Ein neues Fachmagazin zum 50. Geburtstag

Editorial

50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) – diesen runden Geburtstag nehmen wir zum Anlass, ein Fachmagazin aufzulegen, das die Immunologie erstmals in deutscher Sprache einer breiten interessierten Leserschaft näher bringen soll. Gleichzeitig werden wir darin unsere Mitglieder vier Mal pro Jahr über aktuelle Aktivitäten der Gesellschaft informieren – ein Service, der bisher über die jährlich erschienenen Immunologischen Nachrichten erfolgte.

Das erste Heft widmet sich dem Schwerpunkt Immuntherapie. Anlass dafür ist der eindrucksvolle klinische Erfolg der sog. Checkpoint-Inhibitoren bei der Behandlung von Tumorerkrankungen. Ihre therapeutische Effektivität beflügelt auch die klinische Entwicklung weiterer immunologischer Therapien. Ein innovativer Ansatz, der das Stadium der klinischen Prüfung erreicht hat, sind die körpereigenen CAR-T-Zellen, die genetisch so „umgerüstet“ werden, dass sie Tumorzellen passgenau attackieren. Ebenfalls in der klinischen Prüfung befindet sich die gezielte Modulation eines Immunrezeptors, RIG-I, der nach Aktivierung Tumorzellen in den Zelltod treibt. 

RIG-I ist eine wesentliche Komponente der Nukleinsäure-Immunität, die im Rahmen des angeborenen Immun­systems der Abwehr von fremden oder schadhaften Nukleinsäuren dient. Auch das bakterielle CRISPR/Cas-System, das eine spezifische Eliminierung von Bakteriophagen-Nukleinsäuren ermöglicht, fällt in den Bereich der Nukleinsäure-Immunität. In der Anwendung dieser spezifischen „Genschere“ liegen große Hoffnungen für die Entwicklung neuer Therapien in der Onkologie. 

So eindrucksvoll diese hochaktuellen Entwicklungen auch sein mögen, so sollte man nicht vergessen, dass die Immunologie bereits in der Vergangenheit mit monoklonalen Antikörpern Werkzeuge für zielgerichtete Therapien geliefert hat; dieser Aspekt wird im aktuellen Heft unter historischen Aspekten beleuchtet. Ganz und gar nicht so „historisch“ wie vielfach angenommen, sind für besiegt gehaltene Infektionserkrankungen wie etwa die Tuberkulose – auch 100 Jahre nach Robert Koch stellt sie noch eine große Herausforderung dar. Hier wie auch bei anderen chronischen Infektionskrankheiten wird zunehmend deutlich, dass neben Antibiotika die gezielte Steuerung von Immunfunktionen ein großes therapeutisches Potenzial besitzt.

In Übersichtsartikeln zur Gründung und zu gegenwärtigen Aktivitäten der DGfI würdigen wir natürlich auch die Erfolgsgeschichte unserer Gesellschaft. Wichtig erscheint uns vor diesem Hintergrund der Hinweis, dass physiologische und gestörte Immunfunktionen nicht nur in der Onkologie, sondern auch bei fast allen anderen Erkrankungen eine zentrale pathogenetische Rolle spielen. Um dieser besonderen Bedeutung der Immunologie gerecht zu werden, haben einige Standorte in Deutschland eigenständige Studiengänge mit immunologischem Schwerpunkt etabliert, die wir in diesem ersten Heft umfassend vorstellen. Zudem verstärken Forscherverbünde wie etwa Graduiertenkollegs, SFBs und Exzellenzcluster sowie die Arbeitskreise der DGfI die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit des Fachs Immunologie in Deutschland. 

Ganz besonders freuen wir uns über die zahlreichen Grußworte fachnaher Gesellschaften (DGRh, DGAKI, GfV, DGHM, VBio) sowie der Patientenorganisation DSAI. Uns alle verbindet das gemeinsame Ziel, dem Patientenwohl zu dienen und über eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit die Fragen der Medizin an die Wissenschaft zu lösen.

Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Freude bei der Lektüre dieser ersten Ausgabe von Trillium Immunologie. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den Mitarbeitern des medizinischen Fachverlags Trillium GmbH, die uns bei der Realisierung dieses Fachmagazins sehr unterstützt haben.

Gunther Hartmann

Hans-Martin Jäck