade 58% vs. 83%; p = 0,0167) waren weniger häufig, ebenso tendenziell Mukositis (alle Grade 71% vs. 86%; p = 0,116), Hand-Fuß-Syndrom (Grad 3/4 18% vs. 33%; p = 0,143) und Hautausschlag (alle Grade 34% vs. 56%; p = 0,0648). Die bessere Verträglichkeit der kürzeren Zyklen spiegelt sich womöglich auch in der Gesamttherapiedauer, die unter dem 4/2-Schema bei median 5,7 Monaten, unter dem 2/1-Schema hingegen bei median 7,7 Monaten lag (HR 0,54; p = 0,021). Vor allem aber waren die kürzeren Zyklen zumindest nicht weniger wirksam – vielmehr war sogar eine tendenzielle Verbesserung auszumachen mit 18 Remissionen (47%) unter dem 2/1-Schema gegenüber einer kompletten und elf partiellen Remissionen (insgesamt 36%) unter dem 4/2-Schema. Auch bei der medianen Zeit bis zur Progression war 2/1 mit 15,1 versus 10,1 Monaten zahlenmäßig überlegen, wenn das auch nicht signifikant war (HR 0,69; 95%-KI 0,39–1,20).
Ein 2/1-Therapieschema scheint also zumindest bei asiatischen Patienten deutlich besser verträglich und sicher nicht weniger wirksam zu sein als das herkömmliche 4/2-Regime.

Auch chromophobes Nierenzellkarzinom spricht auf Sunitinib an

In der Euphorie über die Wirksamkeit der neuen Medikamente beim Nierenzellkarzinom wurde in den ersten Jahren die starke Heterogenität dieser Erkrankung in histologischer Hinsicht oft vernachlässigt. Wirklich nachgewiesen ist die Effektivität der meisten Therapien nur für die häufigste Form des klarzelligen Karzinoms. Israelische Uro-Onkologen sammelten deshalb aus neun Zentren in vier Ländern die Daten von insgesamt 33 Patienten mit meta­stasiertem chromophobem Nierenzellkarzinom, die als Erstlinientherapie Sunitinib, einen Standard für das klarzellige Karzinom, erhalten hatten [7].
75% der Patienten mit chromophober Histologie hatten von Sunitinib einen klinischen Nutzen (partielle Remission oder Krankheitsstabilisierung), während die übrigen während der ersten drei Monate progredient waren. In einer nach HENG-Risiko, Nephrektomie- und Raucherstatus und verschiedenen anderen Faktoren mit diesen Patienten gematchten Kohorte von Patienten mit metastasiertem klarzelligem Karzinom lag die klinische Benefit-Rate bei 70% (p = 0,58), und auch beim progressionsfreien (zehn versus neun Monate; p = 0,7) und beim Gesamtüberleben (26 versus 24 Monate;
p = 0,6) war kein Unterschied zu erkennen.
Zumindest für die kleine Population der Patienten mit metastasiertem chromophobem Nierenzellkarzinom sieht es also so aus, als ob sie von einer Sunitinib-Erstlinientherapie genauso profitieren würden wie Patienten mit klarzelliger Histologie.

