Kongressbericht

Die Überlebenszeiten von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom haben seit 2006 signifikant zugenommen – bedingt durch die Einführung zielgerichteter Therapien. Die Auswahl der richtigen Substanzen bzw. Sequenzen ist schwierig – ein Prädiktor für das Überleben scheint die Tiefe des Ansprechens zu sein.

Noch wird im Regelfall für die Zulassung eines neuen Medikaments in der Onkologie eine Verlängerung der Überlebenszeit verlangt. Diese nachzuweisen wird immer schwieriger, weil viele Patienten heute nicht nur Zweit-, sondern auch Dritt- und sogar Viertlinien-Therapien erhalten, die eine Verlängerung des Überlebens durch eine in der Erstlinie gegebene Substanz wieder nivellieren können. Ein möglicher Surrogat-Endpunkt für das Überleben könnte daher die Tiefe der Remission sein, wenn man sie nicht anhand der groben Einteilung der in Studien meist angewandten RECIST-Kriterien bestimmt, die nur zwischen kompletter (100% Rückbildung), partieller Remission (30% bis < 100% Rückbildung) und Krankheitsstabilisierung (30% Rückbildung bis 30% Wachstum des Tumors) unterscheiden.
In einer großen retrospektiven Untersuchung analysierte Priv.-Doz. Dr. Victor Grünwald, Medizinische Hochschule Hannover, MRT-Aufnahmen von mehr als 2.700 Patienten, die von 2003 bis 2011 in von Pfizer durchgeführten Therapiestudien Tyrosinkinaseinhibitoren, mTOR-Inhibitoren und/oder Interferon erhalten hatten. Als unabhängiger Parameter wurde das Ausmaß der größten Tumorschrumpfung verwendet, anhand dessen Grünwald die Patienten in fünf Kategorien einteilte: -100% bis < -60% Schrumpfung (Kategorie 1; das betraf 10% aller Patienten), -60% bis < -30% (Kategorie 2; 20%), -30% bis < 0% (Kategorie 3; 42%), 0% bis <+ 20% Zunahme der Läsionsgröße (Kategorie 4; 14%) und eine Progression um ≥ 20% (Kategorie 5; 6%). Für 8% der Patienten gab es keine verwertbaren Daten.
Die Überlebenszeit korrelierte mit der Tumorregression: Für Kategorie 1 lag sie bei median 54,5 Monaten, für Kategorie 2 bei 26,4 Monaten, für Kategorie 3 bei 16,6 Monaten, für Kategorie 4 bei 10,4 und für Kategorie 5 bei lediglich 7,3 Monaten. Je stärker der Tumor also unter der Therapie geschrumpft war, desto länger überlebten die Patienten. In der multivariaten Analyse war die Remissionstiefe ein hochsignifikanter und unabhängiger Prädiktor für das Gesamtüberleben (s. Tabelle). Die Tumorschrumpfung war nicht mit der Lokalisation der Metastasen (Knochen, Leber, Lunge) assoziiert, aber die Korrelation mit dem Überleben war für Erst- ebenso wie für Zweitlinien-Therapien zu sehen.
Sollten diese retrospektiv gewonnenen Daten in weiteren Studien bestätigt werden, stellt die Remissionstiefe laut Grünwald einen wichtigen prognostischen Faktor dar. Man sollte deshalb bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom eine maximale Tumorremission anstreben; die zielgerichteten Therapien geben hier die Richtung vor, aber in künftigen Studien sollte überprüft werden, ob sich durch Kombinationen verschiedener Substanzen die Remissionstiefe und damit das Überleben weiter verbessern lassen.
Josef Gulden

Satellitensymposium „Nierenzellkarzinom 2014 – Worauf kommt es heute an?“ beim Deutschen Krebskongress 2014, Berlin, am 19.2.2014, unterstützt von Pfizer Pharma GmbH, Berlin.

Die Überlebenszeit korrelierte mit der Tumorregression: Für Kategorie 1 lag sie bei median 54,5 Monaten, für Kategorie 2 bei 26,4 Monaten, für Kategorie 3 bei 16,6 Monaten, für Kategorie 4 bei 10,4 und für Kategorie 5 bei lediglich 7,3 Monaten. Je stärker der Tumor also unter der Therapie geschrumpft war, desto länger überlebten die Patienten. In der multivariaten Analyse war die Remissionstiefe ein hochsignifikanter und unabhängiger Prädiktor für das Gesamtüberleben (s. Tabelle). Die Tumorschrumpfung war nicht mit der Lokalisation der Metastasen (Knochen, Leber, Lunge) assoziiert, aber die Korrelation mit dem Überleben war für Erst- ebenso wie für Zweitlinien-Therapien zu sehen.Sollten diese retrospektiv gewonnenen Daten in weiteren Studien bestätigt werden, stellt die Remissionstiefe laut Grünwald einen wichtigen prognostischen Faktor dar. Man sollte deshalb bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom eine maximale Tumorremission anstreben; die zielgerichteten Therapien geben hier die Richtung vor, aber in künftigen Studien sollte überprüft werden, ob sich durch Kombinationen verschiedener Substanzen die Remissionstiefe und damit das Überleben weiter verbessern lassen.

Josef Gulden

Satellitensymposium „Nierenzellkarzinom 2014 – Worauf kommt es heute an?“ beim Deutschen Krebskongress 2014, Berlin, am 19.2.2014, unterstützt von Pfizer Pharma GmbH, Berlin.