Kongressbericht

Bei der Therapieforschung zum Mammakarzinom rücken fortgeschrittene Krankheitsstadien wieder mehr in den Vordergrund, weil sich die therapeutischen Möglichkeiten hier stark verbessert haben und weil auch metastasierte Erkrankungen immer individueller behandelt werden, so Prof. Nadja Harbeck, München. Primäres Ziel ist die Überlebensverlängerung, die man mit intelligenten Sequenztherapien zu erreichen versucht. Bei Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Tumoren steht zu Beginn nicht mehr die Chemotherapie, sondern die endokrine Therapie im Zentrum, aber ihre Wirkung kann durch die Gabe des mTOR-Inhibitors Everolimus (Afinitor®) noch verstärkt werden.

Tatsächlich, so Priv.-Doz. Dr. Friedrich Overkamp, Recklinghausen, lässt sich die Entwicklung einer endokrinen Resistenz durch die Zugabe von Everolimus in der Erstlinie um beinahe ein Jahr hinauszögern, wie sich in der Phase-III-Studie BOLERO-2 gezeigt hat: Zwei Drittel der postmenopausalen Patientinnen mit Rezeptor-positivem Mammakarzinom erhielten dabei zusätzlich zu dem Aromatasehemmer Exemestan den mTOR-Inhibitor Everolimus. Die Wirksamkeit von Everolimus setzt sofort ein, wie sich an der Trennung der Kurven für das progressionsfreie Überleben nach längstens sechs Monaten zeigte. Mit der Kombination waren die Patientinnen median 10,6 Monate progressionsfrei am Leben, mit Exemestan alleine nur 4,1 Monate.
In einer vorab geplanten Subgruppenanalyse, die beim San Antonio Breast Cancer Symposium im Dezember vorgestellt wurde, waren es für diejenigen Patientinnen, die vorher lediglich eine adjuvante Therapie erhalten hatten – für die die Studienmedikation also die Erstlinienbehandlung der fortgeschrittenen Erkrankung darstellte – 15,2 versus 4,2 Monate. Everolimus verlängerte das progressionsfreie Überleben für diese Patientinnen also um volle elf Monate.
An klinisch relevanten Nebenwirkungen des mTOR-Inhibitors nannte Overkamp eine nicht-infektiöse Pneumonitis, die gut auf Kortikosteroide anspricht, sowie eine Stomatitis, die in der BOLERO-2-Studie vor allem in den ersten sechs bis acht Wochen auftrat und die man gut beobachten sollte. So empfiehlt es sich, die Patientin anfangs wöchentlich zu sehen, um gegebenenfalls gegensteuern zu können. Auf diese Weise kommt es in der Praxis zu keinen nennenswerten Problemen; im Zweifelsfall kann man eine Therapiepause einlegen, gefolgt von einer Re-Exposition.
Für Ärzte steht seit Kurzem eine Afinitor®-App (im App-Store für iOS), für Ärzte und Patientinnen die überarbeitete Website www.leben-mit-brustkrebs.de und für Patientinnen das neue Hörbuch „HÖRBAR“ mit Informationen rund um die Brustkrebserkrankung und Therapieoptionen zur Verfügung.

Josef Gulden

Pressekonferenz „Everolimus – Therapiedurchbruch beim fortgeschrittenen Mammakarzinom“ im Rahmen des Deutschen Krebskongresses 2014, 20.2.2014, Berlin; Veranstalter: Novartis Oncology.