Kongressbericht
Die Therapie von Subgruppen des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht: Liegen im Tumor bestimmte Treibermutationen in onkologisch relevanten Kinasen vor, so gibt es heute spezifische Inhibitoren für diese Kinasen, auf die die Erkrankung deutlich besser anspricht als auf die klassische Chemotherapie. Neben aktivierenden Mutationen im EGF-Rezeptor sind Translokationen, die das Gen für die Anaplastische Lymphom-Kinase (ALK) einschließen und die bei rund 5–10% der Patienten mit NSCLC vorkommen, für die individualisierte Therapie relevant.
Mit Crizotinib gibt es nämlich einen spezifischen Inhibitor der ALK (der außerdem auch die für das NSCLC ebenfalls relevanten Onkoproteine Met und ROS1 hemmt). In der PROFILE 1007-Studie wurde Crizotinib bei Patienten mit ALK-positivem NSCLC, die zuvor eine platinbasierte Chemotherapie erhalten hatten, randomisiert gegen eine Zweitlinien-Chemotherapie mit Pemetrexed oder Docetaxel getestet.
Den primären Endpunkt progressionsfreies Überleben konnte Crizotinib von median 3,0 auf 7,7 Monate mehr als verdoppeln, so Prof. Frank Griesinger, Pius-Hospital Oldenburg. Auch beim Gesamtansprechen war Crizotinib mit 65,3% erheblich besser als die Chemotherapie mit 19,5%. Beim Gesamtüberleben zeigt sich bisher kein Unterschied, aber das kann auch daran liegen, so Griesinger, dass mehr als die Hälfte der Patienten aus dem Chemotherapie-Arm noch nach Studienende Crizotinib erhalten hatten. Auch eine Verschlechterung der typischen Symptomatik bei Lungentumoren trat im Crizotinib-Arm erheblich später ein (nach median 5,6 gegenüber 1,4 Monaten unter Chemotherapie).
Patienten, die Crizotinib über die Progression hinaus erhielten, überlebten deutlich länger als diejenigen, bei denen danach eine andere Therapie eingesetzt wurde. Der Inhibitor scheint außerdem auch gegen Hirnmetastasen zu wirken. Die größte Herausforderung und das wichtigste Ziel für die nächste Zukunft wird in Deutschland laut Griesinger sein, die molekulare Diagnostik für die verschiedenen bei NSCLC relevanten Mutationen flächendeckend zu etablieren.
Josef Gulden
Satellitensymposium „Personalisierte Therapie des ALK+ NSCLC: Fast Track in die Praxis“, Deutscher Krebskongress 2014 in Berlin, 21.2.2014, unterstützt von Pfizer Pharma GmbH, Berlin.