Beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) spielt die Chemotherapie eine wichtige Rolle. Man sollte sie dem Patienten keinesfalls vorenthalten, sondern sie vielmehr frühzeitig einsetzen, war die einhellige Meinung von Experten bei der „5. Expertise Prostata“.
Bereits die Zulassungsstudien zu Docetaxel [1] und Cabazitaxel [2] haben gezeigt, so Götz Geiges, Berlin, dass die Chemotherapie keinesfalls nur ultima ratio in der Behandlungsstrategie des Prostatakarzinoms sein sollte. Unterstrichen wird der Stellenwert der Taxan-Therapie beim metastasierten Prostatakarzinom noch durch die Resultate der großen US-amerikanischen Phase-III-Studie CHAARTED [3], in der Docetaxel bei hormonsensiblen Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom, zusätzlich zur etablierten Androgen-Deprivationstherapie gegeben, die Gesamtüberlebensdauer signifikant um über ein Jahr verlängerte und das Mortalitätsrisiko um beinahe 40% reduzierte (Hazard Ratio 0,61; p=0,0003). Patienten mit viszeraler bzw. ausgedehnter ossärer Metastasierung („high volume disease“) hatten mit einer medianen Verlängerung um 17 Monate einen besonders großen Vorteil (HR 0,60; p=0,0006).
Taxane frühzeitig einsetzen
Docetaxel ist derzeit Standard für die First-line-Behandlung des mCRPC. Kommt es zum Progress, so ist die Weiterbehandlung mit Cabazitaxel (Jevtana®) eine wirksame Therapieoption, die v.a. bei Patienten mit erhöhter Proliferationsaktivität, zum Beispiel bei viszeralen Metastasen, ausgedehnter Krankheitslast sowie symptomatischer Erkrankung empfohlen wird.
Subgruppenanalysen zeigen außerdem, dass Patienten länger überleben, wenn man nach Docetaxel-Versagen Cabazitaxel anstelle einer endokrinen Therapiestrategie wählt, erläuterte Christian Thomas, Mainz. In retrospektiven Untersuchungen fand sich außerdem, dass die Chemotherapie oft gar nicht mehr zum Einsatz kommt, wenn sie erst für spätere Therapielinien vorgesehen ist, weil die Patienten sie dann häufig schon nicht mehr tolerieren. Es kann dann also passieren, dass man diesen Patienten eine wirksame Therapieoption vorenthält.
Gute klinische Handhabung
Daten aus dem Praxisalltag zeigen nicht nur die hohe Wirksamkeit der Taxane, so Thomas, sondern auch ihre gute Handhabbarkeit. Werden die Patienten ausreichend aufgeklärt und richtig geführt und kontrolliert man die Therapie regelmäßig, so sind die Nebenwirkungen der Chemotherapie gut beherrschbar – auch für diejenigen, die bereits Docetaxel erhalten haben und auf Cabazitaxel umgestellt wurden. Potentielle Nebenwirkungen kumulieren in der Regel nicht. Clemens Linné, niedergelassener Urologe in Dresden, hat beobachtet, dass manche Patienten Cabazitaxel sogar besser vertragen als die vorangegangene Behandlung mit Docetaxel.
Für das Gesamtüberleben ist es wichtig, dass die Patienten möglichst alle wirksamen Therapieoptionen erhalten. Deshalb ist es entscheidend, eine Krankheitsprogression rechtzeitig zu erkennen und umgehend einen Wechsel der Therapie zu veranlassen, so Stefan Zastrow, Dresden – am besten mithilfe eines strukturierten Therapiemonitorings. Wichtige Handlungsempfehlungen dazu gibt ein gerade publiziertes Positionspapier [4].
Josef Gulden
Literatur
1. Tannock IF et al., NEJM 2004, 351: 1502-12.
2. de Bono et al., Lancet 2010, 376: 1147-54.
3. Sweeney C et al., ASCO 2014, LBA2.
4. Miller K et al., Urologe 2014, 53: 710-4
Fachpresse-Workshop „5. Expertise Prostata“ am 2. Juli 2014 in Eltville, veranstaltet von Sanofi-Aventis, Frankfurt/Main.