Negative Studie: VEGF-Inhibitoren adjuvant beim RCC
Patienten mit fortgeschrittenem, aber resezierbarem Nierenzellkarzinom erhalten bislang außer einer engmaschigen Überwachung keine weitere Therapie, obwohl das Rezidivrisiko nicht zu vernachlässigen ist. Angesichts der Vielzahl an zielgerichteten Medikamenten, die im vergangenen Jahrzehnt zur Behandlung metastasierter Tumoren zugelassen wurden, verwundert es nicht, dass einige von ihnen nun auch in der adjuvanten Situation geprüft werden. In der großen dreiarmigen Phase-III-Studie ASSURE randomisierte die Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG) insgesamt 1.943 Patienten, deren Nierenzellkarzinome in kurativer Absicht reseziert worden waren und die ein erhöhtes Rezidivrisiko hatten (von pT1b high-grade bis pT4 mit oder ohne Lymphknotenbeteiligung) in drei Arme, so Naomi Haas, Philadelphia [8]: Sie erhielten entweder einen der beiden VEGF-Rezeptor-Inhibitoren Sunitinib oder Sorafenib oder aber Placebo, jeweils über ein Jahr. Nach Rekrutierung von etwa zwei Dritteln der Patienten stellte man auf eine niedrigere Startdosis mit anschließender individueller Titration der beiden Inhibitoren um und konnte dadurch die Abbruchraten in diesen beiden Armen von 26% auf 14% senken.
Insgesamt war die Behandlung aber nicht erfolgreich: In der Interimsanalyse, so Frau Haas, war das krankheitsfreie Überleben nicht unterschiedlich (unter Sunitinib bzw. Sorafenib median 5,6, im Placeboarm 5,7 Jahre). Bezüglich der Toxizität gab es keine Überraschungen: Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher waren v. a. Hypertonie (16% in den beiden Inhibitor-Armen), Hand-Fuß-Reaktionen (Sunitinib 15%, Sorafenib 33%), Hautausschläge (Sunitinib 2%, Sorafenib 15%) und Fatigue (Sunitinib 17%, Sorafenib 7%).
Obwohl im Prinzip negativ, könnte diese Studie mit der großen Sammlung von Tumorpräparaten noch interessante Ergebnisse bringen. Derzeit suchen die Pathologen nach Markern, die möglicherweise doch Subgruppen von Patienten identifizieren könnten, die von einer der Therapien profitieren. Im Übrigen darf man noch auf die Ergebnisse weiterer Studien gespannt sein, in denen in einem ähnlichen Setting die adjuvante Gabe des VEGF-Inhibitors Axitinib und des mTOR-Inhibitors Everolimus untersucht wird.

Retroperitoneales Rezidiv: Operation aussichtsreich
Die erfolgreiche Resektion ist Vo­raussetzung für eine Heilung beim Nierenzellkarzinom. Was aber, wenn es anschließend lokal im Retroperitonealraum zu einem Rezidiv kommt? Die Analyse einer großen Serie von Patienten, die zwischen 2004 und 2014 im
M. D. Anderson Cancer Center, Houston in einer solchen Situation aggressiv nachreseziert wurden, zeigt das Potenzial dieses Vorgehens, so Arun Thomas, Houston [9]: 67 Patienten mit lokalisiertem retroperitonealem Rezidiv eines Nierenzellkarzinoms wurden nach einer aggressiven chirurgischen Behandlung dieses Rezidivs median 33 Monate lang nachbeobachtet. Die mediane rezidivfreie Überlebenszeit lag bei 20 Monaten, die krebsspezifischen Überlebensraten nach einem, drei und fünf Jahren bei 95%, 77% und 50%. Jeweils etwas mehr als 40% der Patienten erhielten eine neoadjuvante oder eine Salvagetherapie mit zielgerichteten Substanzen. In einer multivariaten Analyse erwiesen sich pathologisches Tumorstadium, Nodalstatus bei Nephrektomie, der maximale Durchmesser des Rezidivs und die Konzentration der Laktatdehydrogenase als Risikofaktoren für die krebsspezifische Mortalität. Patienten, die keinen dieser Faktoren aufwiesen, waren nach fünf Jahren noch zu 100% am Leben, bei einem Faktor waren 43% an ihrem Tumor verstorben und bei mehr als einem Faktor 81%.
Die aggressive Operation eines re­troperitonealen Rezidivs bietet diesen Patienten also eine potenzielle Chance der Heilung, die allerdings stark von den klinisch-pathologischen Faktoren bereits zum Zeitpunkt der Nephrektomie abhängt.

