Etwa jeder dritte Krebspatient leidet unter Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen (Chemotherapy-Induced Nausea and Vomiting = CINV). Dank der Weiterentwicklung von 5-HT3- und NK1-Rezeptorantagonisten lässt sich dieses Problem heute besser kontrollieren, wenn auch nicht optimal. Auf den Jahrestagungen der ASCO und der MASCC (Multinational Association of Supportive Care in Cancer) wurden neue Antiemetika vorgestellt, die jedoch noch nicht zugelassen sind, aber auch neue Zusammensetzungen wie beispielsweise NEPA.

Während bei der moderat emetogenen Chemotherapie noch die Gabe von Dexamethason über drei Tage empfohlen wird, wurden auf dem letzten ASCO - wie auch beim MASCC-Kongress gezeigt, dass eine eintägige Dosierung von Dexamethason genügt, wenn als 5-HT3-Rezeptorantagonist Palonosetron (Aloxi®) eingesetzt wird.
Mit Palonosetron lässt sich bei moderat und hoch emetogenen Chemotherapien eine signifikant bessere CINV-Prophylaxe erzielen als mit Setronen der ersten Generation, wie eine Metaanalyse ergab: 2.962 Patienten erhielten eine Einmalgabe von Palonosetron (0,25 mg i. v. bzw. 0,75 mg i. v.) oder Setrone der ersten Generation (Ondansetron 32 mg, Dolasetron 100 mg, Granisetron 40 µg/kg). Während der akuten Phase war die Wirksamkeit von Palonosetron mit der der älteren Setrone vergleichbar. Ein klinisch signifikanter Vorteil für Palonosetron zeigte sich ab Tag 2: Signifikant höhere Komplettremissionsraten bezüglich CINV wurden unter beiden Palonosetron-Dosen erzielt, v. a. in der verzögerten Phase und während der fünftägigen Gesamtbeobachtungszeit. Emetische Episoden und Schweregrad der Übelkeit waren reduziert, ein großer Teil der Patienten blieb völlig frei von CINV.
Als Neuentwicklung wurde NEPA vorgestellt, eine orale Fixkombination aus dem neuen NK1-Rezeptorantagonisten (NK1-RA) Netupitant und Palonosetron. In einer Phase-III-Studie zeigte sich die Überlegenheit von NEPA auch über multiple Zyklen einer An­thrazyklin- Cyclophosphamid-haltigen Chemotherapie gegenüber Palono­setron plus Dexamethason. Mit der Zulassung dieser Fixkombination wird 2015 gerechnet.
Ein weiterer neuer (noch nicht zugelassener) NK1-RA, Rolapitant, war in Kombination mit Dexamethason und Granisetron sowohl bei moderat als auch bei hoch emetogenen Therapieschemata einem Placebo signifikant überlegen. Diese Kombination hatte vergleichbare Ansprechraten wie die Dreifach-Kombination aus Aprepitant, Granisetron und Dexamethason.
In einer Untergruppe der prospektiven Phase-III-Studie zu NEPA wurden 149 mit Carboplatin behandelte Patienten untersucht: Bei 80–94% der Patienten kam es unter NEPA in den verschiedenen Zyklen der Carboplatin-haltigen Chemotherapie weder zu Erbrechen noch wurde eine Rescue-Medikation benötigt, ein Ergebnis, das vergleichbar ist mit der Zugabe eines NK1-RA bei Cisplatin-basierter Chemotherapie.
Eine Antiemese sollte schon vor Beginn der Chemotherapie geplant werden. Der Fokus bei dieser Therapie, so resümierte Jahn, richtet sich derzeit auf eine Reduktion der Mehrfachgabe. Durch die Entwicklung von Kombinationspräparaten, die Überprüfung der aktuellen Kombinationen sowie von deren Dosierungen und Applikationsintervallen ist eine Vereinfachung der antiemetischen Therapiestrategien zu erhoffen – und in Zukunft möglicherweise eine eintägige orale Prophylaxe vor der Chemotherapie.


Helga Vollmer

26. Münchner Fachpresse-Workshop „Onkologie und onkologische Supportivtherapie – was gibt es Neues?“ am 10. Juli 2014, unterstützt von Riemser Pharma GmbH.