Bei der Jahrestagung der European Hematology Association wurden in einem Satellitensymposium neue Ergebnisse zur Therapie von B-Zell-Lymphomen diskutiert. Eine der vielversprechendsten medikamentösen Neuentwicklungen ist Ibrutinib, ein Inhibitor der Bruton´s Tyrosinkinase.

Die meisten Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) – einschließlich der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) – leiten sich von B-Lymphozyten ab und sind für Proliferation und Überleben vom aktivierten B-Zell-Rezeptor und seinem Signalweg abhängig, so Olivier Hermine, Paris. Eine Schlüsselrolle darin spielt Bruton´s Tyrosinkinase (Btk), gegen die mit Ibrutinib ein hochpotenter, maßgeschneiderter Inhibitor zur Verfügung steht, der in präklinischen Versuchen vielversprechende Aktivität gegen Lymphomzellen zeigte. In derzeit laufenden klinischen Studien bei CLL, Mantelzell- und diffus-großzelligem B-Zell-Lymphom wurden Ansprechraten von bis zu 70% beobachtet.

Ibrutinib – Hoffnungsträger beim Mantelzell-Lymphom

Sehr fitte Patienten mit Mantelzell-Lymphom, so Simon Rule, Plymouth, sollen nach den derzeitigen Empfehlungen, wenn sie eine Therapie brauchen, eine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) bekommen, sobald sie mit Rituximab und hochdosiertem Cytarabin eine komplette Remission erreicht haben. Weniger fitte Patienten erhalten eine Immunchemotherapie mit R-CHOP oder R-Bendamustin. Zunehmend wird aber versucht, neue, zielgerichtete Substanzen in die Protokolle einzuführen. Ein großer Hoffnungsträger ist auch beim Mantelzell-Lymphom Ibrutinib: In einer britischen Phase-II-Studie hatte es bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer Erkrankung eine Ansprechrate von 68% gebracht, mit 20,7% kompletten Remissionen [1]. Diese Wirkung war in allen untersuchten Subgruppen und v. a. bei Patienten mit und ohne Bortezomib-Vorbehandlung zu erkennen [2]. Die Substanz war sehr gut verträglich, mit Nebenwirkungen vor allem vom Grad 1 und 2.
Das europäische Mantelzell-Lymphom-Netzwerk plant derzeit eine dreiarmige Studie, um bei den fitten Patienten mit Mantelzell-Lymphom möglicherweise von der Transplantationsstrategie wegzukommen: Patienten im Kontrollarm erhalten den derzeitigen Standard R-CHOP bzw. R-DHAP und nachfolgend eine ASCT, eine zweite Gruppe bekommt im Anschluss daran eine Ibrutinib-Erhaltungstherapie, und eine dritte erhält nach der Immunchemotherapie keine Transplantation mehr, sondern nur die Ibrutinib-Erhaltung. Bei älteren Patienten, die für eine Transplantation nicht mehr infrage kommen, vergleicht das britische National Cancer Research Institute in der ENRICH-Studie die klassische Immunchemotherapie mit anschließender Rituximab-Erhaltung über zwei Jahre mit einer Kombination aus Rituximab und Ibrutinib mit anschließender Erhaltung mit beiden Substanzen.

Josef Gulden


Literatur
1. Rule S et al. EHA 2013, Abstract S1178.
2. Wang ML et al. ICML 2013, Abstract #293.

19th Congress of the European Hematology Association (EHA), 12.-15.6.2014 in Mailand, sowie Satellitensymposium “The appliance of science in B-cell malignancies”, unterstützt von Janssen Pharmaceutical Companies.