Blasenkarzinom

Immuntherapien auf dem Vormarsch
Das Urothelkarzinom ist ein Tumor mit hoher Mutationslast, der deswegen vielfältige Resistenzen gegenüber gängigen Therapien entwickelt. Das PD-L1-Oberflächenantigen findet sich häufig auf Zellen des Tumors oder im Tumorstroma; es bindet an das PD-1-Antigen auf zytotoxischen T-Lymphozyten und kann dadurch deren Anti-Tumor-Aktivität hemmen. Immuncheckpoint-Inhibitoren, die diese Art von immunsuppressiven Wechselwirkungen blockieren, gelten als eine der vielversprechendsten Neuentwicklungen in der Onkologie. Bereits beim ESMO-Kongress im Herbst 2014 in Madrid waren interessante Ergebnisse zu urologischen Tumoren vorgestellt worden, und in Orlando präsentierte Peter O´Donnell, Chicago, die Resultate der Phase-Ib-Studie KEYNOTE-012, in die 33 Patienten mit Urothelkarzinomen von Nierenbecken, Ureter, Blase oder Harnröhre eingeschlossen wurden [10]. Sie mussten in archiviertem oder frisch gewonnenem Tumormaterial im Stroma oder in wenigstens 1% der Tumorzellen den PD-1-Liganden PD-L1 exprimieren und erhielten dann alle zwei Wochen eine Infusion mit dem PD-1-Antikörper Pembrolizumab (MK-3475). Der Antikörper wurde gegeben, solange eine Wirkung zu sehen war, auch dann, wenn initial eine Progression festgestellt wurde. Die Hälfte der Patienten hatte bereits zwei Therapien wegen der fortgeschrittenen Erkrankung erhalten, jeder fünfte wies Lebermetastasen auf. Zwei Drittel erhielten wenigsten drei Dosen Pembrolizumab.
Nach median elf Monaten Nachbeobachtung sind sieben Patienten (21%) weiterhin in Behandlung. Bei 29 auswertbaren Patienten wurden sieben Remissionen beobachtet, von denen in der zentralen unabhängigen Beurteilung drei (10%) als komplett und vier (14%) als partiell klassifiziert wurden; bei vier weiteren Patienten kam es zu einer Krankheitsstabilisierung. Die Dauer des Ansprechens reicht von 16 bis zu über 40 Wochen (der Medianwert ist noch nicht erreicht). Das mediane progressionsfreie Überleben liegt bei 2,0, das mediane Gesamtüberleben bei 9,3 Monaten. Diese Ergebnisse sind so vielversprechend, so O´Donnell, dass Pembrolizumab beim Urothelkarzinom in zwei Studien weiterentwickelt wird: In der Phase-III-Studie KEYNOTE-045 werden Patienten nach Cisplatin-Versagen ein Taxan oder Vinflunin oder aber Pembrolizumab erhalten, in der Phase-II-Studie KEYNOTE-052 wird der Antikörper Patienten gegeben, die für eine Cisplatin-Therapie nicht infrage kommen.

Auch PD-L1 kann gehemmt werden
MPDL3280A ist ein Antikörper, der sich gegen PD-L1 richtet und dessen Bindung an PD-1 auf der T-Zelle dieses hemmt und auf diese Weise die Blockade dieser Zellen durchbrechen kann. In einer Phase-Ia-Studie wurden zahlreiche Patienten mit unterschiedlichsten soliden Tumoren mit MPDL3280A behandelt, darunter auch 85 Patienten mit Urothelkarzinomen. Sie zeigten, so Joseph Kim, New Haven, ein rasches und teilweise lang andauerndes Ansprechen auf den Antikörper, insbesondere in der Subgruppe von Patienten mit stärkerer Expression von PD-L1 im Tumorgewebe (Ansprechrate 46%, davon 13% komplette Remissionen), aber auch bei denen mit schwacher Expression war eine Wirkung zu erkennen (Ansprechrate 16%, keine Komplettremissionen; [11]). Die progressionsfreie Überlebenszeit betrug bei den Patienten mit starker PD-L1-Expression median 24,0, bei den übrigen 7,9 Monate; nach 24 Wochen waren in diesen beiden Subgruppen noch 47% bzw. 21% der Patienten progressionsfrei am Leben.
Die Verträglichkeit von MPDL3280A ist ausgezeichnet: Es gab lediglich bei 5% der Patienten Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 und keine therapiebedingten Todesfälle. Interessanterweise war das Ansprechen bei den Patienten besser, die zu Beginn niedrige Konzentrationen von myeloiden Markern wie Interleukin 8 und Interleukin 1β aufgewiesen hatten. Sollte sich das bestätigen, so scheinen myeloide Zellen im Tumor mit einer gewissen Resistenz gegenüber MPDL3280A assoziiert zu sein. Die Wirkung des Antikörpers wird in weiteren Studien untersucht, darunter eine Phase-II-Studie mit Patienten, die für eine Platin-basierte Therapie nicht infrage kommen oder darauf nicht angesprochen haben sowie eine Phase-III-Studie, in der MPDL3280A mit einer Chemotherapie verglichen wird.