Erst molekulare Analyse, dann gezielte Therapie: Mutationsgerichtete Therapie bei CUP

Menschen mit einem Krebs unbekannten Ursprungs (CUP) haben eine schlechte Prognose, wenn sie lediglich eine platinbasierte Chemotherapie erhalten. Hoffnung geben nun die Ergebnisse der internationalen Phase-II-Studie CUPISCO, die von Prof. Alwin Krämer, Leiter der Task Force zu CUP am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg, geleitet wurde [Krämer A et al. Lancet. 2024; doi.org/10.1016/S0140-6736(24)00814-6]. Darin erhielten 436 CUP-Patienten, deren Erkrankung nach einer Induktionschemotherapie vorerst stabil blieb, 3:1 randomisiert entweder eine mutationsgerichtete Therapie („molecularly guided therapy“; MGT) oder weiterhin eine Chemotherapie. In der MGT-Gruppe wurden die Tumorzellen und das Blut (Liquid Biopsy) der Teilnehmenden auf zwölf bekannte tumortreibende Mutationen untersucht. Bei rund einem Drittel der Betroffenen wurden die Forscher fündig, und die Patienten konnten die jeweils passende gezielte Therapie erhalten. Nach einem medianen Follow-up von zwei Jahren verlängerte sich das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) in der MGT-Gruppe um 1,7 Monate (6,1 vs. 4,4 Monate; Hazard Ratio 0,72; 95%-Konfidenz­intervall 0,56–0,92; p = 0,0079). Die Daten zum Gesamtüberleben stehen noch aus. 
Das Forscherteam folgerte aus den Studiendaten, dass bei allen Betroffenen mit neu diagnostiziertem CUP-Syndrom eine genetische Analyse des Tumorerbguts entweder an Biopsie­material oder einer Liquid Biopsy erfolgen sollte, um zielgerichtete Therapie­optionen identifizieren und anwenden zu können. Dies wurde kürzlich in die europäischen Richtlinien zur präzisionsmedizinischen Behandlung fortgeschrittener Tumor­erkrankungen aufgenommen [Mosele MF et al. Ann Oncol. 2024;35(7):588-606].

Sabrina Kempe