Erfolgreicher Start des neuen binationalen Masterprogramms „Infection Biology“
Nachwuchs & Ausbildung
Im August 2017 startete zum ersten Mal das vom deutschen Universitätsprofessor Tim Sparwasser initiierte binationale Masterprogramm „Infection Biology“. Die Besonderheit des neuen Studiengangs ist die Zusammenarbeit mit Argentinien. Vier Studierende aus Deutschland und vier Studierende aus Argentinien beginnen jeweils im August für ein Jahr ihr Studium an der Universidad Católica de Córdoba in Argentinien und setzen dieses dann im Juni des Folgejahres an der Medizinischen Hochschule Hannover in Deutschland fort. Im letzten Quartal schreiben sie ihre Masterarbeit je nach Belieben in Argentinien oder Deutschland. Jeder Studierende erhält im jeweiligen Partnerland ein Vollstipendium des DAAD, Sprachkurse, sowie Reisestipendien. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die jungen Wissenschaftler einen Doppelabschluss beider Hochschulen.
Unser Immunsystem besteht aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedenster Zelltypen, Organe und Moleküle. Durch das ausgefeilte Abwehrsystem ist unser Körper in der Lage, sich gegen Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze spezifisch zur Wehr zu setzen und diese zu eliminieren. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, können schon relativ harmlose Erreger lebensgefährlich werden, wie es beim erworbenen Immunschwächesyndrom (AIDS) der Fall ist.
Eine weitere größer werdende Bedrohung ist das Auftreten von Autoimmunerkrankungen. Dabei ist die Selbsttoleranz der körpereigenen Zellen durch eine Dysbalance von T-Helfer-Zellen und regulatorischen T-Zellen gestört, wodurch das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift. In einer immer älter werdenden Gesellschaft, die nach wissenschaftlichem Fortschritt strebt, ist es wichtig, die genauen Mechanismen dieser Erkrankungen zu erforschen, um neue Therapieansätze zu entwickeln.
Im neu gegründeten Masterprogramm „Infection Biology“ der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universidad Católica de Córdoba ist das Immunsystem und die Interaktion mit dem Pathogen im Fokus der Lehre. Die jungen Wissenschaftler erhalten zunächst ein fundiertes immunologisches und infektiologisches Grundlagenwissen. Dies beinhaltet z. B. Themen wie die angeborene und adaptive Immunantwort gegen verschiedene Pathogene, die Entstehung von Allergien oder Autoimmunität. Anschließend wird der Fokus auf die molekularen und biochemischen Signalwege der Immunantwort gelegt, deren Verständnis der Schlüssel zur Weiterentwicklung neuer Therapieansätze darstellt. Danach rückt die Anwendung der Grundlagen in den Vordergrund. Es werden beispielsweise die Etablierung neuer genetischer Experimentalmodelle und translationale Ansätze vorgestellt.
Die erlernte Theorie wird in einer Vielzahl von Praktika greifbar gemacht und gefestigt. Regelmäßige Journal Clubs (Besprechung aktueller wissenschaftlicher Veröffentlichungen) geben Anschluss an aktuellste Themen und bereiten die jungen Wissenschaftler auf die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Fachlektüre vor.
Neben dem exzellenten wissenschaftlichen Know-How steht der kulturelle Austausch im Vordergrund des Programms. Vor dem Beginn der Vorlesungen in beiden Ländern, erhalten die ausländischen Studenten einen Intensivsprachkurs in der jeweiligen Fremdsprache. Dies soll helfen, Barrieren zu überwinden und die Adaption an das neue Umfeld leichter zu machen. Der Unterricht selbst erfolgt in der Wissenschaftssprache Englisch.
Im nachfolgenden Interview berichtet ein argentinischer Student von seinen Erfahrungen aus den ersten zwei Semestern in Argentinien.
Wie haben Sie vom „Infection Biology“ Masterprogramm erfahren?
M.C.: Ich habe nach einem Graduiertenprogramm im Ausland gesucht und bin bei Facebook über AMIBA gestolpert. Ich habe mich dafür entschieden, weil es den Fokus auf Infektionskrankheiten legt und es die Möglichkeit beinhaltet nach Deutschland zu reisen.
Wie ist das Leben in Cordoba? War es einfach eine Unterkunft zu finden?
M.C.: Cordoba ist eine entspannte Umgebung und die Menschen sind sehr locker und freundlich. Es gibt eine Menge Studenten aus Argentinien und dem Ausland – es ist eine echte Studentenstadt. Ich gehe abends gerne in Bars oder treffe mich tagsüber mit Freunden im Park. Weil es so viele ausländische Studenten gibt, ist es einfach Unterkünfte zu finden. Es gibt viele Mietwohnungen für Studenten.
Wie ist das Studium strukturiert? Wie würden Sie eine normale Uniwoche beschreiben?
M.C.: Das Studium ist in Module gegliedert. Jedes Modul dauert ca. einen Monat und wird direkt mit einem Examen abgeschlossen. Die Wochen sind nicht immer gleich aufgebaut; wir haben abwechselnd Theorievorlesungen, Praktika, Journal Clubs und Seminare. Außerdem haben wir viele Professoren mit unterschiedlichsten wissenschaftlichen Hintergründen.
Wie würden Sie den Workload einschätzen?
M.C.: Der Workload ist sehr anspruchsvoll, weil wir viele Vorlesungen hören. Es hängt aber auch vom eigenen Vorwissen ab. Normalerweise werden wir von Spezialisten unterrichtet, die sich nicht nur auf die Grundlagen beschränken, sondern darüber hinaus auch den eigenen Forschungsstand, Experimente und Techniken vorstellen. Am Ende bekommen wir aber genug Zeit uns für die Examen vorzubereiten. Dieses beschränkt sich aber auf die Grundlagen.
Haben Sie genug Freizeit?
M.C.: Unter der Woche verbringen wir schon viel Zeit in der Uni für die Vorlesungen und Praktika. Am Wochenende haben wir aber genug Zeit, um in Bars zu gehen oder in die „Sierras“ zu fahren. Dies ist eine Bergkette nahe Cordoba. Die UCC bietet ihren Studenten außerdem viele kostenlose Aktivitäten wie Yoga, Theaterstunden oder andere Sportarten an.
Wie ist das Verhältnis der Studierenden untereinander?
M.C.: Die Studentengruppe ist toll! Da wir nur acht Leute sind, verbringen wir viel Zeit in der Uni, aber auch in der Freizeit zusammen und lernen uns gut kennen. Weil wir außerdem zur Hälfte aus Ausländern und Einheimischen bestehen, ist es viel einfacher, sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden und das Beste aus der gemeinsamen Zeit mitzunehmen.