Seit 1990 ist das Somatostatin-Analogon Octreotid (Sandostatin®) in Deutschland fürdie Behandlung von funktionell aktiven neuroendokrinen Tumoren (NET, Karzinoide) zugelassen – in den USA noch länger. Bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie in Dresden wurde deshalb der 25. Geburtstag des Medikaments gewürdigt.
Symptomatische Besserung …
Octreotid wird mehrmals täglich subkutan oder alle vier Wochen intramuskulär appliziert. Einsatzgebiet ist bislang vor allem die symptomatische Therapie endokrin aktiver Tumoren des Gastrointestinaltrakts wie metastasierter Karzinoide, VIPome und Glukagonome. Prof. Dr. Christine Spitzweg, München, betonte die Bedeutung der Biotherapie mit Somatostatin-Analoga: „Sie haben sich seit Jahrzehnten bewährt. So sind sie beim Karzinoid-Syndrom effektiv gegen Flush, Diarrhöen, Bronchospasmen und gegen die Endokard-Fibrose.“
... und antiproliferative Wirkung
Inzwischen zeichnet sich ab, dass Somatostatin-Analoga auch zur antiproliferativen Tumorkontrolle beitragen. „Es sind noch nicht alle Wirkmechanismen geklärt“, so Spitzweg. „Eine Rolle könnten Hemmung von Zellwachstum und Angiogenese, Stimulation der Apoptose und Hemmung der Sekretion von Wachstumsfaktoren spielen.“
In älteren Studien wurde unter Somatostatin-Analoga bei jedem zweiten NET-Patienten eine Tumorstabilisierung gesehen. „In der PROMID-Studie wurde dies 2009 systematisch untersucht, hier waren nur Patienten mit G1- und G2-Tumoren des Mitteldarms eingeschlossen“ so die Expertin. „81% der Tumoren gehörten zur G1-Gruppe, und die meisten hatten eine niedrige hepatische Tumorlast unter 10%.“
Die 85 Patienten erhielten 30 mg Octreotid mit verzögerter Freisetzung (LAR) alle vier Wochen oder Placebo. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) war unter Octreotid signifikant von 6,0 auf 14,3 Monate verlängert. Eine aktuelle Subgruppenanalyse zeigt, dass Patienten mit niedriger hepatischer Tumorlast mit 27,1 vs 7,2 Monaten besonders profitierten.
Zudem weisen aktuelle Daten auf eine verbesserte Tumorkontrolle auch bei NET des Pankreas hin, so eine retrospektive Analyse von 43 Patienten, die bei Behandlung mit Octreotid ein medianes PFS von 13 und ein Gesamtüberleben von 98 Monaten ergab.
In Leitlinien empfohlen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen unter i. m. Somatostatin-Analoga sind Knötchen und Schmerzen an der Injektionsstelle, Diarrhö, Flatulenz, Fettstühle, Gallensteine und Hyperglykämie. „Das Nebenwirkungs-Potenzial ist also überschaubar – und die Nebenwirkungen, die auftreten, können wir gut managen“, so Spitzweg.
Die Biotherapie mit Somatostatin-Analoga hat laut Spitzweg einen festen Platz etwa in den ENETS-Guidelines von 2012: Dort werden sie bei NET des Mitteldarms mit Metastasierung und bei pankreatischen NET empfohlen.
Ambulanter Service
PD Dr. Christian Fottner, Mainz, wies auf den SanService hin, der seit 2008 angeboten wird. „Examinierte Fachkräfte übernehmen die monatliche Applikation von Sandostatin LAR“, erklärte er. „Der Service ist für Patienten und Krankenkassen kostenfrei, er entlastet Betroffene und Ärzte.“
Simone Reisdorf
Literatur
1. Rinke A et al. J Clin Oncol. 2009; 27: 4656-63.
2. Arnold R et al. ASCO 2013, Abstract #4030.
3. Jann H et al. Neuroendocrinology 2013; 98: 137-43.
Satellitensymposium „25 Jahre Innovation und 1 Million Patientenjahre Erfahrung: Sandostatin® – Vertrauen und Sicherheit bei neuroendokrinen Neoplasien und Akromegalie“, 21.03.2014, im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Dresden, unterstützt von Novartis Oncology.