ESMO 2014
Der ErbB-Family-Blocker Afatinib inhibiert direkt EGFR, HER und ErbB4 und indirekt ErbB3. Im September 2013 erfolgte die EMA-Zulassung für das EGFR-mutierte fortgeschrittene NSCLC aufgrund der Ergebnisse der Phase-III-Studien LUX-Lung 3 und 6. Beim ESMO-Kongress in Madrid wurden Ergebnisse der Phase-III-Studien LUX-Lung 8 und LUX-Head & Neck 1 diskutiert.
LUX-Lung 8, eine Head-to-head-Studie, verglich bei 669 Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom nach Versagen einer Platin-haltigen Erstlinientherapie die anti-EGFR-Wirksubstanzen Afatinib und Erlotinib [1]. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), so Glenwood Goss, Ottawa. Der Endpunkt wurde erreicht: Unter Afatinib war das PFS mit 2,4 versus 1,9 Monaten signifikant gegenüber Erlotinib verlängert (Hazard Ratio 0,822; p = 0,0427). Die Krankheitskontrollrate (komplette und partiell Remissionen sowie Krankheitsstabilisierungen) betrug 45,7% versus 36,8%.
In Patientenbefragungen zum Therapieerfolg (Patient Reported Outcomes; PRO) wurde bezüglich der Verschlechterung der Tumor-assoziierten Symptome, des gesamten Gesundheitsstatus und der Lebensqualität ein nicht-signifikanter Vorteil für die Afatinib-Therapie berichtet.
Hinsichtlich der Rate an Nebenwirkungen vom Grad > 3 wurde kein Unterschied zwischen beiden Studienarmen beobachtet (Afatinib vs. Erlotinib: 50,2% vs. 49,1%). Unter Afatinib traten im Vergleich zu Erlotinib häufiger Diarrhö (9% vs. 2%) und Stomatitis (3,3% vs. 0%) vom Grad > 3 auf, unter Erlotinib häufiger ein Hautausschlag vom Grad > 3 (9% vs. 6%).
Praxisrelevante Ergebnisse bei Kopf-Hals-Tumoren
Plattenepithelkarzinom der häufigste histologische Subtyp bei Kopf-Hals-Tumoren. Bei über 90% aller Kopf-Hals-Tumoren kommt es zu einer Überexpression des EGFR. Die Prognose ist in der Regel schlecht und die Therapieoptionen nach einer Platin-haltigen Erstlinientherapie sind limitiert.
In der multizentrischen, offenen Phase-III-Studie LUX-Head & Neck 1, die Jean-Pascal Machiels, Brüssel, vorstellte, erhielten 474 Patienten mit einem fortgeschrittenen plattenepithelialen Kopf-Hals-Tumor (SCCHN) nach Versagen einer Standard-Chemotherapie in 2:1-Randomisierung entweder Afatinib oder Methotrexat [2]. Das PFS, der primäre Studienendpunkt, wurde mit Afatinib signifikant von 1,7 auf 2,6 Monate verlängert (HR 0,80; p = 0,03), die Krankheitskontrollrate von 38,5% auf 49,1% gegenüber Methotrexat verbessert (p = 0,04). Beim Gesamtüberleben zeigte sich kein signifikanter Unterschied (median 6,8 vs. 6,0 Monate).
In Fragebögen zur Lebensqualität berichteten Patienten unter Afatinib-Therapie über signifikant weniger Schmerzen als im Chemotherapie-Arm. Weiterhin verzögerte sich im Vergleich zur Chemotherapie die Zeit bis zur Verschlechterung von Symptomen wie Schmerzen und Schwellungen und des allgemeinen Gesundheitszustandes.
Dr. Ine Schmale
Pressekonferenz „Boehringer Ingelheim in der Onkologie – Neue Daten zu Afatinib und Nintedanib“ am Rande des Kongresses der European Society for Medical Oncology (ESMO am 26.9.2014 in Madrid, veranstaltet von Boehringer Ingelheim.
Literatur
1. Goss GD et al. ESMO 2014; Abstract #1222O.
2. Machiels JPH et al. ESMO 2014; Abstract #LBA29_PR