Immunglobuline sind die zentralen Elemente der humoralen Immunantwort. Typischerweise werden für die Erkennung von und die Auseinandersetzung mit Antigenen polyklonale Antikörper gebildet. Der Nachweis einer monoklonalen Antikörperproduktion im Serum – entweder als komplette oder inkomplette Moleküle – ist stets als pathologisch zu betrachten und bedarf deshalb weiterer Abklärung. Ursächlich sind in der Regel Erkrankungen, die in der aktuellen Version der WHO(World Health Organization)-Klassifikation hämatolymphoider Tumoren in der Kategorie „Plasmazellneoplasien und andere Erkrankungen mit Paraprotein“ erfasst werden. Daneben kommen auch reifzellige B-Zell-Neoplasien infrage. Ein Teil der monoklonalen Immunglobuline präzipitiert bei niedrigen Temperaturen; solche Kryoglobuline stellen insbesondere an die Präanalytik hohe Anforderungen.
Entgegen der landläufigen Meinung ist die Serumelektrophorese allein nicht ausreichend, um alle Plasmazellneoplasien zu identifizieren (oder auszuschließen). Dies liegt an der unterschiedlichen Sensitivität der Verfahren zur Detektion monoklonaler Antikörper oder deren Fragmente. Es müssen also verschiedene Methoden kombiniert werden, um Sensitivitätslücken der einzelnen Verfahren zu kompensieren. Die International Myeloma Working Group (IMWG) empfiehlt daher für die Untersuchung auf Plasmazellneoplasien:
- Serumquantifizierung freier Leichtketten (FLC),
- Serum-Proteinelektrophorese (SPE),
- Serum-Immunfixationselektrophorese (IFE) [1].
Damit ist eine Sensitivität von über 98 % möglich [2]. Die früher weitverbreitete Bestimmung freier Leichtketten im Urin (Bence-Jones-Proteine) ist beim Screening obsolet, da die Bestimmung im Serum die gleiche klinische Performance bietet. Lediglich beim Verdacht auf eine Leichtketten(AL)-Amyloidose ist diese Untersuchung in der initialen Diagnostik aus Sensitivitätsgründen weiter notwendig.
Freie Leichtketten
Der Nachweis freier Leichtketten im Serum erfolgt in der Regel durch Immunoassays, bei denen Anti-FLC(„free light chain“)-Antikörper zur spezifischen Erkennung von Epitopen auf Leichtketten eingesetzt werden, die in intakten Immunglobulinen verborgen sind. Diese Assays ermöglichen die Identifizierung, Quantifizierung und indirekte Bestimmung der Monoklonalität durch die Bewertung des Kappa/Lambda-Verhältnisses [3].
Dieses Verfahren wurde auch in einer ganzen Reihe von Studien verwendet, in denen die Bedeutung der Bestimmung der freien Leichtketten für das Screening [4], die Diagnose eines Plasmazellmyeloms [5], die Remissionsbeurteilung [6] sowie die Risikostratifizierung von Plasmazellneoplasien [7] herausgearbeitet wurde. Die Studien waren unter anderem die Grundlage für die Empfehlungen der IMWG zum Einsatz der Bestimmung der freien Leichtketten bei Plasmazellneoplasien aus dem Jahr 2008 [8]. In den aktuellen Krankheitskriterien des Plasmazellmyeloms ist bereits eine deutliche Erhöhung der freien Leichtketten allein ein biologisches Krankheitskriterium (Tab. 1).