Kongressbericht

Ziel der Supportivtherapie ist es, die Lebensqualität von Krebspatienten möglichst lange zu erhalten bei gleichzeitig optimaler Anti-Tumor-Therapie. So sind zunehmende Schmerzen aufgrund von Knochenmetastasen für den Patienten außerordentlich belastend, nicht zuletzt, weil sie signalisieren, dass der maligne Prozess nicht mehr kurabel ist. Es macht daher Sinn, skelettale Komplikationen zu verhindern, zumal auch deren Versorgung sehr kostenintensiv ist.

Metastasen streuen bei vielen Tumoren in die Knochen, bei fast 100% der Myelom- und bei bis zu 75% der Patienten mit Mamma- und Prostatakarzinom, so Prof. Ingo J. Diel, Mannheim. Im Knochen finden Krebszellen aufgrund der für den ständigen Knochenumbau erforderlichen zahlreichen Wachstumsfaktoren ideale Bedingungen: Die Tumorzellen stimulieren beispielsweise die Osteoklasten und hemmen die physiologische Knochenregeneration. Bei der Bandlung von Knochenmetastasen hat sich Denosumab (XGEVA®), ein Inhibitor des RANK-Liganden (RANKL) als besonders wirksam erwiesen. Der voll humane monoklonale IgG2-Antikörper wirkt durch die Bindung von RANKL hemmend auf Bildung, Funktion und Überleben der den Knochen resorbierenden Osteoklasten und reduziert gleichzeitig die mit dem Knochenabbau verbundene Freisetzung tumorfördernder Wachstumsfaktoren aus der Knochenmatrix. So wird der circulus vitiosus aus Tumorwachstum, Knochenabbau und Freisetzung von Wachstumsfaktoren unterbrochen.
Beim Vergleich von Denosumab mit dem Bisphosphonat Zoledronsäure hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit an 5.723 Tumorpatienten ergab sich unter Denosumab eine Risikoreduktion um 18%, die Zeit bis zum Auftreten erster Knochenkomplikationen wurde um 8,2 Monate verlängert. Bei Patientinnen mit Mammakarzinom konnte das Intervall bis zum Einsatz starker Schmerzmittel um 119 Tage verlängert werden, bei Patienten mit Lungenkarzinom das Gesamtüberleben um 1,2 Monate. Denosumab (120 mg) wird alle vier Wochen subkutan injiziert. Zur Vermeidung einer Hypokalzämie sowie von Kieferosteonekrosen müssen die Patienten täglich mindestens 500 mg Kalzium und 400 IE Vitamin D erhalten.

G-CSF mit langer Halbwertzeit

Alter und fortgeschrittene Krebserkrankung begünstigen die Entstehung einer Chemotherapie-induzierten Neutropenie. Kommt es zur febrilen Neutropenie (FN), kann dies zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen und die Überlebensrate verschlechtern, warnte Prof. Hartmut Link, Kaiserslautern. Zur Primärprophylaxe der FN ist die Therapie mit dem pegylierten G-CSF-Wachstumsfaktor Pegfilgrastim (Neulasta®) seit elf Jahren und weltweit bei bereits über 4,35 Millionen Patienten fest etabliert. Er verkürzt die Dauer von Neutropenien und reduziert das Risiko für neutropenisches Fieber. Pegfilgrastim wird jeweils etwa 24 Stunden nach Verabreichung der Chemotherapie subkutan (Fixdosis 6 mg) injiziert. Anders als Filgrastim und Lenogastrim wird es aufgrund seines größeren Molekulargewichts nicht durch die Nieren, sondern vorwiegend Rezeptor-vermittelt durch die neutrophilen Granulozyten selbst abgebaut und hat so eine verlängerte Halbwerts- und Wirkzeit.
In einer Phase-III-Studie mit 928 Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom führte die Gabe von Pefilgrastim bereits beim ersten sowie auch in den folgenden Behandlungszyklen mit einer moderat myelosuppressiven Chemotherapie zu einer Abnahme der FN um 94% sowie der FN-bedingten Hospitalisierungen um 93%; die intravenöse Antibiotika-Gabe wurde um 80% reduziert.

Helga Vollmer

Symposium „Supportive Therapie – am Ende?“ beim 31. Deutschen Krebskongress am 20. Februar 2014 in Berlin, unterstützt von Amgen.